Finanzen

Immobilienkrise bedroht Existenz der spanischen Banken

Lesezeit: 2 min
18.04.2012 22:44
Die hohe Anzahl nicht gedeckter Immobilien-Kredite und der starke Kauf von spanischen Staatsanleihen stellen die spanischen Banken vor schier unlösbare Probleme. Die Regierung Spaniens fordert zudem noch höhere Rücklagen von den Finanzinstituten. Beobachter sind sich einig: Ohne EU-Hilfe sind die Banken im Grunde nicht mehr zu retten.
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Die stetig steigende Rendite für spanische Anleihen (jüngst verdoppelten sich die Zinssätze – hier) zeigt die Unsicherheit der Investoren, dass Spanien seine Probleme in den Griff bekommen kann. Dabei geht es nicht nur um die Staatsverschuldung, sondern vor allem um die dramatische Situation der spanischen Banken. Diese sitzen auf einer Unmenge unbesicherter Kredite und kauften mit Hilfe der EZB-Tender sehr viele Staatsanleihen. Das macht es ihnen nun unmöglich, die geforderten Kapitalrücklagen zu bilden. Sie befinden sich in einem Teufelskreis, der ohne Extra-Geld vom EFSF nicht durchbrochen werden kann.

Im Januar umfassten unbesicherte Kredite, die die spanischen Banken vergeben hatten, 7,91 Prozent ihres gesamten Kreditvolumens – das höchste Niveau seit 1994, so die spanische Zentralbank. Tobias Blattner von Daiwa Capital Markets in London rechnet zudem mit einem weiteren Abfall der Immobilienpreise um 20 Prozent. „Das könnte ein weiteres Loch in die Bilanzen der Banken reißen“, sagte Blattner der Nachrichtenagentur Bloomberg. So ging beispielsweise im ersten Quartal 2012 der Nettogewinn der Santander Tochter Bank Banesto um 88 Prozent auf 20 Millionen Euro zurück (hier).

Die Rezession im Land, die hohe Arbeitslosigkeit und die Zunahme der Insolvenzen lassen die Problemkredite in den Bilanzen der Banken weiter steigen. Neben den unbesicherte Immobilienkrediten vergaben die spanischen Banken auch etwa 21 Prozent ihres Kreditvolumens an jetzt notleidende Bauträger und die Quote für Problemkredite an die Industrie, ausgenommen der Bauwirtschaft, liegt bei 5,4 Prozent - 2007 war es ein Prozent, teilte die spanische Zentralbank mit. „Jeder, ja sogar die Eskimos wissen, dass die faulen Kredite in Spanien steigen“, erklärt Antonio Ramirez von Keefe, Bruyette & Woods in London.

Die von der spanischen Regierung geforderten Rücklagen, können etliche spanische Banken angesichts dieser Zahlen überhaupt nicht erfüllen. 90 Institute haben die entsprechenden Kapitalanforderungen erfüllt, 45 planen diese bis zum Jahresende zu erreichen, erklärte die Zentralbank. Aber einige Finanzinstitute haben Mühe, das entsprechende Kapital überhaupt aufzutreiben.

Wie schwierig die Situation ist, zeigten auch die jüngsten Daten über die EZB-Kredite, die 3-Jahres-Tender ausgenommen, die spanische Banken im März bei der EZB abgerufen haben. Lagen sie im Februar noch bei 169,8 Milliarden Euro, erreichten sie im März einen Umfang von 316,3 Milliarden Euro (hier). Bei dem zweiten Tender der EZB im Februar waren die spanischen Banken ebenfalls führend. Aber viel dieses Geldes floss in spanische Staatsanleihen, um die Refinanzierungskosten des Staates zu senken (hier).

Aus eigener Hand ist es den spanischen Banken kaum mehr möglich, sich aus dieser Situation zu befreien. Und angesichts der spanischen Staatsverschuldung bleibt der Regierung auch kaum Handlungsspielraum. Die bereits laufenden Zusammenlegungen von spanischen Banken können nicht schnell genug Wirkung zeigen. Nur auf EU-Ebene könnte geholfen werden. Bereits Ende März war aus EU-Quellen bekannt geworden, dass die EU selbst der spanischen Regierung vorgeschlagen haben, den EFSF zur Rekapitalisierung zu nutzen (mehr hier). Medienberichten zufolge ist nun ein Streit über die Vergabe der Gelder aus dem EFSF entbrannt.

Etliche Regierungen, darunter auch die spanische, und Vertreter der EZB sollen sich für eine Lockerung der Kriterien bei der Vergabe von EFSF-Krediten ausgesprochen haben. Nämlich genau in dem Moment, in dem das Hauptproblem eines Landes nicht im Staatshaushalt liege sondern im Bankensektor. In so einem Fall soll den Befürwortern zufolge die Möglichkeit bestehen, dass der EFSF ohne Umwege über die nationalen Regierungen direkt Gelder an die betroffenen Finanzinstitute überweist. So könnte den Banken direkt geholfen werden, die jeweilige Regierung entginge eventuellen Spar- und Reformauflagen und die EZB müsste weniger stark eingreifen (im Fall Spaniens wurde nämlich bereits wieder der Ankauf von Anleihen durch die EZB überlegt – hier).

Die spanischen Banken und die spanische Regierung würden von solch einer Lösung profitieren. Allerdings ist es durchaus fragwürdig, inwiefern es tatsächlich eine rechtliche Grundlage für eine Rekapitalisierung von Banken durch Gelder aus dem Rettungsschirm gebe. Ganz abgesehen davon, dass dies auch direkte Auswirkungen auf die zukünftige Kreditvergabe des ESM hätte.

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