Aktienanleger setzen weiter auf billiges Notenbankgeld. Nach schwachen Arbeitsmarktdaten hofften Börsianer am Dienstag auf eine spätere Zinserhöhung der US-Zentralbanker. Das trieb die europäischen Aktienindizes an: Der Dax gewann 1,3 Prozent auf 12.123,52 Zähler und lag damit knapp hundert Punkte unter seinem Mitte März erreichten Allzeithoch. Der EuroStoxx50 stieg um 1,4 Prozent auf 3768,72 Zähler. Auch an den US-Märkten ging es nach oben: Bis Handelsschluss in Europa stieg der Dow-Jones-Index um ein halbes Prozent.
In den Vereinigten Staaten häuften sich zuletzt schwächere Wirtschaftsdaten. Am Karfreitag enttäuschte der Arbeitsmarktbericht mit nur halb so viel neu geschaffenen Stellen wie erwartet.
Immer weniger Analysten rechnen mit einem ersten Zinsschritt bereits im Juni. Das sei mittlerweile weniger wahrscheinlich, prognostizierten die Analysten der Essener Nationalbank in einem Kommentar. Auch die UniCredit geht nun von September statt Juni aus. Der Chef der Notenbank von Minneapolis, Narayana Kocherlakota, empfahl gar eine Zinswende erst im Jahr 2016.
Die Notenbank macht die geplante Zinswende vor allem von einer nachhaltigen Erholung des Arbeitsmarktes abhängig. Mit einem Nullzins und massiven Konjunkturspritzen hatte die Fed in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass die USA die Rezession abschütteln und die Aktienmärkte auf Rekordjagd gehen konnten.
Für Kurssprünge sorgte die geplante Milliardenübernahme von TNT Express durch den US-Paketriesen FedEx. Die Aktien des niederländischen Konzerns schossen um 28 Prozent auf 7,69 in die Höhe. Die Amerikaner wollen acht Euro je Anteilsschein in bar zahlen. Die FedEx-Aktien legten 2,8 Prozent zu.
Die Offerte schob die Titel anderer Post- und Paketdienstleister an. Die Papiere der niederländischen Post legten 12,4 Prozent zu, Royal Mail zogen in London 1,3 Prozent an. Die Aktien der Deutschen Post gewannen im Dax 2,6 Prozent. Die Integration von FedEx und TNT könnte kurzfristig Qualitätsprobleme verursachen, von denen wiederum die Deutsche Post profitieren dürfte, schrieben die Analysten von Equinet in einem Kommentar. Langfristig dürfte die Konkurrenz für die Bonner durch die Fusion aber größer werden, ergänzten die Experten.
Größter Verlierer im Dax waren die Aktien der Lufthansa mit einem Abschlag von 1,9 Prozent. JP Morgan hatte die Titel auf Underweight von Neutral heruntergestuft. Auch Air France gaben 2,7 Prozent nach, nachdem die Analysten die Bewertung auf "Underweight" von "Overweight" stutzten. Für die beiden europäischen Airlines werde der Wettbewerb härter. Das liege an kräftigen Kapazitätsaufstockungen von Anbietern aus der Golf-Region bei den Strecken zwischen Europa und dem Nahen Osten, begründeten die Experten ihre Entscheidung.
Die Titel der Versorger RWE und E.ON legten hingegen jeweils rund vier Prozent zu. Börsianer sprachen von Nachholeffekten. Die Aktien haben seit Jahresbeginn 6,3 und 3,2 Prozent an Wert eingebüßt, der Dax kommt dagegen auf ein Plus von 22 Prozent.
Im SDax sprangen Zooplus zeitweise auf ein Rekordhoch von 96,54 Euro und schlossen als größter Gewinner in dem Kleinwerteindex 7,7 Prozent höher. Der Medienkonzern Hubert Burda macht Ernst mit seinem schrittweisen Abschied von dem Tierfutterversand und verringerte seinen Anteil auf knapp 19 Prozent.