Deutschland

BND-Mitarbeiter gab Geheim-Dokumente an die CIA weiter

Lesezeit: 1 min
18.11.2015 00:25
Ein US-Spion beim BND hat dem CIA über 200 geheime Dokumente geliefert und dafür fast 100.000 Euro erhalten. Der Spion habe zudem auch an Russland Informationen weitergegeben. Bei einer Verurteilung wegen Landesverrats droht lebenslänglicher Freiheitsentzug.
BND-Mitarbeiter gab Geheim-Dokumente an die CIA weiter

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der US-Geheimdienst CIA soll laut Bundesanwaltschaft von einem Spion im Bundesnachrichtendienst (BND) mehr als 200 vertrauliche Dokumente erhalten haben. Zum Auftakt des Strafprozesses gegen einen früheren Büroangestellten des BND vor dem Oberlandesgericht München erklärte Bundesanwalt Wolfgang Siegmund am Montag, der Angeklagte Markus R. habe die CIA von 2008 an jahrelang mit streng geheimen Interna versorgt. Dem 32-jährigen droht bei einer Verurteilung wegen besonders schweren Landesverrats lebenslange Haft. Der Fall hat das wegen der Aktivität des US-Geheimdienstes NSA getrübte Verhältnis zwischen den USA und Deutschland zusätzlich belastet.

„Der Angeklagte erhielt von der CIA für seine Verratstätigkeit insgesamt mindestens 95.000 Euro“, sagte Siegmund bei der Verlesung der Anklage. Markus R., der bei seiner ersten Befragung durch das Gericht sein damaliges Monatsgehalt mit anfangs 1200 Euro, später rund 1600 Euro angab, habe sich „eine nicht unerhebliche Einnahmequelle von nicht nur vorübergehender Dauer“ schaffen wollen. Das Geld habe R. von einem Verbindungsmann namens Craig in Salzburg und anderen Städten in Österreich erhalten.

Unter dem Decknamen Uwe habe R. einer Verbindungsperson der CIA namens Alex Dokumente zu Struktur, Arbeitsschwerpunkten und operativen Überlegungen des BND zugespielt. Darunter sei im Jahr 2010 auch eine umfangreiche Datenbank sämtlicher damals aktueller und zahlreicher früherer Mitarbeiter der Abteilung „Einsatzgebiete Auslandsbeziehungen“ gewesen, in der R. mit der Verwaltung von Post und geheimen Unterlagen beschäftigt war.

Außerdem habe der Angeklagte der CIA Informationen über die Zusammenarbeit des BND mit Geheimdiensten nicht nur der USA, sondern auch anderer Länder geliefert. Übermittelt worden seien die Unterlagen „auf verborgenen und verschlüsselten elektronischen Wegen“. Später habe R. von der CIA dafür auch ein Notebook mit einem speziellen E-Mail-Programm erhalten. In den Jahren vor seiner Festnahme 2014 habe er den US-Geheimdienst im Wochenrhythmus mit aktuellen Informationen versorgt. Am Ende habe er auch dem russischen Konsulat in München Dokumente für den Geheimdienst SWR übergeben.

Der Angeklagte beantwortete zunächst ausführlich Fragen des Vorsitzenden Richters Reinhold Baier zu seinem Lebenslauf und will sich nach Angaben seines Verteidigers Klaus Schroth im Prozessverlauf auch zu den Vorwürfen äußern. R., der in einem dunkelgrauen Anzug auftrat und sich schüchtern äußerte, schilderte seine Kindheit als Sohn eines Schlossers und einer Feinmechanikerin in der DDR. Er sei stets ein Einzelgänger gewesen und habe sich für Computer interessiert.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...