Politik

Ukraine: Schwere Ausschreitungen vor Parlament in Kiew

Bei einer Explosion vor dem ukrainischen Parlament sind mindestens 30 Menschen verletzt worden. Bei einer Kundgebung vor der Rada soll eine Handgranate detoniert sein. Auslöser der Proteste war die parlamentarische Debatte über den Sonderstatus des Donbass.
31.08.2015 13:38
Lesezeit: 1 min

Bei einer Explosion vor dem ukrainischen Parlament sind mindestens 125 Menschen verletzt worden. Dies meldet die staatliche ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform unter Berufung auf ein Posting von Innenminister Arsen Avakov auf Facebook. Unter den Betroffenen seien viele Angehörige der ukrainischen Nationalgarde, teilten die Behörden in Kiew am Montag mit. Bei Protesten vor der Obersten Rada gegen eine Verfassungsreform hatten Unbekannte eine Handgranate gezündet, wie der Abgeordnete Anton Geraschtschenko sagte. Die Kiew Post meldet den Tod eines Polizisten.

Unter den Verletzten sind auch ein französischer Journalist sowie Reporter der ukrainischen TV-Sender 5. Kanal und 1+1. Das teilte Innenminister Arsen Awakow am Montagabend mit. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) forderte von der Regierung, die Übergriffe auf Korrespondenten bei den Protesten von Nationalisten gegen eine Verfassungsreform zu untersuchen.

Hintergrund ist eine parlamentarische Debatte über den Sonderstatus der Rebellengebiete. Die von der ukrainischen Regierung befürworteten Pläne eines Sonderstatus‘ für Rebellengebiete im Osten des Landes haben im Parlament eine wichtige Hürde genommen. 265 Abgeordnete stimmten am Montag in einer hitzigen Sitzung nach erster Lesung eines sogenannten Dezentralisierungs-Gesetzes für die notwendige Verfassungsänderung. Das waren 39 mehr als für die Fortsetzung des Verfahrens erforderlich. Bevor das Gesetz jedoch verabschiedet wird, muss es eine zweite abschließende Lesung überstehen. Dafür benötigt Präsident Petro Poroschenko mindestens 300 Unterstützer.

Die Abstimmung am Montag zeigte, dass viele prowestliche Abgeordnete, darunter auch Ex-Ministerpräsidentin Julia Timoschenko, das Vorhaben ablehnen. Vor dem Parlament demonstrierten Nationalisten gegen die Pläne. Dort explodierte auch die Granate.

Die Gewährung eines Sonderstatus‘ für Teile der weitgehend von Rebellen kontrollierten Regionen Donezk und Luhansk ist ein zentraler Punkt der im Februar im weißrussischen Minsk erzielten Friedensvereinbarung.

Angela Merkel kündigte einen neuen Vierer-Telefongipfel an, an dem auch Russlands Präsident Wladimir Putin teilnehmen soll. Für den Westen wird die Lage immer schwieriger, da Poroschenko nicht mehr die gesamte Front der anti-russischen Parteien für seine Politik mobilisieren kann. Insbesondere der rechtsextreme Rechte Sektor weigert sich, den Anordnungen Poroschenkos Folge zu leisten. Erst vor wenigen Monaten hatte die Regierung versucht, die Rechtsextremen in die reguläre Armee zu integrieren, um sie besser kontrollieren zu können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....