Politik

Nato schürt Angst in Europa: IS-Kämpfer mischen sich massiv unter Flüchtlinge

Lesezeit: 2 min
03.03.2016 01:22
Die Nato schürt die Angst vor den Flüchtlingen: Ihr Oberbefehlshaber Breedlove sagte vor dem US-Kongress, die Zahl der IS-Kämpfer unter den Flüchtlingen breite sich aus „wie ein Krebsgeschwür“. Menschenrechtsorganisationen sehen das ganz anders. Außerdem behauptete Breedlove, die Russen würden die Flüchtlinge als Waffe gegen die EU einsetzen. Außer Panik-Mache kann man in diesen Aussagen keine Logik erkennen.
Nato schürt Angst in Europa: IS-Kämpfer mischen sich massiv unter Flüchtlinge

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Nato spielt in der Flüchtlingskrise eine zunehmend undurchschaubare Rolle: Ihr Oberbefehlshaber Philip Breedlove behauptete vor dem Kongress, dass sich Kämpfer des IS massiv unter die Flüchtlinge mischen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) breite sich unter dem Deckmantel der Migration von Flüchtlingen rasant aus. „Der IS wuchert wie ein Krebsgeschwür“, sagte der US-General am Dienstag Reportern im US-Verteidigungsministerium in Washington.

Zwar ist das Sicherheitsrisiko auch den europäischen Sicherheitsbehörden bekannt, doch derart pauschale Panik-Mache war in hierzulande bisher den Rechtsextremen, Ausländerfeinden und Hass-Postern vorbehalten. So hatte der Präsident des Verfassungsschutzes Maaßen in einer sehr differenzierten Rede auf das Problem hingewiesen, ohne in pauschale Verdächtigungen zu verfallen. Vor allem hatte Maaßen davor gewarnt, dass der radikale Islamismus die Radikalisierung im Bereich des Rechtsextremismus befeuere. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland warnte bereits vor Monaten in einem Interview vor dem Generalverdacht gegen Muslime. 

Breedlove sagte nun ganz unverblümt, unter die Migranten, die in Europa Zuflucht suchen, hätten sich auch Kriminelle, Terroristen und ausländische Kämpfer gemischt. Dadurch drohten Anschläge sowohl in europäischen Ländern als auch in den USA, so der General. Die Nato schürt Angst ohnegleichen: Die Brutalität der Miliz zwinge Millionen Menschen, Syrien und den Irak zu verlassen und verursache eine fast nie da gewesene humanitäre Herausforderung.

Auf Nachfrage von Journalisten, wie denn der General diesen Vorwurf belegen könne, zog sich Breedlove auf Geheimdienstinformationen zurück – die selbstverständlich geheim seien. Der Guardian zitiert mehrere Menschenrechtsorganisationen, die die Aussage für Unsinn halten. Terroristen seien unter den Flüchtlingen zu suchen wie „Nadeln im Heuhaufen“. Sie bezeichneten die Aussagen von Breedlove als Übertreibung und nicht durch die Fakten gedeckt.

Breedloves Aussagen sind vor allem ziemlich konfus: Denn in derselben Anhörung sagte der Nato-Mann, Russland stecke hinter der Flüchtlingsbewegung. Breedlove warf Russland und Syrien vor, Flüchtlinge als „Waffe“ gegen den Westen einzusetzen. Der massive Flüchtlingsandrang aus dem Bürgerkriegsland Syrien habe eine destabilisierende Wirkung auf die europäischen Länder und dies spiele Moskau in die Hände, sagte Breedlove am Dienstag vor einem Ausschuss des US-Senats.

Durch die russischen Luftangriffe und den Einsatz von Fassbomben durch das syrische Militär würden „absichtlich“ Fluchtbewegungen erzeugt.

Der Nato-Oberbefehlshaber hält sich derzeit in Washington auf, um unter anderem für eine deutliche Erhöhung der Mittel für das US-Militär in Europa zu werben.

Er warf Russland nun auch vor, eine zunehmende Bedrohung für die USA zu sein.

„Russland hat beschlossen, ein Gegner zu sein, und stellt eine langfristige existenzielle Bedrohung für die Vereinigten Staaten und für unsere europäischen Verbündeten und Partner dar“, sagte er. Russland wolle auch Einfluss auf seine Nachbarstaaten ausüben und habe militärisch etwa in der Ukraine eingegriffen.

Mit den Drohungen will Breedlove offenbar erreichen, dass die Finanzmittel in der EU für die Nato aufgestockt werden. Tatsächlich sind die demagogischen und durch nichts belegten Behauptungen geeignet, die Sicherheit in Europa zu gefährden. Die Sicherheit in Europa würde gestärkt, wenn die Regierungen sich endlich dazu aufraffen könnten, dem unkontrollierten Treiben des militärisch-industriellen Komplexes in den USA in die Parade zu fahren und die Beteiligung an den zahlreichen zerstörerischen Hegemonialkriegen sowie den Waffenexporten an die Kriegstreiber einen Riegel vorzuschieben. Sie sind nämlich die „Fluchtursachen“, über die Angela Merkel in der ARD in wolkiger Allgemeinheit philosophiert hatte. Eine konkrete Stellungnahme der Kanzlerin zu den Aussagen des Nato-Mannes ist nicht überliefert.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...