Politik

Panik im Silicon Valley: Trump leitet Ermittlungen gegen Tech-Giganten ein

Lesezeit: 2 min
04.06.2019 10:35
Die US-Regierung hat Ermittlungen gegen die großen Technologiekonzerne eingeleitet. Die Aktienkurse der Unternehmen brachen am Montag ein.
Panik im Silicon Valley: Trump leitet Ermittlungen gegen Tech-Giganten ein
US-Präsident Donald Trump mit Amazon-Chef Jeff Bezos, Google-Gründer Larry Page, Facebook-COO Sheryl Sandberg und Vizepräsident Mike Pence. (Foto: AFP)
Foto: AFP

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die amerikanischen Internet-Riesen geraten nach einer jahrelangen Schonzeit verstärkt ins Visier der US-Politik. Dabei werden Giganten wie Google, Facebook und Amazon gleich von zwei Seiten in die Zange genommen: Republikaner werfen ihnen die Benachteiligung konservativer Meinungen vor, die Demokraten machen ihre wirtschaftliche Macht zum Wahlkampfthema.

Konkret passiert ist bisher noch nicht viel, aber US-Behörden und der Kongress stecken den Rahmen für Ermittlungen ab, an deren Ende zumindest theoretisch Milliardenstrafen und erzwungene Änderungen am Geschäftsmodell stehen könnten. Die Investoren reagierten am Montag spontan mit deutlichen Kursabschlägen für die Aktien. Im frühen Handel am Dienstag gab es dann nur noch moderate Rückgänge von weniger als einem Prozent.

Die Internet-Riesen konnten sich bisher auf eine lasche Regulierung im Heimatmarkt verlassen. So wurde zum Beispiel eine frühere Wettbewerbsuntersuchung gegen Google eingestellt, während die EU-Kommission gegen den Internet-Konzern in drei Verfahren Rekordstrafen verhängte.

Jetzt teilten das US-Justizministerium und die Handelsbehörde FTC, die Wettbewerbsermittlungen durchführen können, laut Medienberichten die Unternehmen unter sich auf. So ist für Facebook und Amazon nun die FTC zuständig - und für Google das Justizministerium, wie aus Berichten der «New York Times» und des «Wall Street Journal» hervorgeht.

Diese Kompetenz-Aufteilung ist der erste Schritt, um die Basis für Ermittlungen zu legen. Zugleich bedeute das noch nicht, dass bereits Verfahren gegen Google und Amazon eingeleitet worden seien, schrieb die «New York Times» unter Berufung auf informierte Personen.

Facebook steht bereits seit rund einem Jahr im Visier der FTC. Dieses Verfahren wurde durch den Datenskandal um Cambridge Analytica ausgelöst. Das Online-Netzwerk stellte schon drei Milliarden Dollar für eine mögliche Strafzahlung zurück und schließt nicht aus, dass das Verfahren auch fünf Milliarden Dollar kosten könnte.

Am Montag kündigten auch die US-Demokraten im Abgeordnetenhaus an, sie wollten umfassend die Marktmacht großer Technologiefirmen wie Facebook, Google oder Amazon unter die Lupe nehmen lassen. Die Untersuchung soll unter anderem herausfinden, ob die Unternehmen Monopolstellungen ausnutzen oder wettbewerbsfeindliche Maßnahmen ergriffen. Die Unternehmen müssen sich darauf gefasst machen, größere Mengen von Dokumenten aushändigen und Vertreter zu Anhörungen nach Washington schicken zu müssen.

In den USA macht sich parteiübergreifend die Ansicht breit, dass bei Technologieriesen wie Apple oder Google zu viel Macht und Einfluss bei zu wenig Regulierung gebündelt sein könnten.

Dabei ist bisher unklar, inwieweit das Vorgehen gegen die Online-Riesen politisch motiviert sein könnte. Die Republikaner und US-Präsident Donald Trump werfen vor allem Google und Facebook vor, konservative Meinungen zu unterdrücken. Sie versuchten bereits, die Firmen unter Druck zu setzen. So ließ das Weiße Haus eine Plattform einrichten, auf der Nutzer solche Fälle melden können.

Das US-Justizministerium untersucht Insidern zufolge nun, ob Google bei den Ergebnissen seiner Suchmaschine eigene Geschäfte bevorzugt. 2013 hatte die US-Wettbewerbsbehörde FTC eine lange Untersuchung des Konzerns abgeschlossen, Google musste damals bestimmte Praktiken abstellen. Vertreter des Justizministeriums und der FTC trafen sich den Insidern zufolge in den vergangenen Wochen, um den Fall zu erörtern. Wie das "Wall Street Journal" berichtete, schuf die FTC bei Facebook die Voraussetzungen, um das Verhalten des weltgrößten sozialen Netzwerks im Wettbewerb zu untersuchen. Unklar blieb zunächst, was genau bei Apple und Amazon geprüft werden sollte.

Amazon wird schon länger von Trump angegriffen, weil Firmengründer Jeff Bezos die «Washington Post» gehört, in der der US-Präsident oft kritisiert wird.

Bei den Demokraten machte vor allem die Senatorin Elizabeth Warren eine Zerschlagung von Facebook zum Teil ihres Programms für eine Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2020. Das Argument ist, dass das Online-Netzwerk mit der Übernahme des Chatdienstes WhatsApp und der Fotoplattform Instagram zu mächtig geworden sei und den Wettbewerb unterdrücken könne.

Apple geriet weniger in die Mühlen der Politik als die Online-Plattformen. Zum Problem für den Konzern könnte aber werden, dass er die App Store für iPhone-Anwendungen betreibt und gleichzeitig dort eigene Dienste anbietet. So reichte der Musikstreaming-Marktführer Spotify bereits eine Wettbewerbsbeschwerde bei der EU-Kommission ein. Die Firma aus Schweden sieht sich benachteiligt, weil sie 15 bis 30 Prozent von auf dem iPhone abgeschlossenen Abos an Apple abgeben muss, während der Rivale den gesamten Erlös behalten kann. In den USA wollen Verbraucher mit einer Klage erzwingen, dass Apple auch Apps aus anderen Quellen als dem hauseigenen App Store auf die iPhones lässt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - das Angebot der Essenskuriere ist kaum noch überschaubar. Wer am Markt letztlich bestehen wird,...