Politik

Italien: Konsumenten-Vertrauen so tief wie seit 15 Jahre nicht

Die italienischen Konsumenten sind pessimistisch wie lange nicht. Das könnte auch den deutschen Exporten zu schaffen machen. Erste Indikatoren zeigen auch in Deutschland wenig Glaube an den Aufschwung.
23.04.2012 15:11
Lesezeit: 1 min

Der angekündigte Sparkurs von Premierminister Mario Monti verdirbt den Italienern die Lust aufs Shoppen. Die schlechte Konsumlaute treibt die viertgrößte Volkswirtschaft in Europa in eine tiefe Rezession. Der Index für das Verbraucher-Vertrauen sank in Italien im April deutlich stärker als erwartet. Lag er im März noch bei 96,3 Zählern, sank er im April auf 89 Zähler. Das ist der tiefste Stand seit mehr als 15 Jahren. „Die Kosnumenten beginnen stärker auf die negativen Auswirkungen der Sparmaßnahmen zu achten“, erklärt Annalisa Piazza von der Newedge Group der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Mario Monti ist derzeit dabei, ein 20 Milliarden Euro Sparpaket auf den Weg zu bringen, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Doch die Maßnahmen, die auch niedrigere Renten zur Folge haben werden, haben bereits jetzt für einen rapiden Anstieg der Benzinpreise geführt und die Wirtschaft in die vierte Rezession seit 2001 geworfen. Italiens Wirtschaft wird 2012 um rund 1,2 Prozent schrumpfen und die Arbeitslosigkeit ist mit 9,3 Prozent auf einem 11-Jahres-Hoch. „Es wird weiteren Stellenabbau geben und eine Zunahme der Menschen, die auf der Suche nach einer Vollbeschäftigung sind“, kündigt die Arbeitgeber-Gewerkschaft Confindustria an. Auch ein weiterer Rückgang des realen Einkommens wird weiter von statten gehen.

Doch in Deutschland wird die Lage derzeit auch nicht besonders positiv eingeschätzt. Der Einkaufsmanager-Index in der Industrie erlitt im April seinen stärksten Rückgang seit drei Jahren (mehr hier). Einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) zufolge rechnen zudem lediglich 40 Prozent der befragten Unternehmen mit einer steigenden Produktion. Die aktuelle Konjunkturprognose des IW Köln geht von einem Wachstum von 1,25 Prozent in diesem Jahr aus, 2013 könnten es 2 Prozent sein.

Die Umfrage steht in starkem Kontrast zum Ifo-Geschäftsklimaindex. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer kletterte im April den sechsten Monat in Folge, wozu zuletzt vor allem die Industrie beisteuerte. "Die deutsche Wirtschaft zeigt sich widerstandsfähig", sagte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn zu der Umfrage unter 7000 Firmenchefs. Dies ist erstaunlich , denn gerade Sinn predigt seit Monaten unermüdlich den bevorstehenden Crash wegen der Target 2-Salden (etwa hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
11.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands Zukunft? Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung
11.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...