Milliardenschwere Abschreibungen in Osteuropa haben bei der österreichischen Bad Bank Heta ein riesiges Loch in die Kapitaldecke gerissen. Das Nachfolgeinstitut der Krisenbank Hypo Alpe Adria häufte 2014 einen Verlust von 7,9 Milliarden Euro an, teilte die Heta am Mittwochabend mit. Daraus ergebe sich eine Kapitallücke von sieben Milliarden Euro. Der Abgang resultierte zum größten Teil aus neuerlichen Wertberichtigungen von Krediten und Immobilien (3,3 Milliarden), aus den Verlusten aus dem Verkauf der Balkanbanken (1,7 Milliarden) und aus dem Fiasko der Italien-Tochter (1,3 Milliarden Euro). Es ist durchaus möglich, dass noch weitere Leichen an die Oberfläche gespült werden: Die Wirtschaftsprüfer haben nur einen eingeschränkten Bestätigungsvermerk abgegeben, berichtet der österreichische Standard.
Grund für die massiven Verluste ist der Übergang der nicht lebensfähigen Teile der Hypo in die Bad Bank Heta. Dabei muss das Institut seine Geschäftsteile zu einem deutlich niedrigeren Wert in der Bilanz führen.
Die Veröffentlichung der Zahlen war vor allem von den Gläubigern der Heta mit Spannung erwartet worden: Sie gilt als Anhaltspunkt für den Umfang des geplanten Schuldenschnitts. Der Heta-Eigentümer Österreich will kein Steuergeld mehr in das Institut pumpen und bittet die Investoren zur Kasse. Zu den Kreditgebern gehören viele deutsche Banken und Versicherungen, die nach Angaben der Bundesbank zum Jahresende 7,1 Milliarden Euro bei der Heta im Feuer hatten. Wie groß der Schuldenschnitt tatsächlich ausfällt, soll spätestens im kommenden Jahr feststehen.
Die Risiken sieht die Heta noch nicht überwunden. Vor allem die große Anzahl an Rechtsstreitigkeiten könnte die zukünftige Entwicklung beeinflussen, teilte die Bank mit. Risiken gebe es auch aus dem Zustandekommen des Verkaufsabschlusses der Töchter in Südosteuropa. Die verstaatlichte Krisenbank hatte ihr Geschäft in den dortigen Ländern an den US-Finanzinvestor Advent und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) verkauft. Advent hatte zuletzt knallhart gepokert - es ist gut denkbar, dass die Amerikaner die unter Druck stehenden Österreicher über den Tisch gezogen haben.
Die Probleme der Hypo haben vor vielen Jahren begonnen. Das Institut besorgte sich mit Hilfe umfangreicher Garantien seines früheren Eigentümers Kärnten günstiges Geld vom Kapitalmarkt und steckte es in Geschäfte am Balkan. Doch diese erwiesen sich als riskant und die Bank geriet in Finanznöte. Die frühere Mutter BayernLB drehte der Hypo den Geldhahn zu, weshalb Österreich das Institut Ende 2009 verstaatlichte. Seither hat der Staat über 5,5 Milliarden Euro an Steuergeldern in die Bank gepumpt.
Die deutschen öffentlich-rechtlichen Banken haben sich erst vor wenigen Tagen auf eine gemeinsame Linie gegen die Heta geeinigt: Die Landesbanken HSH, Helaba und NordLB sowie der Immobilienfinanzierer Berlin Hyp hätten eine Klage gegen die Hypo-Bad-Bank Heta eingereicht, sagte ein NordLB-Sprecher am Montag. Die Institute haben dem Sprecher zufolge alle eine nach deutschem Recht begebene Anleihe gezeichnet, die am 20. März 2015 fällig war. Da kein Geld geflossen ist, hätten die Geldhäuser bereits Anfang Juni vor dem Landgericht Frankfurt auf die Auszahlung von insgesamt 218 Millionen Euro geklagt.
Österreich will bei der Abwicklung der Hypo auch die Gläubiger zur Kasse bitten und hat deshalb Anfang des Jahres die Rückzahlung sämtlicher Heta-Anleihen gestoppt. Das hat einen Proteststurm bei Investoren ausgelöst, allen voran bei deutschen Banken und Versicherungen. NordLB-Chef Gunter Dunkel kündigte bereits im April an, sich bei Klagen gegen die Heta mit anderen Instituten abzustimmen, um die Kosten möglichst gering zu halten. "Wir wollen das nicht zu einem Rechtsanwalt-Bereicherungsprogramm machen." Die NordLB hat Heta-Bonds mit einem Volumen von 380 Millionen Euro in den Büchern. Bei der Anleihe, auf deren Rückzahlung das Institut nun klagt, geht es für die Hannoveraner jedoch nur um 30 Millionen Euro.