Politik

Vergleich mit Bayern kostet Österreichs Steuerzahler 1,2 Milliarden Euro

Lesezeit: 1 min
07.07.2015 09:55
Österreich und Bayern wollen in einem Vergleich den Rechtsstreit um die Skandalbank Hypo Alpe Adria beenden. Die Steuerzahler kostet die Einigung 1,23 Milliarden Euro. Die Einigung gibt auch einen Hinweis für alle Heta-Gläubiger, die nun mit einem Schuldenschnitt von 45 Prozent rechnen müssen.
Vergleich mit Bayern kostet Österreichs Steuerzahler 1,2 Milliarden Euro

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Österreich und Bayern wollen die milliardenschweren Rechtsstreitigkeiten um die Hypo-Bad-Bank Heta mit einem Generalvergleich beenden. Die Finanzminister beider Länder hätten sich auf eine Absichtserklärung zur Einstellung sämtlicher Gerichtsverfahren geeinigt und wollten nun vertiefte Verhandlungen führen, sagte Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann am Dienstag. Die Alpenrepublik plane im Zuge der bis Herbst angestrebten Einigung eine Anzahlung über 1,23 Milliarden Euro. Die dafür nötige Genehmigung durch das österreichische Parlament und die Finanzmarktaufseher stehe jedoch noch aus. Bayerns Finanzminister Markus Söder kündigte für 11:30 Uhr eine Pressekonferenz zu "aktuellen Entwicklungen" der BayernLB an.

In den Verfahren, die die frühere Heta-Mutter BayernLB sowie Österreich und die Heta vor diversen Gerichten führen, geht es nach Angaben Österreichs um einen Streitwert von insgesamt 16 Milliarden Euro. Hintergrund ist die Übernahme der Heta-Vorgängerin Hypo Alpe Adria durch die BayernLB 2007 sowie die darauffolgende Notverstaatlichung im Zuge der Finanzkrise 2009. Sowohl die BayernLB als auch Wien fühlten sich dabei über den Tisch gezogen und überziehen sich gegenseitig mit Klagen über die Lastenverteilung für das Milliardendebakel, das als größter Finanzskandal in Österreichs Nachkriegsgeschichte gilt. Bislang hat die Hypo, die nun mit Hilfe der Bad Bank Heta abgewickelt wird, gut 5,5 Milliarden Euro an Staatshilfe erhalten.

BayernLB-Chef Johannes-Jörg Riegler schließt durch den Vergleich die letzte Großbaustelle der zweitgrößten deutschen Landesbank. 2014 hat der seit gut einem Jahr amtierende Vorstandschef bereits die ungarische Problem-Tochter MKB und ein milliardenschweres Paket riskanter Wertpapiere losgeschlagen. Eine große Herausforderung bleibt allerdings: Bis 2019 muss die in der Finanzkrise gerettete Bank fünf Milliarden Euro an das Land Bayern zurückzahlen.

Die Vergleichssumme von 1,23 Milliarden Euro ist auch ein wichtiges Signal für die Heta-Gläubiger, für die Österreich einen Schuldenschnitt plant. Die Anzahlung entspricht Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling zufolge 45 Prozent jener Summe, die der Staat nach einem erstinstanzlichen Urteil im BayernLB -Prozess vor dem Landgericht München zurückzahlen muss. Zwar sei die Quote von 45 Prozent kein Präjudiz für die Verhandlungen mit anderen Heta-Gläubigern - darunter viele deutsche Banken und Versicherungen. "Ich glaube aber, dass es an den Kapitalmärkten ein wichtiges Signal ist, dass wir bei diesem Vergleich jetzt unter 50 Prozent gekommen sind und dass wir damit auch ein Signal setzen, wo ungefähr die Limits liegen", sagte Schelling. Die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA könnte dem Politiker zufolge bereits im Herbst eine Quote für einen Schuldenschnitt auf Heta-Anleihen festsetzen.

Das Vorgehen scheint mit der Europäischen Zentralbank abgestimmt zu sein. Die Bundesbank hatte die deutschen Heta-Gläubiger bereits vor einigen Monaten aufgefordert, sich auf einen Verlust von 50 Prozent einzustellen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...