Finanzen

Börse: Dax schließt über 12.000 Punkten

Zwei europäische Banken gehen pleite - was normalerweise für einen Abverkauf sorgt, wird derzeit mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen. Das ist nicht unbedingt gesund, die Märkte sind derzeit extrem optimistisch, dass das QE der EZB funktionieren wird. Wie es aussieht, wird die europäische Notenbank ihr gestecktes Ziel von 60 Milliarden Euro pro Monat jedoch nicht erreichen.
16.03.2015 19:59
Lesezeit: 2 min

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Kaufrausch an der Aktienbörse: Erstmals in seiner Geschichte hat der Dax die Marke von 12.000 Punkte übersprungen. Die vom Anleihe-Kaufprogramm der EZB angetriebene Kursrally führte Deutschlands wichtigstes Börsenbarometer am Montag bis auf 12.219 Punkte. Zum Handelsschluss lag der Dax mit 12.167,72 Punkten immer noch um 2,2 Prozent höher. "Einige Anleger kaufen in der Panik zu fast jedem Preis", sagte ein Händler. "Gesund ist das nicht."

Mit dem Rückenwind der EZB kenne die Euphorie an den Aktienbörsen scheinbar keine Grenzen mehr, sagte NordLB-Analyst Bernd Krampen. "Fundamental gesehen ist die Welt aber gar nicht so rosig." Der Dax begebe sich auf dünnes Eis, eine Korrektur könne bald anstehen, fügte Krampen mit Blick auf den Streit um die griechischen Schulden und die Spannungen in der Ostukraine sowie den Krieg in Syrien hinzu. Der EuroStoxx50 stieg um 1,4 Prozent auf 3706,75 Zähler, den höchsten Stand seit Juni 2008.

Investoren greifen angesichts der ultralockeren Geldpolitik im Euroraum seit Monaten verstärkt bei Aktien zu. Wer auf der Suche nach Rendite sei, habe angesichts der extrem geringen Verzinsungen von Anleihen keine Alternative mehr, sagte ein Börsianer. So kommt der Dax, der die Aktien der 30 wichtigsten deutschen börsennotierten Unternehmen enthält, seit Jahresbeginn auf ein Plus von 24 Prozent. Erst Mitte Februar hatte er die 11.000er Marke und nur rund vier Wochen zuvor die 10.000er Marke geknackt.

Mit ihren Bondkäufen hat die EZB bereits die Renditen der meisten europäischen Staatsanleihen auf historische Tiefstände gedrückt. Die Notenbanker wollen bis September 2016 monatlich Anleihen für 60 Milliarden Euro kaufen - bis zu einer Rendite von minus 0,20 Prozent. Zum Start des Anleihe-Kaufprogramms erwarben die Notenbanker in der vorigen Woche nach eigenen Angaben Anleihen für 9,75 Milliarden Euro, was beispielsweise die Rendite der zehnjährigen spanischen Papiere erstmals unter ein Prozent drückte. Die entsprechenden deutschen Bundesanleihen rentierten zeitweise nur noch mit 0,188 Prozent.

Am Montag zogen die Renditen leicht an, da viele Anleger ihre Gewinne mitnahmen. Ziel der EZB ist es, die Kreditvergabe der Banken und damit die Konjunktur anzukurbeln und die sehr niedrige Inflation anzuheizen.

Die Flucht vieler Anleger aus dem Rentenmarkt drückt seit Wochen auch den Euro immer tiefer in den Keller. Am Montag rutschte er bis auf ein neues Zwölf-Jahres-Tief von 1,0456 Dollar ab, erholte sich bis zum Abend aber auf 1,06 Dollar. Denn einige Anleger setzten darauf, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen vielleicht doch langsamer als zuletzt befürchtet anheben könnte. Dies trieb auch die Wall Street wieder an: Zum Handelsschluss in Europa lagen Dow-Jones - und S&P500 je etwa ein Prozent höher. Doch blieben die Investoren in New York angesichts der Sitzung der US-Notenbank Fed am Dienstag und Mittwoch vorsichtig. Viele vermuten, dass die Fed ein Signal zur Zinserhöhung im Sommer geben könnte.

Daher rechnen immer mehr Börsianer trotz der aktuell leichten Erholung des Euro damit, dass die Gemeinschaftswährung weiter bis zur Parität fallen wird - bei der Anleger für einen Euro einen Dollar bekommen.

Im Dax gingen die Gewinne quer durch alle Branchen. Ganz oben standen die Aktien von K+S mit einem Plus von 4,2 Prozent. Analysten hatten sich nach der Bilanzvorlage des Salz- und Düngemittelherstellers positiv geäußert. Doch auch die Titel des Pharma-Konzerns Merck und des Gesundheitskonzerns Fresenius sowie die Autowerte VW und Daimler waren gefragt und legten je rund drei Prozent zu. Dass zwei so unterschiedliche Sektoren - die Autobauer hängen von der Konjunktur ab, während die Gesundheitsbranche als davon unabhängig gilt - gleichermaßen gesucht sind, ist eher selten der Fall.

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