Finanzen

Versicherungswirtschaft: EZB-Politik ist kalte Enteignung der Sparer

Lesezeit: 1 min
22.07.2013 23:35
Während Schuldner, allen voran der Staat, von dem von der EZB bestellten rekordniedrigen Zinsniveau profitieren, sieht es bei der betrieblichen und der privaten Altersvorsorge derzeit düster aus. In Holland stehen bei mehreren Pensionsfonds neuerliche Kürzungen der Rentenauszahlungen bevor.
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Die durchschnittlichen Renditen von Riester-Rente und privater Rentenversicherung liegen in Deutschland derzeit unter der Inflationsrate. Damit wird Pensionsvorsorge zum Minusgeschäft. In den Niederlanden müssen sich deshalb Millionen von Menschen auf eine neuerliche Kürzung ihrer Rentenzahlungen einstellen.

In Deutschland durchlaufen betriebliche und private Altersvorsorge schwierige Zeiten. Die Versicherungsbranche macht die Stützung maroder Banken und überschuldeter Staaten durch billiges Zentralbankgeld für die Verluste der Vorsorgenden verantwortlich. „Die finanzpolitische Strategie – sehr niedrige Zinsen bei mittlerer Inflation – ist nichts anderes als eine kalte Enteignung der Sparer, sagte Hasso Suliak, Sprecher des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Bei Lebensversicherungen hätten die Versicherer allein im Jahr 2012 zinsbedingte Mindereinnahmen von 4 Milliarden Euro zu verkraften, so Suliak. „Derartige Größenordnungen belasten selbstverständlich die Rendite der Altersvorsorge-Verträge der Bürgerinnen und Bürger“.

Der Bestand an Verträgen für Zusatzpensionen stagniert dementsprechend. 2012 ging ihre Anzahl im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht zurück, um 0,4 Prozent auf 93,2 Millionen Verträge. Das geht aus einem aktuellen Bericht der GDV über die Zusatzversicherungen in Deutschland hervor.

Besonders die Riester-Rente ist betroffen: Nach einem minimalen Plus im Vorjahr ist die Anzahl der Verträge im ersten Quartal 2013 erstmals zurückgegangen (hier). Im Gegensatz dazu konnte die betriebliche Altersversorgung 2012 noch zulegen: Sie wuchs um 4,8 Prozent auf 14,5 Millionen Verträge – gut 15 Prozent des Gesamtbestandes an Zusatzversicherungen. Dabei sind gerade diese Betriebs-Renten aber von der Niedrigzinspolitik der EZB betroffen (hier).

Was die Niedrigzins-Politik für viele deutsche Sparer bedeuten könnte, zeigt sich derzeit in den Niederlanden. Führende Vertreter mehrerer Fonds kündigten an, dass sich die Niederländer in den kommenden Monaten auf eine neuerliche Absenkung ihrer Pensionen einstellen werden müssen, berichtet die Zeitung De Telegraaf. „Für unsere Mitglieder und Rentner ist eine zweite Reduktionsrunde ein katastrophales Szenario“, sagte der Vorsitzende des Pensionsfonds PMT, Jan Berghuis. Schon zu Beginn des Jahres mussten die Renditen gesenkt werden.


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