Wirtschaft

Corona-Katastrophe: Gewinne im Mittelstand brechen um 44 Prozent ein

Die Gewinne im deutschen Mittelstand sind aufgrund des ersten Lockdowns und der Corona-Gesamtlage um 44 Prozent eingebrochen. Doch die Betriebe haben eine hohe Eigenkapitalquote.
15.09.2020 11:21
Lesezeit: 1 min
Corona-Katastrophe: Gewinne im Mittelstand brechen um 44 Prozent ein
Zwei Mitarbeiter gießen am 23.06.2015 flüssiges Gusseisen im Werk des Autozulieferers Bergmann Automotive in Barsinghausen in der Region Hannover (Niedersachsen). (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Viele deutsche Mittelständler können einer Studie zufolge die Einbrüche der Corona-Krise dank guter Kapitalpolster weitgehend abfedern. Mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalquote von 39 Prozent seien die Betriebe ausreichend kapitalisiert, um Verluste wegzustecken, sagte Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis am Dienstag zur Umfrage des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). „Über alle Branchen hinweg erwarten wir für dieses Jahr einen durchschnittlichen Umsatzrückgang von 5,7 Prozent.“ Die Gewinne im Mittelstand seien mit Minus 44 Prozent deutlich stärker eingebrochen. Dennoch blieben die Firmen im Schnitt rentabel und könnten 2020 eine Umsatzrendite von 3,5 Prozent erwirtschaften.

Die Corona-Pandemie habe den Mittelstand mit voller Wucht getroffen. Während Gastgewerbe, Tourismus- und Autoindustrie oder das Messe- und Eventgeschäft mit teils erheblichen Umsatzeinbußen konfrontiert würden, blieben Bau, Gesundheit oder Sozialwesen auch in diesem Jahr auf Wachstumskurs, sagte Schleweis. „Viele Unternehmen haben in den vergangenen guten Jahren vorbildlich gewirtschaftet, Gewinne wurden überwiegend im Unternehmen gelassen.“ Dies komme den Betrieben nun zugute. „Die hohe finanzielle Stabilität ermöglicht vielen Unternehmen temporäre Verluste aus eigener Kraft über ihr Eigenkapital zu kompensieren.“ Allerdings hätten vor allem kleine Firmen und die sogenannten Soloselbständigen oft nicht genug Reserven, um eine solche Krise über Monate hinweg alleine durchzustehen. Hier seien die staatlichen Hilfsprogramme besonders wichtig.

Der DSGV-Präsident erwartet keine große Welle an Firmenpleiten. Rund drei Viertel aller befragten Finanzierungsexperten der Sparkassen gehen davon aus, dass in den nächsten sechs Monaten weniger als zwei Prozent ihrer mittelständischen Firmenkunden Insolvenz anmelden müssen – „und das unabhängig von der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht“. Dies sei ein ermutigendes Ergebnis, sagte Schleweis – „auch wenn es deutlich macht, dass nicht alle Unternehmen die Krise überstehen werden.“ Der DSGV wertet für seinen „S-Mittelstands-Fitnessindex“ jährlich rund 300.000 Bilanzen von Firmenkunden und Analysen von deren Sparkassen-Beratern aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Luxus für die Chefetage: DAX-Vorstände kassieren das 41-Fache ihrer Mitarbeiter
12.08.2025

Während die Wirtschaft stagniert, steigen die Managergehälter: DAX-Vorstände verdienen im Schnitt das 41-Fache ihrer Mitarbeiter – und...

DWN
Politik
Politik Rente und Lebensarbeitszeit: Beamte sollen länger arbeiten, weil sie im Schnitt länger leben
12.08.2025

Die Deutschen sollen länger arbeiten, fordert die Wirtschaftsministerin, auch um die Sozialsysteme abzusichern. Für das Rentensystem hat...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Nur jeder Dritte zufrieden mit Kanzler Merz – Unzufriedenheit steigt weiter
12.08.2025

Rund 100 Tage nach Amtsantritt der neuen Koalition fällt die Bilanz für Bundeskanzler Friedrich Merz eher ernüchternd aus. Einer...

DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: DAX-Schwergewicht rutscht weiter ab – jetzt SAP-Aktie kaufen?
12.08.2025

Die SAP-Aktie steht unter Druck – trotz starker Cloud-Zahlen und stabiler Marktstellung. Anleger fragen sich: Jetzt die SAP-Aktie kaufen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaming-Boom in Deutschland: Verbraucher geben 4,6 Milliarden Euro aus
12.08.2025

Die Gaming-Branche in Deutschland erlebt einen spürbaren Aufschwung: Im ersten Halbjahr 2025 stiegen die Ausgaben der Verbraucherinnen und...

DWN
Panorama
Panorama Heiße Tage, kühle Skepsis: Warum wir uns mit Klimaanlagen so schwertun
12.08.2025

Während Klimaanlagen in vielen Ländern weltweit zur normalen Ausstattung gehören, sind sie in Deutschland noch immer umstritten....

DWN
Politik
Politik Sonntagsfrage: AfD mit Rekordwert in aktueller Forsa-Umfrage – Tiefpunkt für Schwarz-Rot und Kanzler Merz
12.08.2025

Die aktuelle Sonntagsfrage bringt die schwarz-rote Koalition unter Druck: Die AfD erreicht ihren Rekordwert, die Union verliert. Die...

DWN
Politik
Politik Selenskyj warnt: Putin nutzt Trump-Treffen als Vorwand für neue Offensive – kein Wille zum Frieden
12.08.2025

Kurz vor dem Gipfel zwischen Donald Trump und Wladimir Putin warnt Wolodymyr Selenskyj: Moskau rüste für neue Angriffe, statt Frieden zu...