Der vorläufige Bericht der Troika hat bereits einige negative Entwicklungen in Griechenland bemängelt und die Auszahlung der nächsten Tranche auf Mitte September verschoben (hier). Die neue griechische Regierung steht vor großen Problemen. Einerseits hat Griechenland 210 geforderte Auflagen nicht umgesetzt und muss dafür nun auf weitere Finanzhilfen warten. Andererseits will die Regierung um Antonis Samaras unbedingt das ursprünglich ausgehandelte Sparprogramm neu verhandeln. Das Programm, das die Regierung für die desolate Situation im Land verantwortlich macht.
Wie schlecht Griechenland derzeit dasteht, zeigt die neueste Prognose der Stiftung für wirtschaftliche und industrielle Forschung (IOBE), deren ehemaliger Generaldirektor der neue Finanzminister Yannis Stournaras ist. Die Stiftung weist in ihrem Bericht darauf hin, dass sich die Rezession in diesem Jahr weiter verschärfen werde. So soll die griechische Wirtschaft 2012 um 6,9 Prozent sinken und die Staatsverschuldung auf 161,3 Prozent des BIP ansteigen. Im vorhergehenden Quartalsbericht, Anfang April, rechnete die IOBE noch mit einem Wachstumsrückgang von 5 Prozent. Zudem werde die Arbeitslosigkeit in diesem Jahr 23,6 Prozent erreichen (griechische Gewerkschaften rechnen sogar mit 30 Prozent – mehr hier). Das ist deutlich höher als die derzeitige Schätzung der EU-Kommission, die bei 19,7 Prozent liegt.
Die großen Unsicherheiten während der Parlamentswahlen und die noch nicht erreichten Ergebnisse der Verhandlungen mit den internationalen Gläubigern werden die schlechten Konjunkturaussichten des Landes begünstigen, so der Quartalsbericht. Nichtsdestotrotz wies der Vizepräsident der Stiftung, Raphael Moissis darauf hin, dass die Situation nicht unumkehrbar und Griechenland nicht dem Untergang geweiht sei. Je schneller Griechenland realisiere, so der IOBE-Präsident Ulysses Kyriakopoulos, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Landes gestärkt werden müsse, desto schneller werde das Land aus der Krise herauskommen. Das Land sei derzeit auf der Suche nach Lösungen für die falschen Probleme, fügte er hinzu.
In einem separaten Bericht warnte die IOBE zudem davor, dass die bei einem Scheitern der dringend benötigten Privatisierungen das BIP um weitere 1,7 bis 2 Prozent schrumpfen werde und zusätzliche 85.000 bis 90.000 Arbeitsplätze verloren gingen. Eine effiziente Nutzung der staatlichen Vermögenswerte könnte hingegen das BIP stützen und bei der Schaffung von fast 140.000 Arbeitsplätzen helfen, so der Bericht.