Deutschland

Bundestags-Propaganda auf YouTube: Bürger sollen Politiker loben

Lesezeit: 1 min
22.08.2013 04:14
Es gibt immer wieder neue Dimensionen des politischen Irrsinns zu entdecken: Die neueste Volte der Eliten aus dem Bundestag: Auf Youtube soll der längste deutsche Werbespot aller Zeiten entstehen. Die Bürger dürfen sich selbst zudröhnen, wie toll die Politik ist. Der Steuerzahler muss die Propaganda mit stolzen 1,5 Millionen Euro die Selbstverherrlichung finanzieren.
Bundestags-Propaganda auf YouTube: Bürger sollen Politiker loben

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Man fragt sich immer wieder, was den deutschen Politikern noch alles einfällt, um Steuergelder sinnlos zu verprassen.

Und man ist immer wieder überrascht, dass es noch dümmer geht.

Das jüngste Beispiel: Der Deutsche Bundestag ruft zur Teilnahme an der Bundestagswahl auf.

Weil die Politik aus eigener Kraft offenbar keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken kann, soll nun die Werbung helfen.

1,5 Millionen Euro aus Steuergeldern werden beim Fenster hinausgeworfen, um eine Kampagne zu starten, in der Mittelpunkt de institutionalisierte Größenwahn steht: Der „längste deutschen Wahlaufruf der Welt“!

Warum baut man für dieses Geld nicht Kindergärten, renoviert Schulen, kümmert sich um die Armen?

„Du bist die Wahl“ heißt die derzeitige Kampagne des Deutschen Bundestages. Damit will der Bundestag die deutschen Bürger motivieren, am 22. September von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Eine Kampagne, für die der Bundestag eigens eine Firma engagiert hat und die er sich einiges kosten lässt.

Den Auftakt für die Kampagne bildet ein Video-Wettbewerb. In kurzen Videos sollen die Teilnehmer erklären, warum Wählen für sie persönlich wichtig ist. Die Videos sollen auf der Seite direkt hochgeladen werden und am Ende kann im YouTube-Kanal der Kampagne über die Videos abgestimmt werden. Ziel ist es auch, alle Videos aneinander zu schneiden und somit den „längsten deutschen Wahlaufruf der Welt zu schaffen“, heißt es auf der Seite.

Wie die Teilnehmer das Video konzipieren sollen, wird auch erläutert:

„Dreht Euer eigenes Wahlaufrufvideo. Erklärt in maximal 30 Sekunden, warum Ihr Wählen wichtig findet und motiviert andere, zur Wahl zu gehen.

Achtung: Wie im Aufrufvideo muss der Ablauf Eures Wahlaufrufs folgender sein:

Lasst Euch von links (aus Sicht der Kamera) einen runden Gegenstand (Ball, Frisbee, Obst …) zuwerfen

Dann folgt Euer eigener Wahlaufruf

Erst danach werft Ihr den Gegenstand nach rechts aus dem Bild heraus.“

Wir fragen: Warum eigentlich nicht von rechts?

Sind die 20 beliebtesten Videos auf  YouTube gewählt worden, wählt eine Jury die zehn besten aus:

„Die Plätze 1 bis 10 gewinnen jeweils eine Reise für zwei Personen nach Berlin, die Top 3 können darüber hinaus zwischen folgenden Hauptpreisen wählen: einer Trainingseinheit mit dem Boxer Firat Arslan, einem Backstage-Treffen mit der Sängerin Linda Hesse und einer Spiegelreflexkamera. Und alle 20 Videos, die es in die Juryauswahl geschafft haben, werden mit einem Überraschungspaket des Deutschen Bundestages belohnt.“

Neben dem Videowettbewerb gehören auch Print- und Onlineanzeigen sowie Kino- und TV-Spots zur Kampagne teilte der Bundestag den Deutschen Wirtschafts Nachrichten mit: „Für die gesamte Kampagne inklusive Produktion und Mediakosten steht ein Budget von 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.“

Die Erstellung des längsten Wahlaufrufs kann jedenfalls nicht so teuer sein. „Für den Wahlaufrufspot werden lediglich alle Videos hintereinander geschnitten und die Tonhöhe angepasst“, sagte der Bundestag den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Für die Konzeption und die Umsetzung wurde die Berliner Agentur media consulta im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung engagiert.

Media consulta gewann erst kürzlich den Auftrag, für eine andere Berliner Erfolgsgeschichte zu werben: Der Berliner Großflughafen Hartmut Mehdorn International BER hat die Agentur beauftragt, das Wirken des ehemaligen Bahn-Chefs ins rechte Licht zu setzen.

Auch dafür zahlt der Steuerzahler.

Warum kann die Politik nicht einfach folgendes machen: Ordentliche Gesetze, sparsamer Umgang mit den Steuergeldern und pünktliche Fertigstellung von steuerfinanzierten Projekten?

Warum muss noch mehr Steuergeld verschleudert werden, um den Bürgern mitzuteilen, dass es gar nicht so schlimm ist, dass das Geld versickert?

Warum?

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