Finanzen

Misstrauen gegen Banken: Chinesen fahren auf Bitcoin ab

Lesezeit: 2 min
22.11.2013 23:26
Die Chinesen sind nicht nur beim Goldkonsum weltweit führend. Auch die Internet-Währung Bitcoin wird derzeit nirgendwo so massiv gehandelt wie in China. Die Chinesen wollen ein schnelles, einfaches und wertbeständiges Geld.

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die massiven Kursanstiege der Internet-Währung Bitcoin sind vor allem auf die massive Nachfrage in China zurückzuführen. Die Chinesen misstrauen dem Zentralbankgeld.

Die Online-Börse BTCChina wurde erst im Juni dieses Jahres gegründet. Heute ist sie die größte Bitcoin-Börse der Welt, berichtet die FT. Fast zwei Drittel des weltweiten Bitcoin-Handels werden hier abgewickelt. Der Tagesumsatz von BTCChina hat einen Umfang von 60 Millionen Dollar.

Der Erfolg von BTCChina zeigt den Aufstieg der Internetwährung. Diese hat einerseits wie Gold oder Silber keine zentrale Kontrolle und ist nur begrenzt verfügbar, also nicht von Inflation bedroht. Andererseits kann das digitale Geld ohne Kosten und innerhalb von Sekunden weltweit überwiesen werden.

Bitcoin-Enthusiasten erwarten, dass Bitcoin aufgrund seiner Vorteile das heute übliche Zentralbankgeld ersetzen werden. Bitcoin-Skeptiker sehen eine Blase bei dem Internet-Geld, dessen Wert sich im Verlauf dieses Jahres um circa 5.000 Prozent erhöht hat. Die extremen Kursanstiege werden immer wieder durch ebenfalls extreme Kurskorrekturen begleitet, zuletzt am Dienstag (hier).

Der Hauptgrund für den enormen Kursanstieg ist die massive Nachfrage aus China. Dies war bereits im Mai erkennbar, als Bitcoin in China erstmals schneller wuchs als im Rest der Welt (mehr hier). Immer mehr Händler auf Taobao.com, dem chinesischen Ebay, akzeptieren Bitcoin, um Gebühren und Zeit zu sparen. Auch Ebay selbst prüft die Zulassung von Bitcoin (hier).

„Die Chinesen lieben es“, sagte Bobby Lee, Chef von BTCChina. In China gibt es ein größeres Misstrauen gegen die Banken als in den USA oder Europa. Daher verwenden die Chinesen auch viel öfter Bargeld als Europäer oder Amerikaner (mehr hier). Zudem kauften sie dieses Jahr so viel physisches Gold wie nie zuvor (mehr hier). Nun übernehmen sie Bitcoin.

Nicht nur in den USA, auch in China sind die Behörden durch den Erfolg der Alternativwährung alarmiert. Doch noch tolerieren sie die Konkurrenz. BTCChina-Chef Lee sagt, dass sein Unternehmen alle chinesischen Gesetze beachtet. Nur Kunden mit lokalen Bankkonten könnten bei BTCChina Bitcoin erwerben.

Die digitale Währung birgt auch Gefahren. Der Nutzer muss seine Schlüssel und die Passwörter sicher verwahren, sonst kann er das digitale Geld schnell verlieren. Im Oktober raubten Hacker eine Bitcoin-Bank aus und entwendeten dabei 4.100 Bitcoin (mehr hier). Das Geld wurde an anonyme Empfänger überwiesen.

Dem chinesischen Ingenieur Pierce Wang wurde im Juli eine größere Menge Bitcoin im Wert von 1.000 RMB geraubt. Doch er lässt sich dadurch nicht abschrecken. Er hat 10.000 RMB in Litecoin investiert, eine digitale Währung, die Bitcoin sehr ähnlich ist: „Es ist ein fantastisches Konzept für Leute wie mich, die dem Fiat-Geld nicht trauen, weil wir Inflation befürchten.“

Es ist nicht auszuschließen, dass die chinesische Regierung Bitcoin offiziell zulassen wird. In den Staatsmedien wird durchaus positiv über die digitale Währung berichtet. BTCChina-Chef Lee sagt, es diene den Interessen Chinas, der größte Bitcoin-Handelsplatz der Welt zu sein.



Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Öl- und Gasförderer am Tiefpunkt – jetzt soll Geothermie die Branche retten
20.04.2024

Die Öl- und Gasförderung in Deutschland sinkt immer weiter – ohne Fracking wird sich daran wohl auch nichts ändern. Die Bohr-Industrie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWN-Interview: Absicherung von Unternehmen – worauf kommt es an?
20.04.2024

Kleine und mittelständische Unternehmen sind sich ihrer Risiken oft nicht bewusst. Der Studienautor und Versicherungsexperte Daniel Dewiki...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Erdbeer-Saison in Deutschland beginnt - hartes Geschäft mit süßen Früchten
20.04.2024

Geschützt unter Folientunneln sind in Deutschland die ersten Erdbeeren der Saison gereift. Bisher zeichnet sich eine gute Ernte ab - doch...

DWN
Politik
Politik Einigung auf Solarpaket - das sind die Neuerungen
20.04.2024

Ein Maßnahmenpaket soll den Ausbau der Solarenergie in Deutschland beschleunigen. Es geht vor allem um weniger Bürokratie. Einen Bonus...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....