Finanzen

Japan: Export-Einbruch zeigt Schwäche der Weltwirtschaft

Die Exporte Japans sind im Januar so stark eingebrochen wie seit 2009 nicht mehr. Der Rückgang von fast 13 Prozent kann letztendlich aber nur mit einer generellen Krise der globalen Nachfrage erklärt werden. Der Weltwirtschaft droht der Stillstand.
18.02.2016 11:31
Lesezeit: 2 min

Die japanischen Exporte sind im Januar so stark eingebrochen wie zuletzt während der Finanzkrise 2009, wie Reuters am Donnerstag bekanntgab. Eine schwächere Nachfrage aus China und anderen wichtigen Absatzmärkten habe zu einem Rückgang um 12,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr geführt, teilte das Finanzministerium am Donnerstag mit. Analysten hatten mit einem Minus von 11,3 Prozent gerechnet. Es war bereits die vierte Abnahme der industriellen Ausfuhren in Folge. Besonderen Anteil an dem Rückgang hatten Stahl- und Ölprodukte. Im Schlussquartal 2015 schrumpfte die japanische Volkswirtschaft zudem mit einer Jahresrate von 1,4 Prozent.

Die Schwäche der japanischen Industrie gibt Hinweise darauf, wie es mit der Weltwirtschaft und insbesondere mit dem Welthandel bestellt ist. Auch die chinesischen Ausfuhren waren zum Jahresauftakt mit 11,2 Prozent ähnlich stark zurückgegangen. Für die exportabhängige deutsche Wirtschaft sind das sehr schlechte Nachrichten. Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr bereits mit einem geringeren Exportwachstum von 3,2 Prozent nach 5,4 Prozent im vergangenen Jahr.

Die veröffentlichten Exportdaten aus Japan und China könnten allerdings leicht verzerrt sein, weil das Neujahrsfest in der Volksrepublik diesmal früher als im vergangenen Jahr gefeiert wurde. In vielen Unternehmen wird dann nicht gearbeitet. Allein nach China, dem größten Handelspartner Japans, wurden 17,5 Prozent weniger Waren ausgeliefert.

Die Grundaussage bleibt allerdings bestehen: die Weltwirtschaft gleitet seit einigen Monaten in eine Phase niedrigen Wachstums ab. Viele Indizes stützen diese Beobachtung bereits. So ist der Baltic Dry-Index, der die Frachtkosten wichtiger Rohstoffe wie Eisenerz, Zement und Kupfer abbildet und als Frühindikator für die globale Konjunktur gilt, zuletzt zwar leicht angestiegen. Er liegt mit aktuell 307 Punkten aber rund 60 Punkte tiefer als zu Monatsbeginn, rund 200 Punkte tiefer als vor einem Jahr und rund 2000 Punkte tiefer als Ende 2013.

Hinzu kommt, dass auch die Konjunktur der USA nicht richtig Tritt fasst. Seit Sommer verlangsamt sich dort das Wachstum. Ende 2015 legte das Bruttoinlandsprodukt nur noch um 0,2 Prozent zu. Ein Grund dafür ist der stark gestiegene Dollar, welcher amerikanische Produkte auf dem Weltmarkt verteuert. Die Zahl neuer Stellen stieg zu Jahresbeginn zwar um 151.000. Von Reuters befragte Ökonomen hatten aber mit 190.000 gerechnet und auch der Vormonatswert wurde um 30.000 auf 262.000 nach unten revidiert. Im Dezember schrumpften zudem die Bestellungen langlebiger Güter um über 5 Prozent. In den Vereinigten Staaten sind noch immer rund 45 Millionen Menschen von Lebensmittel-Marken abhängig, um ihr tägliches Auskommen zu sichern. Diese Probleme bringen die Zentralbank Fed bereits dazu, die eingeleitete Zinswende merklich zu verlangsamen.

Analysten rechnen für Japan zu Jahresbeginn bestenfalls mit einem leichten Wachstum. „Da die Exporte schlecht laufen, kann man nicht erwartet werden, dass sie das Wachstum im laufenden Quartal antreiben“, sagte der Chefvolkswirt des Forschungsinstituts Norinchukin, Takeshi Minami. Zur Ankurbelung der Kreditvergabe hatte die Notenbank im Januar Strafzinsen für Geschäftsbanken eingeführt, bisher ohne Erfolg. Denn die Nachfrage an den Weltmärkten scheint zu stagnieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...