Der schwäbische Explosionsschutz-Spezialist R. Stahl streicht angesichts eines Auftragseinbruchs 225 seiner knapp 2000 Arbeitsplätze. Vor allem die Öl- und Gasindustrie, die normalerweise für rund die Hälfte des Umsatzes von R. Stahl sorgt, leide unter dem niedrigen Ölpreis und habe daher ihre Investitionen deutlich zurückgefahren, begründete der börsennotierte Mittelständler aus Waldenburg den Abbau jeder neunten Stelle. Der Rückgang sei der stärkste Einschnitt seit der Ölkrise vor 30 Jahren. 120 Arbeitsplätze fielen bis zum Jahresende allein in Deutschland weg, davon sei rund die Hälfte mit Leiharbeitern besetzt.
Man reagiere damit „ein seit Monaten schwieriges Marktumfeld, das sich zuletzt weiter drastisch verschlechtert hat und dessen Erholung auch für 2016 nicht absehbar ist“, so das Unternehmen. „Wenn wir unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern wollen, müssen wir angesichts dieser Entwicklung jetzt entschlossen handeln“, sagte Martin Schomaker, der Vorstandsvorsitzende der R. STAHL AG. „Die notwendige Verbesserung unserer Kostenstrukturen erfordert leider auch Anpassungen bei der Zahl unserer Mitarbeiter“.
Der Stellenabbau soll acht Millionen Euro kosten. Das werde den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) in diesem Jahr auf zwei bis fünf Millionen Euro drücken; bisher hatte R. Stahl 16 bis 20 Millionen erwartet. Statt bis zu 330 Millionen Euro Umsatz geht das Unternehmen nur noch von 300 bis 310 Millionen Euro aus. Im kommenden Jahr sollen auch bei einem weiteren Rückgang auf 280 bis 290 Millionen Euro mindestens 14 Millionen Euro Ebit zu Buche stehen.
Stahl erhofft sich von dem Abbau Einsparungen von 20 Millionen Euro. Zudem soll das Geschäft mit der Chemie, der Pharmabranche und der Marine ausgebaut werden, um die Ausfälle wettzumachen. Das Unternehmen produziert unter anderem Schalter, Lampen und Steuerungen für Industrieanlagen, bei denen keine Funken nach außen dringen dürfen.
Die R.-Stahl-Aktie brach um mehr als sechs Prozent auf 30,80 Euro ein und waren damit bei hohen Umsätzen so billig wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren. Im Sommer 2014 hatte die Firma eine feindliche Übernahme abgewehrt. Der Elektrotechnik-Konzern Weidmüller hatte damals 50 Euro je Aktie geboten.