Politik

Obama kritisiert Europa: Austerität verhindert Wachstum

US-Präsident Obama hat die EU wegen ihrer Austeritätspolitik kritisiert. Er zielte damit auf Deutschland - und stärkte dem italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi ostentativ den Rücken.
19.10.2016 02:28
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der scheidende US-Präsident Barack Obama hat zum Abschied noch einmal deutliche Kritik an Europas rigiden Sparmaßnahmen in der Schuldenkrise geübt. "Ich glaube, dass die Austeritätsmaßnahmen zu einer Verlangsamung des Wachstums in Europa beigetragen haben", sagte Obama in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Repubblica". Obama lobte hingegen Italiens schuldenfinanzierte Wachstumspolitik unter Regierungschef Matteo Renzi.

"Matteo verfolgt den richtigen Ansatz und dieser zeigt erste Ergebnisse", sagte Obama über den Mitte-links-Politiker Renzi, der am Dienstagabend an Obamas letztem Staatsdinner in der US-Hauptstadt Washington teilnehmen sollte. Der US-Präsident erinnerte an den zu Beginn seiner ersten Amtszeit verabschiedeten Recovery Act. Das Investitionsprogramm habe 15 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen und die Armutsquoten gesenkt. "Manche Länder verfolgen einen anderen Ansatz."

"In einigen Ländern haben wir Jahre der Stagnation erlebt", sagte Obama. Dies habe in ganz Europa zu ökonomischer Frustration und Ängsten geführt. Die Kritik Obamas richtet sich indirekt vor allem an Deutschland: Die auf Deregulierung, Ausgabenkürzungen und Privatisierung von Staatseigentum fokussierte Krisenpolitik der EU zur Sanierung überschuldeter Staatshaushalte war maßgeblich von der Bundesregierung forciert worden. Renzi hat diese Austeritätspolitik wiederholt scharf kritisiert.

Obama lobte in dem Interview Renzis "Vision und ambitionierte Reformen". Italiens Regierungschef hat seine politische Zukunft mit einem landesweiten Referendum über eine von seiner Regierung vorangetriebene Verfassungsreform verknüpft. Diese soll Zuständigkeiten im italienischen Gesetzgebungsprozess entflechten und Reformen erleichtern. Die Abstimmung ist für den 4. Dezember geplant.

Die ostentative Stärkung Italiens hat auch eine geopolitische Bedeutung: Obama äußerste sich bei seinem Treffen zum Verhältnis zu Russland. Obama, der vergleichsweise moderat über Russland sprach, sagte, er habe während seiner Amtszeit versucht, mit Russland eine Partnerschaft zu etablieren. Diese sei allerdings durch die Handlungen Russlands torpediert worden. Tatsächlich hatte Obama zuletzt gemeinsam mit Russlands Präsident Wladimir Putin versucht, den Krieg gegen den IS zu beenden. Dieses Bestreben war jedoch nicht von Russland unterbunden worden. Vielmehr ist es Obama nicht gelungen, die islamistischen und internationalen Söldner, die teilweise von den USA selbst finanziert und ausgerüstet wurden, wieder in den Griff zu bekommen. Obama hatte vor einigen Monaten die Idee, US-Kriege durch Söldner ausführen zu lassen, als gescheitert bezeichnet. 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Deutsche bekommen weniger Kinder: Wer bekommt überhaupt noch Kinder?
17.07.2025

Die neuen Zahlen zur Geburtenrate in Deutschland sind da. Klar ist: Der Trend zur Entscheidung, nicht Eltern zu werden oder gar mehrere...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferando Stellenabbau: 2.000 Jobs fallen weg – Hamburg besonders betroffen
17.07.2025

Lieferando streicht bundesweit rund 2.000 Fahrerstellen – und stößt damit eine heikle Debatte an. Der Konzern will in Zukunft stärker...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Weltwirtschaft vor dem Kollaps? Chefanalyst schlägt Alarm
17.07.2025

Die Märkte taumeln, die Weltordnung wankt – und die Politik liefert die Brandbeschleuniger gleich mit. Ein SEB-Analyst warnt: So viel...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Start-ups: Bayern zieht bei Finanzierungsrunden an Berlin vorbei
17.07.2025

Bayerns Start-ups sichern sich Milliarden – und lassen Berlin hinter sich. Besonders Firmen aus den Bereichen Rüstung, KI und...

DWN
Panorama
Panorama Versandapotheken-Urteil: BGH kippt deutsche Preisbindung für EU-Versender
17.07.2025

Medikamente kosten überall in Deutschland das Gleiche – meistens jedenfalls. Denn die gesetzliche Preisbindung regelt den Verkauf...

DWN
Finanzen
Finanzen Die Revolution frisst das Geldsystem: Bitcoin auf dem Vormarsch
17.07.2025

Bitcoin schlägt Gold, überholt Tech-Aktien und weckt das Interesse von Zentralbanken – während Regierungen zwischen Kontrolle und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warum gute Führungskräfte ein seltenes Kapital sind – und was Sie ändern können!
17.07.2025

Gute Führung zahlt sich aus – messbar. Doch viele Unternehmen setzen ungeeignete Mitarbeiter in Leitungspositionen. Der Preis:...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vom Pandemie-Hype zum Kursabsturz: Nur Netflix überlebt
17.07.2025

Zoom, Peloton und Co. stürzten nach dem Lockdown brutal ab – doch ein Streaming-Riese trotzt dem Trend, kassiert Milliarden und lässt...