Politik

Griechenland kann ohne neue Kredite keine Renten mehr auszahlen

Lesezeit: 2 min
27.08.2015 00:03
Pensionsfonds in Griechenland leiden an akuter Geldknappheit. Deshalb benötigen sie Kredite aus dem Ausland, um die Renten-Auszahlungen überhaupt gewährleisten zu können.
Griechenland kann ohne neue Kredite keine Renten mehr auszahlen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Griechischen Pensionsfonds müssen auf Kredite zurückgreifen, um Pensionen auszubezahlen. Dies berichtet die griechische Tageszeitung Kathimerini. Demnach müssen Griechenlands staatliche Versicherungsfonds demnächst auch auf Auslandskredite zurückgreifen, um ihre Bedarfe zu decken. Denn die Befürchtungen wachsen, dass das Volumen des dritten „Bail-outs“ respektive die ersten Tranchen nicht ausreichen, um den Liquiditätsbedarf bis Ende des Jahres zu decken.

Zuletzt spitze sich die Situation für die älteren Bürger zu, insbesondere als im Juli die Banken schlossen und nur für jeweils ein paar Stunden öffneten. Die Rentner waren genötigt, in langen Schlangen anzustehen, und um die limitierten Auszahlungen von 120 Euro pro Woche quasi zu betteln.

Inzwischen sind die Renten- und Pensionskassen gezwungen, Kredite aufzunehmen, um den gesetzlichen Ansprüchen der Bürger nachzukommen. Die Einheitskasse ETAA für selbstständige Berufsgruppen erhielt von der Versicherungskasse der generationsübergreifenden Solidarität (AKAGE) eine finanzielle Unterstützung von 20 Millionen Euro, um die Defizite für Pensionen für Rechtsanwälte und Notare wenigstens teilweise zu decken.

Die AKAGE wiederum erhielt eine Unterstützung in Höhe von 180 Millionen Euro von der Sozialversicherungsanstalt (IKA-ETAM).Zuvor gab es bereits ein kurzfristiges Darlehen in 110 Millionen Euro für die Auszahlung von Renten im September.

Die Probleme innerhalb der Notar-Abteilung der ETAA sind bekannt. Diese Einheitskasse für Selbstständige musste vor kurzem Vermögenswerte mit Verlusten abgeben, um entsprechende Liquidität zu erreichen.

Das Sozialversicherungs-Institut IKA nahm im August ein kurzfristiges Darlehen in Höhe von 110 Millionen Euro auf, um die September Renten zu zahlen.

Im Juli betrugen die Einnahmen der IKA noch 1,1 Milliarden Euro, eine Steigerung von 200 Millionen Euro gegenüber dem Juni, da viele Bürger besorgt waren wegen eines möglichen „Hair-cuts“ auf ihre Bankeinlagen und daher vorsorglich ihre Zahlungsrückstände an den Staat beglichen. Diese Juli-Summe kann allerdings für den August nicht veranschlagte werden.

Das Defizit der AKAGE (Allgemeiner Generations-Solidaritätsfonds) dürfte auf den dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit sowie auf die politische und wirtschaftliche Unsicherheit zurückzuführen sein. Ferner spielen die Kapitalverkehrskontrollen, die Maßnahmen des dritten Memorandums (Drittes „Hilfspaket“) sowie die vorgezogenen Neuwahlen eine Rolle. Dies wird voraussichtlich auch im Herbst Auswirkungen auf die Einnahmen des Versicherungsfonds haben.

Im Vergleich zum Juni 2014, als die staatlichen Versicherungsfonds einen Überschuss von 407 Millionen Euro erzielt hatten, beträgt das Defizit innerhalb eines Jahres nunmehr 1,4 Milliarden Euro.

Wegen der Maßnahmen und Vorgaben des dritten Kreditpakets wird vorausgesetzt, dass der Staat auch weiterhin sparen muss. Durch die Reduzierung der Vorruhestands-Regelung werden jedoch gerade einmal drei Millionen Euro eingespart, wenn im Gegenzug nur noch die Mindestrente ausbezahlt wird.

In Griechenland sind Renten und Pensionen durch eine Vielzahl von staatlichen und halbstaatlichen Pensionsfonds sowie freiwilligen wie obligatorischen Zusatzversicherungen je nach Berufsgruppe geregelt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...