Politik

Anti-Terror: US-Think Tank fordert Sicherheits-Behörde für das Internet

Die hohe Vernetzung macht das Internet anfälliger für Cyber-Attacken, so eine Studie. Schon der Zusammenbruch eines einzigen Cloud-Anbieters hätte weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft. Die Autoren der Studie fordern eine globale Behörde, die die Stabilität des Internets sicherstellt: Damit könnte jedoch eine US-Behörde plötzlich zur letzten Instanz im gesamten Internet werden.
25.04.2014 01:01
Lesezeit: 2 min

Der Zusammenbruch eines einzigen Cloud-Anbieters, der die Daten von Unternehmen speichert, könnte genügen, um eine „Kernschmelze der Weltwirtschaft“ auszulösen. Zu diesem Schluss kommen die Autoren einer Studie über die Risiken von Cyber-Attacken und die Anfälligkeit des Internets.

In der Studie, die in Zusammenarbeit des Versicherungskonzerns Zurich und der Denkfabrik Atlantic Council angefertigt wurde, werden die globalen Risiken von Cyber-Attacken untersucht. Die Autoren halten Cyber-Kriminelle, Hacker, Spione und Militärs für die größten Gefahren des Internets. Je mehr sich Konzerne, Institutionen, Behörden und Privatpersonen vernetzen, desto höher wird ihre Anfälligkeit für Cyber-Attacken, zitiert das Schweizer Portal 20min den Risikobeauftragten von Zurich, Axel Lehmann.

Bei Cloud-Anbietern speichern Unternehmen große Datenmengen. Durch die Auslagerung der Daten sparen sich die Konzerne die Kosten für Server, Verwaltung und Wartung. Häufig lagern die Konzerne auch die gesamte IT-Abteilung an andere Unternehmen aus, welche die Daten ihrerseits bei Cloud-Anbietern parken. Wird die Cloud nicht von einem verlässlichen Partner betrieben, verlieren die Beteiligten schnell den Überblick über die Form der Vernetzung und die entstandenen Abhängigkeiten.

Dadurch entsteht das Risiko, dass verschiedene Anbieter, ohne es zu wissen, ihre Dienste beim selben Cloud-Anbieter lagern - und damit der eigentlich positive Effekt zum Bumerang wird.

Sollte ein Hacker-Angriff diesen Cloud-Anbieter lahmlegen, würden die entsprechenden Logistik-, Infrastruktur-, Finanz- und Unternehmensdaten verloren gehen. Durch die weitreichende Vernetzung der Gesellschaft mit dem Cyberspace, könnte ein Dominoeffekt so die gesamte Wirtschaft erfassen. Davon betroffen wären Krankenhäuser, Wasserversorger und Stromanbieter. Staudämme, Trafostationen und Kraftwerke könnten ausfallen. Auch Bankgeschäfte und Finanztransaktionen wären nicht mehr möglich, was die Stabilität des Finanzsystems gefährden würde.

So zutreffend die Analyse der Studie sein mag, was die hohe Vernetzung und die damit höhere Anfälligkeit betrifft, so fragwürdig sind die von den Autoren empfohlenen Maßnahmen. Denn als mögliche Lösung schlagen Atlantic Council und Zurich vor, zentrale Notfall-Pläne im Rahmen von Organisationen zu entwerfen, die Zugriff auf das gesamte System haben. Eine dieser Organisationen ist die amerikanische Behörde ICANN, die die Vergabe von Namen und Adressen im Internet überwacht. So solle verhindert werden, dass die Stabilität des gesamten Internets gefährdet ist, wenn nötig auch auf Kosten einzelner Betreiber.

Auch die Gründung einer supranationalen Cyber-Sicherheitsbehörde wird vom Atlantic Council und dem Versicherer Zurich ins Spiel gebracht. Darüber hinaus müsste Investitionen in gut ausgebildete IT-Gruppen gestärkt werden, die im Ernstfall nach vordefinierten Maßnahmen eingreifen können. Und schließlich müssten regelmäßig Simulationen stattfinden, welche die wahrscheinlichsten Szenarien und Bedrohungen für das Internet durchspielen.

Ein solches Szenario, nämlich eine Cyber-Attacke auf das Stromnetz der USA, simulierten US-Behörden und Unternehmen im November 2013 (mehr hier). Die Simulation ergab, dass durch einen gezielten Hackerangriff das Stromnetz von Nordamerika für Tage lahmgelegt werden könnte und 70 Prozent der US-Wirtschaft außer Gefecht setzen würde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gewinne bei VW und Mercedes brechen um jeweils rund 40 Prozent ein
30.04.2025

Europas Autoriesen spüren den Gegenwind: Bei VW und Mercedes brechen die Gewinne ein – teils dramatisch. Während Sonderkosten und...

DWN
Technologie
Technologie Höflichkeit kostet Millionen: Liefert ChatGPT durch Respekt bessere Antworten?
30.04.2025

Das Rennen um generative künstliche Intelligenz (KI) ist für Technologieunternehmen, die grundlegende Modelle entwickeln, ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kyle Bass: „Europa ist eine Ansammlung gescheiterter Volkswirtschaften“ – Was der US-Investor wirklich meint
30.04.2025

US-Starinvestor Kyle Bass rechnet mit Europa ab – und liefert eine scharfe Analyse, warum der Kontinent für Investoren zur...

DWN
Technologie
Technologie Cyberbedrohungen: Unternehmen stehen vor einer Zeitenwende – Sicherheit wird zur wirtschaftlichen Überlebensfrage
29.04.2025

Die Weltwirtschaft hat einen neuen, unsichtbaren Frontverlauf – und dieser verläuft mitten durch die digitalen Netzwerke globaler...

DWN
Politik
Politik Die Hälfte der Deutschen glaubt: Elektroautos sind ein grüner Bluff – was das für Europa bedeutet
29.04.2025

Trotz Milliardensubventionen verliert die grüne Transformation rasant an Rückhalt. Bürger zweifeln, Experten warnen – Europa droht der...

DWN
Politik
Politik Spionage AfD: Ex-Krah-Mitarbeiter angeklagt
29.04.2025

Ein ehemaliger Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah steht im Verdacht, für einen chinesischen Geheimdienst gearbeitet zu haben...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zölle: Deutsche Unternehmen bleiben erstaunlich gelassen
29.04.2025

Trotz der hitzigen Rhetorik aus Washington und düsteren Prognosen internationaler Organisationen wie dem IWF zeigen deutsche Unternehmen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alphabet greift nach Europas Kapital: Anleihe-Offensive des Google-Konzerns mit Signalwirkung
29.04.2025

Die Alphabet-Anleihe ist mehr als ein Finanzmanöver: Sie markiert einen geopolitischen Wendepunkt – und eine Kampfansage im Rennen um...