Finanzen

Lufthansa plant Zukäufe in Belgien und Skandinavien

Lesezeit: 2 min
13.04.2016 16:49
Die Lufthansa will offenbar die Fluglinie Brussels Airlines komplett übernehmen. Das deutsche Unternehmen wolle seine Anteile für 140 Millionen Euro auf 100 Prozent aufstocken, so Insider. Insidern zufolge gebe es zudem Verhandlungen um einen Einstieg bei dem skandinavischen Konkurrenten SAS.
Lufthansa plant Zukäufe in Belgien und Skandinavien

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Lufthansa will Konzerninsidern zufolge die Fluglinien Brussels Airlines und die skandinavische SAS unter ihre Fittiche nehmen. Die Gespräche mit den beiden Fluglinien liefen parallel, sagten zwei mit den Planungen der Lufthansa vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Weiter fortgeschritten seien die Verhandlungen mit Brussels Airlines, an der die Lufthansa bereits 45 Prozent hält. „Es ist so gut wie sicher, dass die Sache dem Aufsichtsrat auf der nächsten Sitzung vorgelegt wird“, sagte einer der Konzernkenner. Diese finde am 27. April statt. Der Preis für die restlichen 55 Prozent der Anteile an der Airline, die bei belgischen Investoren liegen, war beim Einstieg der Deutschen vor acht Jahren festgelegt worden und beträgt bis zu 140 Millionen Euro.

Brussels Airlines flog mit knapp 50 Maschinen voriges Jahr einen Gewinn von 41 Millionen Euro ein. Die Fluglinie ist für die Lufthansa interessant wegen der Europa-Beamten und Lobbyisten in Brüssel, die viel Geld für Flugtickets ausgeben. Zudem seien die Strecken der Airline nach Afrika, wo die Lufthansa traditionell nur schwach vertreten ist, für Europas größte Airline attraktiv, sagte Gerald Khoo, Luftfahrt-Analyst bei der Investmentbank Liberum. Ein Lufthansa-Sprecher sagte, es sei noch keine Entscheidung getroffen worden.

Noch nicht sicher sei auch das Ergebnis der seit Herbst laufenden Verhandlungen mit SAS, sagten die beiden Insider. Die staatlichen Eigner der Fluglinie wollten Aussteigen. Die Regierungen von Norwegen, Schweden und Dänemark halten zusammen die Hälfte der Anteile. Bislang sei die Lufthansa vor einem Engagement zurückgeschreckt, da SAS viele Problem gehabt habe. Diese seien aber kleiner geworden, da SAS hart saniert worden sei. „Nun könnte SAS an die Billigplattform Eurowings angedockt werden.“ Es müsste auch keine Übernahme sein, ebenfalls vorstellbar wäre eine Kooperation oder eine andere Vereinbarung, sagten die Insider.

Eurowings ist der neue Billig-Ableger der Lufthansa und so konzipiert, dass noch weitere Fluglinien dazukommen können. Die Eurowings-Flotte solle auf 220 bis 230 Flugzeuge wachsen von derzeit knapp 90, damit die Gesellschaft mit den Marktführern Ryanair und Easyjet mithalten könne, sagte einer der Kenner. Die an der Stockholmer Börse notierte SAS-Aktie schnellte nach Erscheinen der Reuters-Meldung um bis zu sieben Prozent nach oben.

SAS ist für die Lufthansa wegen des großen Einzugsgebietes mit 20 Millionen Einwohnern interessant. Zudem flog die Airline im vorigen Geschäftsjahr mit 100 Millionen Euro wieder in die schwarzen Zahlen. Innerhalb der Lufthansa regt sich auch Kritik an den Plänen. „Die Kapazitäten der Lufthansa für den Kauf und das Aufpäppeln von angeschlagenen Fluglinien sind begrenzt“, sagte einer der Insider. Allein der Umbau von Austrian Airlines habe Jahre gedauert und sei immens teuer gewesen. SAS und Brussels Airlines hätten die Rückkehr in die schwarzen Zahlen nur wegen der tiefen Kerosinpreise geschafft.

Ein Lufthansa-Sprecher sagte, dass die deutsche Airline seit Gründung des Flugbündnisses Star Alliance Partner von SAS sei und man allein schon deshalb miteinander spreche. Konkret wollte er sich nicht zu dem Thema äußern. Die SZ hatte zuerst über die bevorstehende Komplettübernahme von Brussels Airlines durch die Lufthansa berichtet.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen weiter dramatisch an - Zukunftsaussichten bleiben düster
08.05.2024

Im April verzeichnete Deutschland erneut einen starken Anstieg der Firmeninsolvenzen - ein bedenklicher Trend, der bereits seit 10 Monaten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Siemens Energy beendet Misere und startet Sanierungsplan für Windkraftsparte Gamesa
08.05.2024

Beim kriselnden Energietechnikkonzern Siemens Energy scheint sich der Wind zu drehen. Nach einem guten zweiten Quartal mit schwarzen Zahlen...

DWN
Technologie
Technologie Abzocke an der Ladesäule? E-Auto laden unterwegs teurer als Benzin E10
08.05.2024

Die Begeisterung für Stromer hat in Deutschland schon arg gelitten. Die Ampel gewährt keine Zuschüsse mehr bei der Anschaffung - und nun...

DWN
Finanzen
Finanzen Anlagevermögen in Deutschland 2023 um 10 Prozent gewachsen
08.05.2024

Deutsche Kapitalanleger sind trotz schwacher Weltkonjunktur reicher geworden. Eine erfreuliche Nachricht für die Vermögensverwalter, die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
08.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...

DWN
Politik
Politik CDU plant schrittweise Rückkehr zur Wehrpflicht
08.05.2024

Nachdem die Bundeswehr 2011 von einer Regierung unter Führung der Union von der Wehrpflicht befreit wurde, macht die CDU nun nach 13...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freie Lehrstellen erreichen kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Der Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...