Politik

Wissenschaftler simulieren Zeitreise mit Photonen

Lesezeit: 3 min
04.07.2014 19:05
Zeitreisen sind möglich – zumindest für Lichtpartikel. Australische Wissenschaftler wollen Photonen in einem Versuch per Wurmloch in die Vergangenheit geschickt haben. Hintergrund des Experiments sind die zwei erfolgreichsten Theorien unserer Zeit, die sich aber dennoch widersprechen: Einsteins Relativitätstheorie und die Quantentheorie.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Im Australischen Queensland haben an der dortigen Universität Physiker Photonen durch die Zeit geschickt. Einzelne dieser Lichtpartikel sollen auf diese Weise Quantenpartikel simulieren. Ziel war es dabei, das Verhalten der Quantenteilchen besser kennenzulernen. Natürlich ging es auch um die Frage, ob Zeitreisen – zumindest auf Quantenebene – möglich sind. Die Theorie existiert immerhin seit 1991.

Auch Filme wie der Klassiker Zurück in die Zukunft oder der 2012 veröffentlichte Looper halten das Thema für die breite Masse spannend. Dazu gibt es je Menge Gedankenspiele, die insbesondere bei der Back to the Future-Reihe behandelt wurden. Darunter fällt auch das Großeltern-Paradox. Hier verhindert ein Zeitreisender, dass sich nicht nur seine Großeltern jemals kennenlernen, sondern damit seine eigene Existenz. Insofern wäre es in erster Linie gar nicht möglich, dass er die Zeitreise unternimmt, weil er nicht geboren worden ist.

Wissenschaftler befassen sich dagegen mit tiefer gehenden Problemen. Beim heutigen Stand der Physik zählen speziell die geschlossenen Kurven auf der Zeitebene zu den intensiv diskutierten Themen. Als logische Erklärung für Einsteins Theorien werden damit bisher Zeitreisen zu erklären versucht, dennoch wirkt das etwas paradox. Einstein beschreibt die Welt als einen riesigen Raum, der viele Sterne und Galaxien enthält. Die Quantentheorie wiederum befasst sich mit der Welt auf einer sehr kleinen Skala – im Bereich der Atome und Moleküle.

Nach Einstein verändert sich die Geschwindigkeit der Zeit, abhängig davon, wie schnell sich ein Objekt im Verhältnis zu einem anderen Objekt bewegt. Insofern sind Zeitreisen möglich, wenn der Pfad in Raum und Zeit zum Ausgangspunkt zurückführt. So können Objekte, die den selben Start- und Zielpunkt haben, dort ankommen – nur zu einem früheren Zeitpunkt. Das nennt sich geschlossene Zeitschleife und ist eine Art passierbares Wurmloch.

Durch ein solches wollen die Physiker jetzt Photonen transportiert haben. Immer auf der Suche nach den Rätseln der Quantenphysik. Schließlich sind bei diesem Thema noch viele Fragen offen und der bisherige Stand der Wissenschaft kann diese nicht ansatzweise vollständig beantworten. Genau deshalb widmeten sich die Forscher diesen winzigen Teilen, um mehr über ihre Verhaltensweisen zu erfahren.

Ein Lichtblick ist dabei, dass die Physiker durchaus bereit sind die bisherigen Theorien als nicht in Stein gemeißelt anzusehen. Der Gedanke, dass unser heutiges Wissen nicht allumfassend und für alle Ewigkeit gültig ist, hat sich scheinbar in gewissen Teilen der Forschung durchgesetzt. Vielmehr ist es nun einmal Tatsache, dass viele Phänomene mit dem aktuellen Wissen nicht erklärt werden können. Irgendwo muss also der Wurm drin sein und eine Theorie kann unter Umständen nur teilweise stimmen.

In der Studie geht es auch darum, wie sich die Natur verhält – obwohl unsere bisherige Theorie eigentlich etwas anderes behauptet. Unter anderem betrifft das auch die Heisenbergsche Unschärferelation. Hier gibt es offenbar auch Abweichungen bei dem Test mit dem Wurmloch. Genauso gilt es mehr über die Quantenphysik zu erfahren. Im nächsten Schritt soll es dann sogar möglich sein Quanten perfekt zu klonen. Ob dies auch per Wurmloch geschehen muss, ist noch nicht bekannt. Möglicherweise würde es dazu ausreichen ein Teilchen auf Zeitreise zu schicken und es zum selben Zeitpunkt wieder am Ausgangsort erscheinen zu lassen.

Gerade weil die Eigenschaften der Quantenteilchen noch unklar sind, wird derartige Forschung betrieben. Anscheinend wird genau dadurch die Zeitreise möglich, weil so viel über die Teilchen der Quantenmechanik noch nicht bekannt ist. Das lässt Raum für Spekulationen übrig und dadurch könnten die Quanten „ungereimte Situationen bei der Zeitreise verhindern“, so Physikprofessor Tim Ralph, von der University of Queensland. Durch das zugegeben mangelnde Wissen, wirkt es fast so, als würden die Forscher dem Photon einen Klaps auf den Hintern geben und durch das Wurmloch schicken. Dabei hoffen Sie, dass es die Zeitreise schon irgendwie richtig handhabt.

Die Versuchsanordnung war dabei in zwei Abschnitte unterteilt. Zuerst wurde ein Photon durch das Wurmloch geschickt und reiste in der Zeit zurück. Als es wieder am Anfangspunkt ankam, reagierte es mit seiner älteren Version. Im zweiten Versuch reiste ein Photon durch ein normales Raum-Zeit-Feld, aber reagierte mit einem anderen Photon, dass in einer geschlossenen Zeitschleife ewig gefangen war. „Wir haben einzelne Photonen verwendet, aber für die Zeitreise wurde ein zweites Photon genutzt, um die Rolle des alten Photons zu spielen“, so Ralph weiter.

Wenn man es genau nimmt, handelt es sich also nicht real um eine Zeitreise. Vielmehr wurde in diesem Versuch gezeigt, wie sich einzelne Partikel verhalten, wenn Sie in der Zeit reisen würden und auf sich selbst treffen. Immerhin kann die Simulation den Forschern in der Quantenphysik mehr Aufschluss über das Verhalten der Teilchen geben. Und auch wenn diese Studie die Welt sicher nicht verändern wird, ist sie Teil einer ganzen Reihe von kleinen bedeutenden Forschungsergebnissen, die auf die nächste große Entdeckung hinführen. Entscheidend ist vor allem, dass dieses Wissen auch anderen Forschern weltweit zur Verfügung gestellt wird. Wer weiß, vielleicht gibt es in der näheren Zukunft sogar einen neuen Denkansatz, der die Quantentheorie mit Einsteins Relativitätstheorie vereinen kann.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...