Politik

Volker Beck (BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN)

Lesezeit: 2 min
16.09.2013 01:55
Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen) ist Bundestagsabgeordneter. Er ist Mitglied im Ältestenrat, im Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, Ausschuss für Menschenrecht und humanitärer Hilfe sowie im Vermittlungsausschuss. Des Weiteren ist er stellvertretendes Mitglied im Innenausschuss.
Volker Beck (BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN)

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Welchen Weg soll die EU einschlagen: Mehr Abgabe von Souveränität an Brüssel oder Rückgabe von Souveränität an die Nationalstaaten, wie von den Briten gefordert?

Durch die starke wirtschaftliche Verflechtung der EU-Mitgliedsstaaten und insbesondere der Euro-Staaten untereinander bleiben Entwicklungen in einem Mitgliedsstaat nicht ohne Auswirkungen auf andere Staaten. Die Eurokrise führt uns deutlich vor Augen, dass es ein Fehler war eine gemeinsame Währung ohne eine gemeinsame – oder wenigstens abgestimmte – Wirtschafts-, Finanz-, Steuer- und teilweise auch Sozialpolitik einzuführen. So konnten sich gefährliche Ungleichgewichte zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und insbesondere zwischen den Eurostaaten entwickeln. Dies sieht man beispielsweise an der unterschiedlichen Lohnentwicklung, durch die einige Länder ihre Wettbewerbsfähigkeit verloren haben. Andere Länder wiederum haben durch Deregulierung versucht sich als Standort für Finanzmärkte zu etablieren. Diese Deregulierung war ein Grund für die Banken- und Immobilienkrisen. Wieder andere Länder versuchten sich über besonders günstige Steuerregelungen für große Konzerne einen Vorteil zu verschaffen und untergruben damit die Finanzgrundlage anderer Staaten. Um den Euro langfristig zu stabilisieren und weiteren Krisen vorzubeugen brauchen wir gemeinsame Regelungen zur Finanzmarktregulierung und aus diesem Grund unterstützen wir auch die Errichtung einer gemeinsamen Bankenaufsicht und eines europäischen Bankenrestrukturierungsregimes. Auch beim Kampf gegen Steuerhinterziehung und Steuervermeidung müssen die EU-Mitgliedsstaaten mit gemeinsamen Regelungen vorangehen. Hierfür ist die Abgabe von nationalstaatlicher Souveränität an europäische Institutionen und eine engere politische Abstimmung der Mitgliedsstaaten unerlässlich.

Soll es eine gemeinsame Haftung für die Schulden geben, oder soll jeder Nationalstaat für seine eigenen Schulden haften?

Wir stehen für Nachhaltigkeit. Wir wollen Haushalte konsolidieren und gleichzeitg Investitionen ermöglichen. Daher sprechen wir uns für den Vorschlag des deutschen Sachverständigenrates für Wirtschaft aus. Der Schuldentilgungspakt bietet eine transparente und wirtschaftlich sinnvolle Lösung: Die teilnehmenden Staaten vereinbaren miteinander, ihre Schulden in verbindlich definierten Raten und Zeiträumen zurückzuführen. Im Gegenzug wird für den Zeitraum dieser Tilgungen ein Teil der Altschulden gemeinsam garantiert. Gleichzeitig würde der Zinsdruck und somit die Zinskosten für die Staaten sinken. Die gemeinsame Haftung wäre somit transparent und an klare Bedingungen geknüpft.

Wenn Frau Merkel behauptet, sie würde eine Vergemeinschaftung von Schulden verhindern, ist sie nicht ehrlich. Denn diese findet durch das Handeln der EZB ohnehin längst statt. Die Risiken, die dadurch auf die Bilanz der EZB verschoben wurden, werden zu einem großen Teil von Deutschland getragen. Ohne das Handeln der EZB zu kritisieren, sollte dies kein Dauerzustand bleiben.

Sparen geht am besten durch effizienten Einsatz von Steuergeldern. Sind Sie dafür oder dagegen, dass Behörden und Politiker, die nachweislich Steuergelder verschwendet haben, dafür auch bestraft werden sollen, etwa durch ein Bußgeld?

Bei nachgewiesener grober Fahrlässigkeit, z.B. wenn Ergebnisse von Ausschreibungsverfahren ignoriert werden, ist eine Bestrafung der Verantwortlichen sinnvoll. Bei politischen Entscheidungen ist es eine Strafbarkeit aber grundsätzlich schwierig. Nehmen wir das Betreuungsgeld. Aus grüner Sicht ist das eine Verschwendung von 1,2 Mrd. Euro Steuern pro Jahr. Wiederholt haben die EU-Kommission, die OECD und wissenschaftliche ExpertInnen Deutschland aufgefordert, Regelungen abzuschaffen, die die Nichterwerbstätigkeit von Frauen fördern. Die Koalition tut mit dem Betreuungsgeld das Gegenteil. Trotzdem wäre eine Strafbarkeit im juristischen Sinne hier unangebracht. Dafür gibt es ja im September die Bundestagswahl!

Was die Ausgaben des Bundes betrifft: Wir Grünen haben Einsparvorschläge im Bundeshaushalt im Milliardenhöhe vorgelegt. Zum Beispiel wollen wir auf teure und unsinnige Rüstungsprojekte verzichten und die Bundeswehr weiter verkleinern.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis: Nicht jeder Anleger ist von Trump-Aktienrally überzeugt - was nun wichtig ist!
14.11.2024

Seit der Wiederwahl von Donald Trump steigen die Aktienkurse an den US-Börsen kräftig. Aktien von Unternehmen wie Tesla oder Anbieter aus...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission verhängt Millionenstrafe gegen Meta
14.11.2024

Die EU-Kommission hat Meta eine Strafe von fast 800 Millionen Euro auferlegt, weil der Facebook-Mutterkonzern seinen Online-Marktplatz...

DWN
Politik
Politik EU-Chefdiplomat schlägt vor, Dialog mit Israel auszusetzen
14.11.2024

Als Reaktion auf die israelische Kriegsführung im Gazastreifen plant EU-Chefdiplomat Josep Borrell, den regelmäßigen politischen Dialog...

DWN
Politik
Politik Trumps illustres Kabinett: Ein Tech-Milliardär, ein TV-Moderator und eine Ex-Demokratin
14.11.2024

Es geht Schlag auf Schlag: Donald Trump als designierter US-Präsident verkündet seine Kandidaten für die Regierung. Mit dabei: ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratie in Deutschland kostet jährlich 146 Milliarden Euro
14.11.2024

Bürokratie-Abbau soll Kosten sparen. Durch die überbordende Bürokratie entgehen Deutschland bis zu 146 Milliarden Euro pro Jahr an...

DWN
Politik
Politik BSW: Regierungsbeteiligung nicht ausgeschlossen
14.11.2024

Das Bündnis Sahra Wagenknecht begrüßt die vorgezogene Neuwahl des Bundestages. Logistisch ist das für die junge Partei aber eine...

DWN
Panorama
Panorama Zufriedenheit mit der Demokratie nimmt stark ab, Ausländerfeindlichkeit steigt
14.11.2024

Eine Studienreihe der Universität Leipzig untersucht seit 2002, wie verbreitet rechtsextreme Einstellungen in der Gesellschaft sind. Vor...

DWN
Politik
Politik Nato-Raketenabwehrschirm: Polen verstärkt seine Sicherheitsmaßnahmen - und Russland droht
14.11.2024

In einer klaren Reaktion auf die anhaltende Bedrohung aus Russland wurde in Polen kürzlich ein Stützpunkt für den...