Deutschland

Schweiz: Ende des Immobilien-Booms in Sicht

Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen und die Preise für Eigenheime in der Schweiz sind zurückgegangen. Der UBS zufolge könnte sich damit eine Abkühlung am Immobilienmarkt ankündigen. Doch die Gefahr einer Immobilienblase ist weiterhin greifbar.
07.11.2015 23:55
Lesezeit: 2 min
Schweiz: Ende des Immobilien-Booms in Sicht
Seit mehreren Jahren steigt der Blasen-Index in der Schweiz. (Grafik: UBS)

Die Unsicherheit aufgrund der zahlreichen aktuellen Krisen und der Abschwung in den Schwellenländern sorgen auch in der Schweiz seit Monaten für einen boomenden Immobilienmarkt. Im dritten Quartal hat sich die Situation etwas beruhigt. So zogen der UBS zufolge die nominalen Eigenheimpreise das erste Mal seit langem nicht mehr an. Und auch die Nachfrage ist zurückgegangen. Die Gefahr einer Immobilienblase ist jedoch weiterhin hoch.

So hätten beispielsweise „angesichts der negativen Teuerung und der um 0,3 Prozent geschrumpften nominalen Haushaltseinkommen (gemessen an der Wirtschaftsleistung) trotz Nullrunde bei den Preisen die Ungleichgewichte noch nicht abgenommen“, so die UBS in ihrem Swiss Real Estate Bubble Index. Preisbereinigt sind die Preissteigerungen im Vergleich zum Vorjahresquartal immer noch bei +3,1 Prozent. Zudem wächst das Hypothekarvolumen weiter.

Entsprechend ist der Bubble Index im dritten Quartal noch einmal um 0,10 Punkte gegenüber dem Vorquartal auf 1,38 Punkte gestiegen. Ein Bubble-Wert zwischen 0 und 1 steht dabei für einen Boom, bei einem Wert zwischen 1 und 2 spricht man von einem Risiko und alles über der 2-Punkte-Grenze wäre eine Blase. Seit dem ersten Quartal 2012 ist der Index für die Schweiz nahezu kontinuierlich gestiegen. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2012 lag der Indexwert noch bei 0,66 Punkten.

Der UBS zufolge gibt es in der Schweiz mittlerweile 17 Gefahrenregionen. Hierzu gehören unter anderem Zürich, Zug, Luzern, Basel-Stadt, Morges und Davos. Unter Beobachtung stehen derzeit neun Regionen. Locarno, St. Gallen und Appenzell Innerrhoden sind nur ein paar davon. In Appenzell Innerrhoden beispielsweise sind die Preise in den letzten zehn Jahren um fast 70 Prozent gestiegen.

„Der Indexanstieg bestätigt, dass auf dem Eigenheimmarkt noch längstens keine Entwarnung gegeben werden kann“, so die UBS. Einerseits sei die Nachfrage nach den eigenen vier Wänden aufgrund der günstigen Hypothekarzinsen weiterhin sehr hoch, andererseits habe die Investitionsnachfrage nach Immobilien auch auf dem Eigenheimmarkt ein hohes Gewicht erhalten.

Doch nicht nur Eigentumswohnungen sind derzeit in vielen Ländern als Investitionsobjekte begehrt. Weltweit sind die Immobilieninvestitionen in der ersten Jahreshälfte auf eine neue Rekordhöhe gestiegen. In den ersten sechs Monaten des Jahres wuchs das weltweite Investitionsvolumen für gewerbliche Immobilien auf 407 Milliarden US-Dollar an. Das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 14 Prozent, so die aktuellen Zahlen des CBRE, dem Dienstleistungsunternehmen für den gewerblichen Immobiliensektor.

Trotz des Immobilienbooms ist die Schweiz noch immer ein klassisches Mieterland. So ist die Schweiz mit einem geschätzten Anteil der Mietshaushalte von 62 Prozent das Land mit dem höchsten Mieteranteil in ganz Europa, so der Think Tank Avenir Suisse. In Deutschland machen die Mietshaushalte nur noch 48 Prozent aus. Sehr hoch wiederum ist der Wohneigentumsanteil in Rumänien, Bulgarien und Polen. In Rumänien macht Wohneigentum einen Anteil von über 90 Prozent aus. In Polen und Bulgarien sind es mehr als 80 Prozent. Das wiederum spricht auch für einen hohen Anteil ausländischer Investoren am Schweizer Immobilienmarkt.

Ein Grund, warum der Anteil der Eigentumswohnungen in der Schweiz so niedrig ist, ist die fehlende staatliche Förderung. „Die Schweiz kennt kein Bausparen und andere Subventionen für den Erwerb von Wohneigentum. Sie besteuert sowohl die Eigenmiete als auch Mieteinnahmen aus Renditeobjekten“, betont Patrik Schellenbauer von Avenir Suisse.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Personalbindung neu gedacht: Warum Freiwilligkeit stärker wirkt als Loyalität
20.07.2025

Kluge Personalbindung funktioniert nur ohne Zwang: Wer Mitarbeitende an sich ketten will, verliert die Besten – echte Loyalität gibt es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobshadowing: Einblicke und neue Perspektiven schaffen
20.07.2025

Im Rahmen von Job Shadowing können Interessierte von erfahrenen Mitarbeitern lernen und Einblicke in die Arbeitsabläufe innerhalb des...

DWN
Technologie
Technologie Drohnen: Warum Europa beim Luftraum ein Problem hat
20.07.2025

Spionagedrohnen überfliegen ungehindert Militärstützpunkte, kooperative Kampfdrohnen fehlen – und beim Einsatz ziviler Drohnen...

DWN
Technologie
Technologie Huawei schlägt zurück: Chinas Tech-Gigant lässt Apple & Co. alt aussehen
20.07.2025

Totgesagt und sanktioniert – doch jetzt ist Huawei zurück an der Spitze. Mit eigener Chiptechnologie und ohne Android zeigt Chinas...

DWN
Immobilien
Immobilien Mängel beim Immobilienkauf: So setzen Käufer ihre Rechte durch
20.07.2025

Wasser im Keller, Schimmel hinter der Tapete – und im Vertrag steht „gekauft wie gesehen“. Doch wer Mängel verheimlicht, verliert...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Tesla: Wie Elon Musk seine eigene Konkurrenz großzog
19.07.2025

Elon Musk wurde in China gefeiert, hofiert und mit Privilegien überschüttet – doch während Tesla half, Chinas E-Auto-Industrie...

DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...