Politik

Kopenhagen: Polizei erschießt mutmaßlichen Attentäter

Lesezeit: 2 min
15.02.2015 10:45
Terror in Kopenhagen: Zuerst kommt es zu einem Anschlag auf eine Diskussion für Meinungsfreiheit. Anschließend wird eine Synagoge angegriffen. Zwei Personen kommen dabei ums Leben. Die Polizei berichtet, dass sie den mutmaßlichen Angreifer am Sonntagmorgen gestellt und erschossen habe.
Kopenhagen: Polizei erschießt mutmaßlichen Attentäter

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Polizei in Kopenhagen hat am frühen Sonntagmorgen den mutmaßlichen Attentäter gestellt und getötet. Der Mann ist den Polizeiangaben zufolge mit hoher Wahrscheinlichkeit für den Mord an einem 55 Jahre alten Gast einer Diskussionsveranstaltung sowie an einem jungen jüdischen Wachmann vor einer Synagoge verantwortlich. Die Polizei stützt sich unter anderem auf die Auswertung von Videomaterial aus Überwachungskameras.

Bei den Attentaten fünf Wochen nach den Anschlägen auf die Karikaturisten von Charlie Hebdo in Paris waren am Samstag und in der Nacht zum Sonntag zwei Menschen getötet und fünf verletzt worden, bevor die Polizei den mutmaßlichen Täter am frühen Morgen erschoss. «Wir sind noch immer dabei herauszufinden, ob er alleine gehandelt hat», sagte ein Polizeisprecher.

Die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt brachte ihre Erleichterung zum Ausdruck. «Die Polizei hat nach Lage der Dinge den mutmaßlichen Täter, der hinter beiden Angriffen steckt, neutralisiert», heißt es einem Statement der Regierungschefin.

Nähere Angaben zu dem getöteten Mann lagen zunächst nicht vor. Die Polizei gab nach dem ersten Angriff bekannt, dass sie einen etwa 25 bis 30 Jahre alten Mann arabischen Aussehens sucht. Die Ermittler veröffentlichten ein Bild aus einer Überwachungskamera in der Nähe dieser Stelle. Die Aufnahme zeigt einen dunkel gekleideten Mann mit einer roten Mütze.

Den Ermittlungen zufolge war der Mann nach dem Angriff auf die Diskussionsveranstaltung zum Thema «Kunst, Gotteslästerung und Freie Rede» am Samstag zunächst in einem dunklen VW Polo geflohen, der später in Kopenhagen gefunden wurde. Danach setzte er seine Flucht in einem Taxi fort und ließ sich nach Hause in seine Wohnung fahren. Der Taxifahrer gab den Ermittlern den entscheidenden Tipp.

Als die Beamten den Verdächtigen am frühen Sonntagmorgen vor dem observierten Haus ansprachen, habe der Mann das Feuer eröffnet, berichtete die Polizei. Daraufhin hätten die Beamten zurückgeschossen und den Angreifer getötet. Das Viertel in Kopenhagen ist bekannt für seinen hohen Migrantenanteil.

Bei dem Opfer, das in dem Kulturcafé erschossen wurde, handelt es sich um einen 55 Jahre alten Mann. Das zweite Opfer, das in der Nacht vor einer Synagoge in Kopenhagen von einer Kugel in den Kopf tödlich getroffen wurde, ist nach Angaben aus der jüdischen Gemeinde ein junger Wachmann jüdischen Glaubens. Er hatte die Menschen kontrolliert, die in die Synagoge zur Feier einer Bar Mitzwa kamen.

Nach Angaben des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, Dan Rosenberg Asmussen, gelang es dem Angreifer nicht, in das Gebäude vorzudringen, wo etwa 80 Menschen versammelt waren. Laut Asmussen hatte die jüdische Gemeinde die Sicherheitsvorkehrungen nach den Terroranschlägen in Paris Anfang Januar verstärkt. Unter den Verletzten sind auch mehrere Polizisten.

Der Angriff in dem Kulturcafé hatte vermutlich dem schwedischen Zeichner Lars Vilks gegolten. Er ist seit Jahren in islamistischen Kreisen wegen seiner Mohammed-Karikaturen in der Kritik und war bereits mehrfach Ziel von Anschlägen. Islamisten setzten ein Kopfgeld in Höhe von 150 000 Dollar auf ihn aus. Vilks blieb bei dem Anschlag unverletzt. Er hatte sich zusammen mit der Mitorganisatorin der Diskussion, Helle Merete Brix, in einen Kühlraum verschanzt gehalten.

Unter den Besuchern war auch der französischen Botschafter François Zimeray. Er blieb unverletzt. Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve machte sich am Sonntag von Marokko aus auf den Weg in die dänische Hauptstadt.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik ARD-Chef Gniffke: „Wir werden für eine Erhöhung der Rundfunkbeiträge kämpfen“
06.06.2023

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk will den Beitrag ab 2024 erhöhen – trotz Gesamteinnahmen von über 8 Milliarden Euro im Jahr....

DWN
Immobilien
Immobilien US-Banken verkaufen eilig Gewerbeimmobilien-Kredite
06.06.2023

Auch wenn Kreditnehmer ihre Rückzahlungen pünktlich geleistet haben, wollen große US-Banken Hunderte von Millionen Dollar an...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ende der Rezession „nicht absehbar“: Industrieaufträge fallen erneut
06.06.2023

Die Auftragslage der deutschen Industrie war auch im April enttäuschend. Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession fest – und...

DWN
Marktbericht
Marktbericht Staudamm in der Ukraine schwer beschädigt: Sprengung oder Beschuss?
06.06.2023

In der von Russland kontrollierten Region Cherson ist ein wichtiger Staudamm schwer beschädigt worden. Kiew und Moskau machten sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Der große Schuldenerlass wirft seinen Schatten voraus
05.06.2023

Angesichts stark steigender Schulden erwarten einige Analysten einen großen Schuldenerlass. Möglich sei, dass dieser global ausfällt....

DWN
Politik
Politik Ukraine-News Mai 2023: Der Ukraine läuft die Zeit davon
31.05.2023

Das Ende der Waffenlieferungen für die Ukraine rückt unaufhaltsam näher, sagen Beamte in den USA und Europa. Damit droht Kiew der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Die teuersten Städte Europas: Deutschland ist nicht dabei
06.06.2023

Der starke US-Dollar hat den Index in einer Economist-Studie verzerrt. Verschiedene russische Städte kletterten nach oben, insbesondere...

DWN
Ratgeber
Ratgeber Weniger volatil: Lohnen sich Dividendenaktien?
06.06.2023

Dividendenaktien gelten als Stabilitätsanker in angespannten Börsenzeiten. Lohnt sich ein Investment?