Deutschland

Geheimarmee Gladio: Half der BND mit Waffenlagern in Deutschland?

Zwei in den neunziger Jahren entdeckte Waffendepots in Berlin gehörten der NATO-Geheimarmee Gladio, die in diverse Terrorakte verwickelt war. Der Bundesnachrichtendienst kontrollierte die deutsche Gladio-Abteilung. Für eine Beteiligung des BND am Oktoberfest-Attentat gäbe es jedoch „keine Bestätigung“, so die Bundesregierung.
13.03.2014 00:14
Lesezeit: 2 min

Zwei in den neunziger Jahren entdeckte Berliner Waffendepots gehörten der NATO-Geheimarmee Gladio. Die genaue Rolle des Bundesnachrichtendienstes bei den Gladio-Operationen bleibt jedoch weiterhin unklar. Dies geht aus einer kleinen Anfrage der Partei DIE LINKE hervor.

Zu Zeiten des Kalten Krieges baute die NATO eine Reihe von Untergrund-Organisationen auf, das sogenannte „Stay-behind“-Netzwerk (Gladio). Diese Organisationen unterstanden nicht direkt der NATO selbst, wie die Bundesregierung in ihrer Antwort bekräftigt. Vielmehr „agierten sie in nationaler Verantwortung“ und unterstanden hierzulande dem Bundesnachrichtendienst (BND). Demnach verfügte der BND über 75 „Schläfer“ im Rahmen des „Stay-behind“- Programms.

Ziel dieses Netzwerks war es Widerstand in Form von Sabotage-Akten und Attentaten im Falle einer Invasion durch die Warschauer-Pakt-Staaten zu leisten. Dazu wurden geheime Depots angelegt, in denen sich die Mitglieder von Gladio mit Material versorgen konnten.

„Überall in Europa wurden Geheimdepots mit Waffen, Funkgeräten und Kartenmaterial angelegt. Es besteht der konkrete Verdacht, dass „Gladio“ in manchen Staaten auch hinter Terroranschlägen steckt, wie zum Beispiel auf den Bahnhof in Bologna 1980“, so die federführende Abgeordnete Ulla Jelpke in der Anfrage.

Zwischen Juli und August 1996 wurden in Berlin zwei Depots entdeckt, die der NATO-Geheimarmee Gladio zugerechnet werden. Darin befanden sich laut Landeskriminalamt (LKA) unter anderem Messer, Handfeuerwaffen, Munition, Anleitungen für den Partisanenkampf, Werkzeug, Karten und Funkgeräte. Die Depots wurden der Regierung zufolge von „unbekannten Alliierten“ in den fünfziger Jahren angelegt. Um welche Alliierten es sich handelte, darüber schweigt sich Bundesregierung aus.

Aufmerksam wurde die Regierung überhaupt erst auf die Depots, nachdem „das Bundeskanzleramt im Frühjahr 1996 englischsprachige, als ‚Secret‘ klassifizierte Unterlagen eines Partners erhalten habe“. Eine intensive Suche habe zwei Depots in einem Waldgebiet in Berlin Grunewald enttarnt. Das Grundstück befand sich damals wie heute im Besitz des Land Berlin. Die anderen, in dem Geheimdokument erwähnten, Depots konnten nicht ausfindig gemacht werden.

Schließlich wollte Die Linke noch wissen, ob die Regierung neue Erkenntnisse über die Verwicklung des BND in die Anschläge auf das Oktoberfest 1980 habe, bei denen 13 Menschen ums Leben kamen.

Demnach waren Mitglieder der paramilitärischen und rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann, die für das Oktoberfest-Attentat verantwortlich war, und Mitglieder der rechtsextremen Ordine Nuovo zusammen im Libanon in Ausbildungslagern. Die Ordine Nuovo war für die Anschläge auf den Bahnhof von Bologna im August 1980 verantwortlich. Der BND wusste Aktenberichten zufolge wohl über diesen „Zufall“ bescheid, wie die Regierung in ihrer Antwort andeutet.

Für die Unterstellung, die „Stay-behind“-Organisation des BND sei in Terroranschläge verwickelt gewesen, gäbe es keine Bestätigung, so die Regierung. An einer weiteren Aufklärung wird sich die Regierung nicht aktiv beteiligen. Die Erforschung historischer Sachverhalte sei nicht ihre Aufgabe und alle Akten, die nicht mehr unter Geheimhaltung stünden, seien der Allgemeinheit zugänglich.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Bulgarien bekommt den Euro - nicht alle freuen sich darüber
04.06.2025

Die EU-Kommission macht den Weg frei: Bulgarien darf 2026 den Euro einführen. Doch im Land regt sich massiver Widerstand. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell auf Rekordkurs: Doch deutsche Anleger bleiben zurückhaltend – die Gründe
04.06.2025

Der Goldpreis steigt erneut auf ein beeindruckendes Niveau – doch die deutsche Nachfrage sinkt. Was steckt hinter dieser paradoxen...

DWN
Politik
Politik Zinswende mit Risiko – Steuert Lagarde Europa in die Deflation?
04.06.2025

Christine Lagarde will am Donnerstag erneut die Zinsen senken – trotz globaler Unsicherheiten, Handelskonflikten und überraschend...

DWN
Politik
Politik NATO fordert 5 Prozent fürs Militär – doch Europas Regierungen spielen weiter auf Zeit
04.06.2025

Während Russland aufrüstet und zum Gegenschlag bereitsteht, warnt die NATO vor einem historischen Sicherheitskollaps – doch viele...

DWN
Politik
Politik Grenzkontrollen: Dobrindt und Frei verteidigen Linie der Bundesregierung
04.06.2025

Ein Gerichtsurteil stellt die Rechtmäßigkeit aktueller Grenzpraktiken infrage – doch Innenminister Dobrindt und Kanzleramtschef Frei...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Firmen vor Engpässen bei seltenen Erden aus China
04.06.2025

China verschärft seine Exportkontrollen bei strategisch wichtigen Mineralien – mit direkten Folgen für die deutsche Industrie. Vor...

DWN
Politik
Politik Polens Präsident Nawrocki – Ein Trump-Statthalter in Warschau?
04.06.2025

Mit Karol Nawrocki zieht ein Hardliner in den Präsidentenpalast ein – unterstützt von Donald Trump und im offenen Konflikt mit der...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenheim kaufen: Wie der Traum vom eigenen Haus gelingen kann - die besten Tipps
04.06.2025

Der Wunsch, ein Eigenheim kaufen zu wollen, ist für viele Menschen in Deutschland tief verankert. Doch finanziell scheint dieses Ziel oft...