Der Ton zwischen der Finanzaufsicht BaFin und der Deutschen Bank wird rauer. Innerhalb weniger Tage ist nun schon der zweite Brief bekanntgeworden, in dem die Bonner Behörde Deutschlands größtes Geldhaus mit deutlichen Worten kritisiert. In dem Schreiben, aus dem die Welt am Dienstag zitierte, wirft die Aufsicht der Bank vor, über umstrittene Derivategeschäfte mit der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi nur häppchenweise informiert und die Deals vorübergehend falsch bilanziert zu haben. Zwei Bank-Insider bestätigten, dass sich die BaFin im Herbst in einem Brief kritisch zu den Geschäften geäußert habe.
"Im Ergebnis widerspricht es einer ordnungsgemäßen Geschäftsführung, und ich halte es für absolut inakzeptabel, dass Sie offensichtlich sowohl mein Haus als auch weitere Behörden über lange Zeit falsch informiert sowie die Transaktion falsch bilanziert haben", schreibt die BaFin laut Welt. "Hier über Integrität und Kulturwandel zu sprechen, ohne adäquat auf diesen Fall einzugehen, lässt erneut den Eindruck entstehen, dass es Ihnen hiermit nicht wirklich ernst ist."
Die BaFin wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Die Deutsche Bank erklärte, sie kooperiere mit den Aufsichtsbehörden und bemühe sich um "eine gründliche und zügige Aufarbeitung aller Fragen". Zudem verwies sie darauf, dass sie den jahrelangen Streit mit Monte dei Paschi über Derivate-Vereinbarungen Ende 2013 beigelegt habe.
Abgesendet hat den jüngsten Brief laut "Welt" BaFin-Bankenaufseherin Frauke Menke. Sie gilt als harte Aufseherin, die sich bereits mehrfach mit der Deutschen Bank angelegt hat - unter anderem verhinderte sie die von Co-Vorstandschef Anshu Jain angestrebte Berufung seines Vertrauten William Broeksmit zum neuen Risikovorstand.
Innerhalb der Deutschen Bank ist man über die scharf formulierten Briefe von Menke irritiert. "Es gibt keine generelle Missstimmung zwischen BaFin und Deutscher Bank, aber die Häufung der verbalen Ohrfeigen von Frau Menke ist schon auffällig", sagte eine Person aus dem Umfeld des Instituts der Nachrichtenagentur Reuters. Die Aufseherin, die sich zu der Sache nicht äußern wollte, gilt als Kandidatin für den Bundesbank-Vizeposten, sollte Amtsinhaberin Sabine Lautenschläger zur Europäischen Zentralbank wechseln.
Erst am Wochenende hatte der Spiegel aus einem Bericht zitiert, in dem die BaFin der Bank vorwirft, den Skandal um die Manipulation von Zinssätzen nicht angemessen aufzuarbeiten. "Als neuer Vorstand haben Sie zwar einen Kulturwandel angekündigt. Im vorliegenden Fall entsteht jedoch der Eindruck, dass Sie klare Konsequenzen, insbesondere personeller Art, nicht gezogen haben", zitierte das Magazin aus dem Schreiben.