Finanzen

Franken-Kredite: Polens Zentralbank attackiert die eigene Regierung

Polens Zentralbank schießt gegen einen Gesetzentwurf der Regierung, welcher es überschuldeten Kreditnehmern ermöglichen würde, in Franken aufgenommene Kredite in Zloty umzutauschen. Das Gesetz spielte eine große Rolle um Wahlkampf und trug maßgeblich zum Sieg der aktuellen Regierung bei. EU, Ratingagenturen und die EZB stellen sich gegen das Vorhaben.
14.02.2016 01:55
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Polens Wirtschaft drohen nach Einschätzung der heimischen Notenbank erhebliche Rückschläge bei einem gesetzlichen Zwangsumtausch von Franken-Krediten in Zloty. Die Umsetzung solcher Pläne, mit der völlig überschuldete Kreditnehmer entlastet werden sollen, würde die Banken mit umgerechnet bis zu 9,9 Milliarden Euro belasten, teilte die Zentralbank am Mittwoch in Warschau mit.

Rund 70 Prozent des Bankensektors, so die Zentralbank weiter, könnten dann in die roten Zahlen rutschen. Die Notenbank sieht dadurch die Stabilität der Geldinstitute in Gefahr. Auch könnte eine massenhafte Umwandlung dieser Kredite zu einer Abwertung der Währung führen, warnte die Notenbank. Ratingagenturen könnten ihre Bonitätsnoten für Polen senken. Die Agentur S&P hat das bereits getan, Fitch hat damit gedroht.

Die polnische Notenbank reiht sich mit ihrem Vorstoß gegen das Gesetz in die offizielle Linie der EU und der EZB ein. Diese hatten Polen schon vor der Bekanntgabe des Gesetzes hart kritisiert. Sie stört außerdem, dass die Regierung um Präsident Andrzej Duda eine Bankensteuer plant, mit der soziale Projekte vorangetrieben werden sollen. Ungarn hatte unterdessen kürzlich angekündigt, der polnischen Regierung im Falle von EU-Sanktionen mit einem Veto beizustehen.

In den Jahren 2007 und 2008 hatten rund 500.000 Polen Hypotheken in der Schweizer Währung aufgenommen, da dafür deutlich geringere Zinsen fällig wurden. Inzwischen hat der Franken zum Zloty aber um gut 80 Prozent aufgewertet – die Schuldenlast der Hausbauer stieg dadurch massiv an. Staatspräsident Andrzej Duda will die Bürger mit dem Gesetzentwurf entlasten und die Banken zwingen, die Kredite in Zloty umzuschreiben.

In den Büchern polnischer Banken liegen Franken-Kredite im Gegenwert von fast 33 Milliarden Euro. Auf die Commerzbank-Tochter mBank entfallen Schätzungen zufolge rund 4,6 Milliarden Euro. Die Tochtergesellschaft der österreichischen RBI International hat Kredite im Gegenwert von rund 3 Milliarden Euro vergeben. Am stärksten ist allerdings die polnische Bank PKO betroffen. Insgesamt befindet sich der polnische Bankensektor zu rund 60 Prozent in der Hand ausländischer Institute.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...