Die Aktienkurse des Kurznachrichtendienstes Twitter sind am Montag erneut um über sechs Prozent eingebrochen. Twitter-Aktien werden seit Donnerstag unter dem Ausgabepreis vom Börsenstart des Unternehmens 2013 gehandelt.
Der Kurs fiel allein seit Jahresbeginn um mehr als ein Viertel, von anfänglichen Höchstständen bei 70 Dollar ist er weit entfernt. Aus Sicht der Investoren wächst Twitter zu langsam, insbesondere im Vergleich zu Facebook mit seinen fast 1,5 Milliarden Nutzern. Allerdings hat auch die Facebook-Aktie am Montag ähnlich stark nachgegeben: Die Aktienkurse fielen am Montag ebenfalls um 6,37 Prozent. Zwar sind die Umsatzzuwächse bei Facebook stabil. Die Zahl der täglichen User blieb jedoch auch bei dem größten sozialen Netzwerk mit 968 Millionen knapp unter den Schätzungen der Analysten.
Bei Twitter haben zuletzt trübe Geschäftsausblicke die Talfahrt beschleunigt. Zur Stützung des Aktienkurses erwarb der Übergangschef von Twitter Anfang August weitere Dividendenpapiere des US-Kurznachrichtendienstes. Jack Dorsey habe 31.627 Anteilsscheine im Wert von rund 875.000 Dollar gekauft. Auch andere Twitter-Manager wie Finanzchef Anthony Noto hatten in der vergangenen Woche bekanntgegeben, Anteilsscheine an dem Kurznachrichtendienst erworben zu haben, um damit Vertrauen in das Unternehmen zu demonstrieren. Allerdings konnten die Nothilfe-Maßnahmen die Anleger nicht überzeugen.
Twitter war zuletzt auf der Jagd nach neuen Nutzern weiter nur mühsam vorangekommen. Im vergangenen Quartal fiel der Nutzerzuwachs so schwach aus wie seit dem Börsengang des Unternehmens im Jahr 2013 nicht mehr. Anleger reagierten enttäuscht und trennten sich von der Twitter-Aktie. Investoren hoffen darauf, dass Twitter die Initialzündung gelingt. Doch die Firma hinkt anderen Internet-Netzwerken wie Facebook, Instagram und Snapchat hinterher, die ihre Nutzerzahlen deutlich stärker steigern konnten. Ende Juni hatte Twitter-Chef Dick Costolo das Handtuch geworfen.
Auf der Suche nach neuen Nutzern bricht Twitter sogar mit dem ureigensten Markenzeichen - der 140 Zeichen-Beschränkung: Für direkte Textbotschaften zwischen Nutzern hebt der Internetdienst seine Längenbeschränkung von 140 Zeichen auf. Damit solle "die private Seite von Twitter noch mächtiger und spaßiger werden", kündigte das US-Unternehmen am Mittwoch auf seinem Firmenblog an. Für die öffentlich gesendeten Botschaften bleibe die Grenze aber bestehen.
Dennoch schätzen Analysten die Aussichten für Twitter schlecht ein, zeitnah aus der Krise herauszukommen. Barklays-Analysten sagten der FT: "Es wird wahrscheinlich einige Zeit dauern, bis wir Innovationen bei Twitter sehen, die die User-Trends materiell bessern."