Politik

Ukraine: Bürger müssen Energie-Konzern mit höheren Gas-Preisen retten

Lesezeit: 1 min
12.12.2014 02:09
Der ukrainische Premierminister Arseni Jazenjuk hat angekündigt, dass die inländischen Gaspreise erhöht werden. Beim Energie-Konzern Naftogaz ist ein Defizit von 5,6 Milliarden Euro aufgelaufen. Der Staat kann den von Korruption erschütterten Konzern nicht retten, weil er selbst pleite ist. Also müssen die Bürger der Ukraine die Rechnung bezahlen.
Ukraine: Bürger müssen Energie-Konzern mit höheren Gas-Preisen retten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die vor dem Staatsbankrott stehende Ukraine will die Energiepreise für Bürger deutlich erhöhen. „Es gibt keine andere Möglichkeit, als die Tarife auf Marktniveau anzuheben“, sagte Regierungschef Arseni Jazenjuk am Donnerstag im Parlament.

Der 40-Jährige begründete den Schritt mit einem Defizit von 5,6 Milliarden Euro beim staatlichen Energie-Riesen Naftogaz. Der Mangel an Gas und der Verlust der Kohle-Abbaugebiete im Osten des Landes haben in der Ukraine in den vergangenen Wochen immer wieder zu Strom-Ausfällen geführt.

Die ukrainische Regierung fordert seit Wochen eine internationale Geberkonferenz. Die milliardenschweren Zahlungen des Internationalen Währungsfonds IWF und der Europäischen Union reichen nach Angaben aus Kiew nicht aus, um das Land vor dem finanziellen Aus zu retten. Deshalb plant die Regierung auch dramatische Einschnitte im Sozialsystem.

Die Einwohner des krisengeschüttelten Landes dürften kaum in der Lage sein, die zuletzt bereits angehobenen Gaspreise zu bezahlen. Hinzu kommt, dass die Währung Griwna massiv an Wert verliert. Dies hat zur Folge, dass die vom Staat zu Dollar-Preisen im Ausland eingekaufte Energie bereits jetzt kaum noch zu bezahlen ist.

Das Defizit im Staatshaushalt will Jazenjuk zudem durch die Kürzung von Sonderrenten schmälern. Die Währungsreserven des Landes haben mit umgerechnet knapp acht Milliarden Euro den tiefsten Stand seit zehn Jahren erreicht. Ohne neue Kredite droht dem Land der Staatsbankrott.

Dies hatte auch Ende November der IWF vermeldet. Hinzu kommt, dass der Anteil der Schattenwirtschaft zwischen 30 und 100 Prozent des ausgewiesenen Bruttoinlandsprodukts beträgt. Die EU hat am vergangenen Mittwoch im Rahmen der „Makrofinanzhilfe“ 500 Millionen Euro aus Steuermitteln an die Ukraine überwiesen.

Doch in der Ukraine besteht die Gefahr, dass die Gelder im Korruptions-Kreislauf verschwinden oder gar ins Ausland geschmuggelt werden. So hat das Tochter-Unternehmen der norwegischen Investment-Gesellschaft Ferncliff, Standard Drilling, im Jahr 2011 eine Bohrinsel an Naftogaz verkauft. Der Kaufpreis soll 220 Millionen Dollar betragen haben. Dieser Kaufprozess sei dokumentiert, berichtet businessneweurope.

Der Naftogaz-Vorstand sagt hingegen, dass die Bohrinsel für 400 Millionen Dollar von der Schiffswerft in Riga im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung erworben wurde. Die Transaktionen habe Naftogaz über die litauische Bank Trasta Komercbanka abgewickelt. Derartige Widersprüche beim Kaufpreis und bei der Kaufprozedur von Bohrinseln kamen in den vergangenen Jahren bei Naftogaz immer wieder auf.

Bei einem ähnlichen Deal im Jahr 2011 hat Naftogaz mit einem Tochterunternehmen von Unicredit kooperiert. Unicredit musste sich anschließend mit dem Vorwurf der Beihilfe zur Geldwäsche auseinandersetzen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neuentdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...