Finanzen

Anshu Jain unter Druck: Finanzaufsicht übt scharfe Kritik an Deutscher Bank

Lesezeit: 1 min
08.01.2014 01:10
Die Bafin hat die Deutsche Bank zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage scharf kritisiert. Die Behörde wirft der Bank vor, sich nicht an die Regeln einer ordnungsgemäßen Geschäftsführung gehalten und die Bafin über lange Zeit falsch informiert zu haben.
Anshu Jain unter Druck: Finanzaufsicht übt scharfe Kritik an Deutscher Bank

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Ton zwischen der Finanzaufsicht BaFin und der Deutschen Bank wird rauer. Innerhalb weniger Tage ist nun schon der zweite Brief bekanntgeworden, in dem die Bonner Behörde Deutschlands größtes Geldhaus mit deutlichen Worten kritisiert. In dem Schreiben, aus dem die Welt am Dienstag zitierte, wirft die Aufsicht der Bank vor, über umstrittene Derivategeschäfte mit der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi nur häppchenweise informiert und die Deals vorübergehend falsch bilanziert zu haben. Zwei Bank-Insider bestätigten, dass sich die BaFin im Herbst in einem Brief kritisch zu den Geschäften geäußert habe.

"Im Ergebnis widerspricht es einer ordnungsgemäßen Geschäftsführung, und ich halte es für absolut inakzeptabel, dass Sie offensichtlich sowohl mein Haus als auch weitere Behörden über lange Zeit falsch informiert sowie die Transaktion falsch bilanziert haben", schreibt die BaFin laut Welt. "Hier über Integrität und Kulturwandel zu sprechen, ohne adäquat auf diesen Fall einzugehen, lässt erneut den Eindruck entstehen, dass es Ihnen hiermit nicht wirklich ernst ist."

Die BaFin wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Die Deutsche Bank erklärte, sie kooperiere mit den Aufsichtsbehörden und bemühe sich um "eine gründliche und zügige Aufarbeitung aller Fragen". Zudem verwies sie darauf, dass sie den jahrelangen Streit mit Monte dei Paschi über Derivate-Vereinbarungen Ende 2013 beigelegt habe.

Abgesendet hat den jüngsten Brief laut "Welt" BaFin-Bankenaufseherin Frauke Menke. Sie gilt als harte Aufseherin, die sich bereits mehrfach mit der Deutschen Bank angelegt hat - unter anderem verhinderte sie die von Co-Vorstandschef Anshu Jain angestrebte Berufung seines Vertrauten William Broeksmit zum neuen Risikovorstand.

Innerhalb der Deutschen Bank ist man über die scharf formulierten Briefe von Menke irritiert. "Es gibt keine generelle Missstimmung zwischen BaFin und Deutscher Bank, aber die Häufung der verbalen Ohrfeigen von Frau Menke ist schon auffällig", sagte eine Person aus dem Umfeld des Instituts der Nachrichtenagentur Reuters. Die Aufseherin, die sich zu der Sache nicht äußern wollte, gilt als Kandidatin für den Bundesbank-Vizeposten, sollte Amtsinhaberin Sabine Lautenschläger zur Europäischen Zentralbank wechseln.

Erst am Wochenende hatte der Spiegel aus einem Bericht zitiert, in dem die BaFin der Bank vorwirft, den Skandal um die Manipulation von Zinssätzen nicht angemessen aufzuarbeiten. "Als neuer Vorstand haben Sie zwar einen Kulturwandel angekündigt. Im vorliegenden Fall entsteht jedoch der Eindruck, dass Sie klare Konsequenzen, insbesondere personeller Art, nicht gezogen haben", zitierte das Magazin aus dem Schreiben.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...

DWN
Politik
Politik WHO-Mitgliedsstaaten ringen um Pandemieabkommen
30.04.2024

Eine neue Pandemie sei nur eine Frage der Zeit, warnen Expertinnen und Experten - die Welt müsse dafür besser gewappnet sein. Das...

DWN
Finanzen
Finanzen Financial Times: Trotz Sanktionen zahlen europäische Banken hohe Steuern an Russland
30.04.2024

Trotz EU-Sanktionen zahlen europäische Banken wie Raiffeisen und Deutsche Bank hohe Steuern an Russland – politische und wirtschaftliche...

DWN
Finanzen
Finanzen Cathie Wood: Die Hohe-Priesterin der Geldanlage 
29.04.2024

Es gab einmal Zeiten, da haben Investoren bei ihren Kaufentscheidungen an der Börse fast ausschließlich auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis...

DWN
Politik
Politik Gasnetz-Rückbau: Stadtwerke fordern finanzielle Hilfe von Habeck
29.04.2024

Angesichts der umstrittenen Pläne von Wirtschaftsminister Habeck, das deutsche Gasnetze bis 2045 stillzulegen, fordert der...

DWN
Finanzen
Finanzen Hessen investiert zwei Milliarden Euro in die Landesbank Helaba: Was steckt dahinter?
29.04.2024

Das Land Hessen gibt der Landesbank (Helaba) eine Kapitalspritze von zwei Milliarden Euro. Dies geschieht auf Forderungen der Europäischen...