Politik

Türkische Medien: USA und Türkei befinden sich faktisch im Krieg

Die Türkei fährt in Syrien einen anderen Kurs als die USA. Türkische Medien sprechen davon, dass sich die beiden Nato-Staaten faktisch im Krieg miteinander befänden.
14.10.2016 01:51
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die regierungsnahe türkische Zeitung Stargazete analysiert, dass die USA und die Türkei zwar offiziell Verbündete seien, doch faktisch würden sie sich im Krieg befinden. Das Blatt wörtlich: „Im Rahmen der Nato-Mitgliedschaft wurde die Türkei nur in Bezug auf ihre Heeresgröße als wichtig eingestuft. Bei der Partizipation in den entscheidenden Gremien der Nato wurde die Türkei nicht beteiligt. Die Waffen, die die Türkei von der Nato erhalten hat, standen entweder direkt oder indirekt unter der Kontrolle der USA. Das haben wir im Jahr 1964 im Verlauf der Zypern-Krise in dem Johnson-Brief gesehen. Das westliche Bündnis hat die Türkei in ihrer wirtschaftlichen und militärischen Entwicklung durchweg ausgebremst. Sie waren besonders beunruhigt, als die Türkei sich dazu entschied, alle Gefahren entlang ihrer südlichen Grenzen endgültig aus dem Weg zu räumen, um ihre territoriale Integrität zu wahren. Insbesondere die USA spielten hier eine destruktive Rolle und ergreifen Partei für die Gegner der Türkei.“

Die Zeitung Yenicag stellt fest, dass das Bündnis zwischen der Türkei und den USA im Nahen Osten beendet sei. Doch der türkische Premier Binali Yildirim sei immer noch darauf aus, einen Mittelweg zu finden. Dabei sei deutlich geworden, zu wem die USA halten. Die USA würden eindeutig Partei für die Kurden-Milizen der PYD/PKK ergreifen. Angesichts der aktuellen Lage sei es unmöglich, eine Einigung zu finden. In diesem Zusammenhang sei auch die Nato in die Bewaffnung von anti-türkischen Kräften südlich der türkischen Grenzen beteiligt.

Ensonhaber.com berichtet, dass die USA nach dem Bau von Luftstützpunkten in Hasaka, Rumeilan und Kobani nun auch begonnen haben, im Süden von Kobani einen Militärstützpunkt zu bauen, um dort PYD-Kämpfer zu trainieren. Das Pentagon rüstet trotz türkischer Warnungen die PYD-Kämpfer aus, indem sie Waffen über die Stützpunkte zu den PYD-Kämpfern transportiert.

Die Türkei warnt die USA vor einem Angriff auf Mossul: Ein solcher würde eine massive Fluchtbewegung auslösen, Hunderttausende könnten sich auf den Weg machen, um aus dem Kriegsgebiet zu entkommen. Diese Entwicklung würde auch Deutschland betreffen: Der Deal mit der Türkei ist immer noch nicht unter Dach und Fach. Der türkische Präsident Erdogan hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass sein Land am Limit angekommen sei, was die Aufnahme von Flüchtlingen betrifft. Bisher hat die EU erst einen Bruchteil der zugesagten Zahlungen geleistet - unter anderem, weil die Menschenrechtslage in der Türkei nicht den EU-Standards entspricht und die Türkei sich weigert, ihre extensiven Anti-Terror-Gesetze abzumildern.

In Nordsyrien sind Reuters zufolge bei einer Bombenexplosion an der Grenze zur Türkei mindestens 20 Menschen getötet worden. Eine Autobombe sei unweit des Übergangs Bab al Salam detoniert, sagten zwei Augenzeugen am Donnerstag. Dabei seien überwiegend syrische Rebellen ums Leben gekommen. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Der Übergang liegt in der Nähe der Stadt Asas, einer Hochburg der von der Türkei gestützten moderaten syrischen Rebellen.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Experte fürchtet politischen Schock in Europa: „Es ist tatsächlich beängstigend“
28.06.2025

Europa taumelt: Rechte Parteien sind auf dem Vormarsch, Frankreich droht der Machtwechsel. Experte Rahman warnt: Das „Trump-Moment“...

DWN
Technologie
Technologie Neue Technologien am Körper: Gehirnimplantate, künstliche Intelligenz, elektronische Tattoos
28.06.2025

Hightech greift immer direkter in den menschlichen Körper ein. Ob Gehirnimplantate, elektronische Tattoos oder künstliche Intelligenz...

DWN
Politik
Politik Machtverlust oder Wendepunkt? Irans Zukunft nach dem Konflikt
28.06.2025

Nach dem militärischen Schlagabtausch mit Israel steht der Iran politisch und gesellschaftlich unter Druck. Zwischen Machtkonsolidierung,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen So gelingt der Einstieg: KI im Personalwesen mit System etablieren
28.06.2025

Künstliche Intelligenz erobert Schritt für Schritt das Personalwesen. Deutschland liegt im europäischen Vergleich weit vorne – doch...

DWN
Politik
Politik Familienkonzern Trump: Wie der Präsidenten-Clan Milliarden scheffelt
28.06.2025

Die Trump-Familie vermischt Politik und Profit wie nie: Während Donald Trump das Weiße Haus beherrscht, expandieren seine Söhne mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börsenausblick 2025: Drohen jetzt heftige Kursbeben?
28.06.2025

Die Sommermonate bringen traditionell Unruhe an den Finanzmärkten. Mit Trump im Weißen Haus steigen die Risiken zusätzlich. Erfahren Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt
28.06.2025

Ein Start-up ohne Produkt, eine Gründerin mit OpenAI-Vergangenheit – und Investoren, die Milliarden hinterherwerfen. Der KI-Hype kennt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social Travel: Hostelworld will Facebook des Reisens werden – mit Milliardenpotenzial
28.06.2025

Hostelworld will nicht länger nur Betten vermitteln, sondern das führende soziale Netzwerk für Alleinreisende werden. Warum der...