Wirtschaft

Vom Pandemie-Hype zum Kursabsturz: Nur Netflix überlebt

Zoom, Peloton und Co. stürzten nach dem Lockdown brutal ab – doch ein Streaming-Riese trotzt dem Trend, kassiert Milliarden und lässt selbst Amazon alt aussehen.
17.07.2025 11:26
Aktualisiert: 17.07.2025 11:36
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Vom Pandemie-Hype zum Kursabsturz: Nur Netflix überlebt
Pandemie-Aktien stürzen ab – Netflix trotzt dem Trend. (Foto: dpa | Marcus Brandt) Foto: Marcus Brandt

Pandemie-Euphorie verpufft – nur ein Tech-Gigant liefert weiter

Unsere digitalen Gewohnheiten veränderten sich radikal während der Corona-Lockdowns – und Tech-Aktien wie Zoom oder Teledoc Health profitierten massiv. Eine Lockdown-Aktie aber setzt ihren Höhenflug bis heute fort – mit dreistelligem Kursplus. Das berichtet das Wirtschaftsportal Børsen.

Während der Pandemie stürzten sich Anleger auf Unternehmen, die digitale Dienste für das Zuhause anboten. Aktien wie Zoom Communications und Teledoc Health, die virtuelle Arztkonsultationen ermöglichten, legten rasant zu. Telemedizin und Zoom-Meetings statt Geschäftsreisen galten als Zukunftsmodell. Auch Peloton Interactive, Hersteller von Heimfitness-Bikes, profitierte – die Aktie stieg zeitweise um 123 %. Doch diese Aktiennische erwies sich als kurzlebig. Die Erwartungen der Anleger wurden später regelrecht pulverisiert. Inzwischen sind die Kurse eingebrochen – um 86 %, 97 % bzw. 95 %. Eine Aktie jedoch wurde zum Zugpferd des Nasdaq-Index – dazu später mehr.

Dieses Marktverhalten zeigt laut Jacob Pedersen, Chefanalyst bei Sydbank, wie schnell Investoren in einen Rausch geraten können, wenn sich strukturell etwas verändert. „Anleger flüchteten aus Firmen mit unsicherem Geschäftsmodell unter Pandemiebedingungen – und stürmten in die wenigen, die vom Lockdown profitierten“, so Pedersen. „Diese Unternehmen wurden in goldene Zeiten hochgejubelt – doch mit der Öffnung der Welt schlugen ihre Geschäftsmodelle schnell ins Negative um.“

Das Zugpferd

Eine Aktie, deren Höhenflug ebenfalls in der Pandemie begann, setzt ihren Siegeszug fort: der Streaming-Gigant Netflix. Seit März 2020 stieg die Aktie um rund 286 %. Zum Vergleich: Der Nasdaq legte im gleichen Zeitraum 129 % zu. „Schon 2019 bediente Netflix einen Konsumtrend, der sich während der Pandemie extrem beschleunigte. Der Dienst bietet ein Produkt, das sich stetig weiterentwickelt und nie aus der Mode gekommen ist“, erklärt Pedersen.

Erfolgsrezept

In den letzten Jahren strömten die Kunden zu Netflix – 2023 wurde mit 300 Millionen Abonnements ein Rekord erzielt. Die Aktie wurde zum Liebling der Wall Street. „Netflix hat einen Sweet Spot getroffen: Sie konnten die Preise anheben, Werbung integrieren und das Abo so umstellen, dass man es nicht mehr teilen kann. Das spiegelt sich im Gewinn wider“, sagt Lars Skovgaard. Trotz Kritik kündigte Netflix im Jahresbericht 2024 an, künftig keine Quartalszahlen zur Abo-Entwicklung mehr zu veröffentlichen. Dabei zählen diese laut Skovgaard zu den wichtigsten Kennzahlen für das Q2-Ergebnis, das diesen Donnerstag erscheint. „Ich schaue mir stattdessen an, was sie pro Kunde verdienen und wie sie mit ihrer Nutzerbasis arbeiten. Netflix produziert eigene Serien – das ist teuer. Langfristig wird spannend, wie sie mithilfe von Künstlicher Intelligenz Produktionskosten senken wollen“, so Skovgaard.

Zu spät für die Kursrallye?

Insgesamt sind die Analysten bullish: 42 sprechen eine Kaufempfehlung aus, 18 votieren auf Halten, nur ein Analyst rät zum Verkauf. Allerdings hat J.P. Morgan Chase – die größte US-Bank – ihre Empfehlung auf Halten gesenkt. Grund: hohe Bewertung und wachsender Wettbewerbsdruck, wie Bloomberg-Daten zeigen. Netflix wurde 2010 weltweit gestartet und war ein Pionier. Doch der Streaming-Markt ist heute umkämpft: Dienste wie Disney, HBO Max, Viaplay, Amazon Prime oder Skyshowtime sind hinzugekommen. „Der härteste Risikofaktor für Netflix ist der Wettbewerb. Streaming ist das einzige Produkt von Netflix – anders als bei Amazon Prime, wo Streaming nur ein kleiner Bereich des Gesamtkonzerns ist“, erklärt Skovgaard. „Amazon kann dieses Geschäftsfeld nach Belieben querfinanzieren. Netflix hat diese Möglichkeit nicht.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Von der Leyen wirft Russland hybriden Krieg gegen EU vor
08.10.2025

Plant Russland einen Angriff auf die EU? Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht schon jetzt Zeichen für einen Krieg – und...

DWN
Politik
Politik Kranken- und Rentenversicherung wird für Gutverdiener teurer
08.10.2025

Erwerbstätige mit höheren Einkommen müssen sich darauf einstellen, im kommenden Jahr mehr für die Renten- und Krankenversicherung zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrieproduktion sinkt erneut deutlich - Einbruch in der Autobranche
08.10.2025

Die deutschen Unternehmen drosseln ihre Produktion stärker als erwartet. Vor allem eine Branche verbucht ein sattes Minus. Hat das...

DWN
Panorama
Panorama Deutschlandticket: Boom vorbei - weniger Fahrgäste im Nahverkehr als vor Corona
08.10.2025

Das Deutschlandticket hat viele in Busse und Bahnen gelockt, doch der Boom ist vorbei. Fahrgastverbände und Verbraucherschützer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Pflichttermin zum Strategiewerkzeug: Jahresgespräche im Wandel
08.10.2025

Was lange als lästige Pflicht galt, entwickelt sich zum strategischen Machtfaktor: Jahresgespräche sollen nicht mehr nur Protokoll...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU kämpft mit Umweltabgaben und Wettbewerbsdruck in der Düngemittelindustrie
08.10.2025

Die europäische Düngemittelindustrie steht unter erheblichem Druck. Hohe Produktionskosten, steigende Emissionsabgaben und der wachsende...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis klettert über 3.450 Euro: Zahl neuer Goldkäufer in Deutschland vervierfacht sich
08.10.2025

Der Goldpreis erreicht ein Rekordhoch nach dem anderen, auch in Euro, trotz ruhiger Märkte. Auch immer mehr Anleger in Deutschland...

DWN
Politik
Politik Regierungskrise in Frankreich - Premier ringt um Kompromiss
08.10.2025

Frankreich steht mitten in einer Regierungskrise vor einer Entscheidung. An diesem Mittwochabend endet eine Frist, die Präsident Emmanuel...