Politik

US-Investment-Bank Lazard: Griechen-Gläubiger sollen auf 100 Milliarden Euro verzichten

Lesezeit: 1 min
10.02.2015 15:22
Eine von der griechischen Regierung mit der Umschuldung beauftragte US-Investmentbank Lazard hat eine unangenehme Botschaft für die EU-Steuerzahler: Die Gläubiger sollen auf 100 Milliarden Euro verzichten, um Griechenland zu retten. Der von der Troika verordnete Austeritätskurs sei grundfalsch und habe in eine „echte Katastrophe“ geführt. Die griechische Regierung sucht bereits fieberhaft neue Kredit-Geber - unter anderem in den USA.
US-Investment-Bank Lazard: Griechen-Gläubiger sollen auf 100 Milliarden Euro verzichten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Mit einem Schuldenerlass in Höhe von 100 Milliarden Euro könnte Griechenland die Vorgaben seiner Gläubiger einhalten. Ein Schuldenverhältnis von 120 Prozent des BIP im Jahr 2020 sei ein „vernünftiges Ziel, welches Griechenland eine nachhaltige Struktur bringt, so Matthieu Pigasse, Generaldirektor der Lazard France. Er war von 2010 bis 2012 einer der Berater der damaligen griechischen Regierung und führt das Beratungsteam der jetzigen Regierung an. Syriza hat die US-Investmentbank Lazard damit beauftragt, sie kurz vor den Verhandlungen mit der Troika, bezüglich ihrer Schuldenlast zu beraten.

„Ein Versuch ist absolut notwendig“, während weitere Verhandlungen im Gange sind. Die Schulden können erlassen oder auf anderen Wegen reduziert werden. „Griechenland ist einer finanziellen Notlage. Es erlebt eine humanitäre Krise wie es in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat, so Pigasse. „Das Allheilmittel des Sparens, das die Troika – also IWF, EZB und die europäischen Staaten – hat in Griechenland eine echte Katastrophe hinterlassen“, zitiert ihn Kathimerini.

Im Schuldenstreit mit den Euro-Partnern bringt der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos die Suche nach anderen Geldgebern ins Spiel. Ziel sei zwar ein Abkommen mit der EU, aber falls Deutschland unnachgiebig bleibe, müsse sich sein Land nach Alternativen umsehen, sagte Kammenos am Dienstag im griechischen Fernsehen. „Das wären am besten die USA, aber es könnten auch Russland oder China oder andere Länder sein“, betonte er. Seine Partei Unabhängige Griechen (Anel) ist der Junior-Partner der Syriza.

Griechenland wolle eine Einigung mit seinen Euro-Partnern. „Aber wenn es kein Abkommen gibt - was hoffentlich nicht passiert - dann haben wir die Pflicht, Plan B zu verfolgen. Plan B ist die Finanzierung durch eine andere Quelle“, sagte Kammenos.

Die Gläubiger verlangen hingegen, dass Griechenland ein Programm vorlegt, bevor über die Schulden diskutiert werde. Sie stellen dem Land ein Ultimatum bis 16. Februar. Auch die Bundesregierung verlangt weiterhin einen ordentlichen Abschluss des mit Griechenland verabredeten Kredit- und Reformprogramms. „Wir sind unverändert der Meinung, dass das Programm abgeschlossen werden sollte wie vereinbart“, sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums am Montag in Berlin.

Die Rettungspolitik von EU und Troika sei gescheitert, sagte Alexis Tsipras hingegen in seiner Regierungserklärung. Daher werden keine neuen Kredite beantragt. Griechenland werde ein Überbrückungsprogramm bis Juni vorstellen. Die griechische Staatsverschuldung liegt momentan bei 320 Milliarden Euro beziehungsweise 175 Prozent des BIP.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Umweltbewusst und günstig: Hondas Leasing-Modell für die elektrifizierten Fahrzeuge von Honda

Der Managing Director der Honda Bank Volker Boehme spricht mit den DWN über die neuesten Entwicklungen im Leasinggeschäft für die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ausstieg aus dem Ausstieg: Schweden baut Kernkraftwerke
30.11.2023

Eigentlich hatten die Schweden per Referendum für das Ende der Kernenergie gestimmt. Doch nun hat das Parlament den Bau weiterer...

DWN
Politik
Politik US-Firmen: Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit
30.11.2023

In Deutschland tätige US-Unternehmen blicken mit Sorge auf die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Thailand plant neue Route im Welthandel: Welche Rolle kann die deutsche Wirtschaft spielen?
30.11.2023

Thailand will eine Handelsroute zwischen Pazifischem und Indischem Ozean bauen. Kann die deutsche Wirtschaft eine Rolle bei dem Projekt...

DWN
Politik
Politik Henry Kissinger: Zum Tode des Jahrhundertmanns
26.05.2023

Der frühere Sicherheitsberater und Außenminister der Vereinigten Staaten, Henry Kissinger, ist gestorben. Noch im Mai feierte der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Machtkampf bei Thyssenkrupp: Arbeitnehmer kritisieren Wahl neuer Vorstände scharf
30.11.2023

Die Anteilseigner von Thyssenkrupp haben eine Erweiterung des Vorstandes gegen den Willen der Arbeitnehmervertreter durchgesetzt. Diese...

DWN
Politik
Politik Russland liefert Rekordmengen Gas über TurkStream nach Europa
29.11.2023

Über TurkStream fließen derzeit Rekordmengen Gas nach Europa. Doch die militärischen Angriffe auf die Pipeline halten an. Zudem macht...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission fordert Europäisierung der Rüstungsbeschaffung
30.11.2023

Komissionspräsidentin von der Leyen will die Rüstungspolitik der EU stärker gemeinschaftlich aufbauen. Die Forderungen finden auch vor...

DWN
Politik
Politik Rechtsgutachten prüft Berliner Sondervermögen
29.11.2023

Die deutsche Hauptstadt bekommt die Folgen der jüngsten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts nun direkt zu spüren. Jetzt prüft...