Politik

Nach Baustopp: EU-Steuerzahler müssen Sarkophag für Tschernobyl finanzieren

Ein Baustopp beim Sarkophag von Tschernobyl hat dazu geführt, dass die EU über die EBRD das Risiko übernimmt. Somit ist es der Ukraine und den Betreibern des AKW gelungen, die Kosten an die an der Misswirtschaft völlig unbeteiligten EU-Bürger abzuwälzen. Nun wollen die Amerikaner in die ukrainische Atom-Wirtschaft einsteigen - ein riskantes Vorhaben, weil russische und amerikanische Komponenten nicht perfekt miteinander harmonieren.
06.12.2014 23:03
Lesezeit: 1 min

Die EU und weitere 41 Länder haben bisher etwa 1,5 Milliarden Euro aus Steuergeldern  in den Sarkophag-Bau des Kernkraftwerks Tschernobyl beigesteuert. Zu Beginn des Projekts im Jahr 2007 beliefen sich die geschätzten Kosten auf 622 Millionen Euro und hatten sich anschließend auf 1,54 Milliarden Euro erhöht. Den Bauauftrag erhielt das französische Konsortium Novarka.

Das Projekt läuft unter dem Namen Shelter Implementation Plan (SIP). Doch wegen Geldmangel und Kostenüberschreitungen erfolgte vor wenigen Monaten ein Baustopp. Das geht aus einer Studie der Umweltschutz-Organisation Greenpeace hervor.

Allerdings meldete die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) Anfang Dezember, dass sie 350 Millionen Euro für die Fertigstellung des Tschernobyl-Sarkophags zur Verfügung stellen werde. Die gesamten Kosten für den Bau des Sarkophags sollen sich nun auf 2,15 Milliarden Euro belaufen. Das Projekt soll 2017 zum Abschluss kommen, berichtet die EBRD in einer Mitteilung.

Die G7 und die EU-Kommission haben schon 165 Millionen Euro bereitgestellt. Die G7 will im kommenden Jahr eine Geberkonferenz ins Leben rufen, um weitere 100 Millionen Euro für das Tschernobyl-Projekt einzusammeln.

Auf Nachfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten, ob die USA die Ukraine mit Nuklear-Technologie beliefern, antwortete Greenpeace-Sprecher Heinz Smital:

„Die Nukleartechnologie in der Ukraine ist russischer Bauart. Vor allem versucht, die Abhängigkeit in den Lieferungen des Kernbrennstoffes abzubauen und hat Westinghouse beauftragt BE für die russischen AKW zu liefern. Erste Versuche in 2005 waren allerdings nicht sehr erfolgreich, weil es zum Verbiegen von Brennelementen gekommen ist. Kiew will nun mit Hilfe von US Firmen eine eigene Brennelemente-Produktion aufbauen.“

Der Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz, Sebastian Pflugbeil, sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass er über den Transfer von US-amerikanischer Nuklear-Technologie in die Ukraine habe keine verlässlichen Angaben habe. Er habe sich vor längerer Zeit mit Fachleuten in Tschernobyl unterhalten.

Die berichteten ihm, dass die Nutzung von US-Nukleartechnologie riskant wäre, „weil da unterschiedliche elektronische Kulturen miteinander verbunden werden müssen, was riskante Auswirkungen haben könnte, weil die einen die eine und die anderen die andere Technik nicht genau übersehen. Ob dadurch das Sicherheitsniveau insgesamt erhöht wird, haben die Leute sehr bezweifelt“, so Pflugbeil.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...

DWN
Panorama
Panorama EU-Prüfer sehen Schwächen im Corona-Aufbaufonds
10.05.2025

Milliarden flossen aus dem Corona-Topf, um die Staaten der Europäischen Union beim Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie zu unterstützen....

DWN
Finanzen
Finanzen Estateguru-Desaster: Deutsche Anleger warten auf 77 Millionen Euro – Rückflüsse stocken, Vertrauen schwindet
10.05.2025

Immobilien-Crowdfunding in der Vertrauenskrise: Estateguru kann 77 Millionen Euro deutscher Anleger bislang nicht zurückführen – das...