Finanzen

Bank of England scheitert mit Anleihe-Käufen bereits am zweiten Tag

Die Bank of England hat bereits am zweiten Tag ihres Anleihe-Kaufprogramms am Dienstag nicht genügend Anleihen von Banken angeboten bekommen. Diese erstaunliche Tatsache verweist auf eine extrem hohe Nervosität an den Finanzmärkten.
10.08.2016 22:58
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Schwache Ergebnisse bei einer Rückkauf-Auktion der Zentralbank von Großbritannien haben am Dienstag die Renditen der britischen Anleihen gedrückt. So sank die Verzinsung der 20-jährigen Bonds auf ein Rekordtief von 1,204 Prozent. Auch die Renditen der fünfjährigen, der zehnjährigen und der 30-jährigen Bonds Papiere erreichten Allzeittiefs.

Der Bank of England (BoE) waren bei der Auktion nur Anleihen im Volumen von 1,12 Milliarden Pfund angeboten worden. Sie hatte aber für 1,17 Milliarden Pfund Bonds mit Laufzeiten von mehr als 15 Jahren kaufen wollen. Banken waren demzufolge nicht bereit oder in der Lage, genügend ihrer britischen Staatsanleihen an die Zentralbank zu verkaufen.

Es war der erste Versuch der BoE im Rahmen des ausgeweiteten Anleihekaufprogramms Schuldtitel mit langer Laufzeit von Geschäftsbanken zu kaufen. Mit dem Kaufprogramm hofft die Notenbank, die nach dem Brexit-Votum drohende Rezession im Land zu verhindern, weil Geschäftsbanken durch den Verkauf über mehr Liquidität verfügen, was die Kreditvergabe erleichtert.

Das Phänomen weist auf eine extrem auf Sicherheit fokussierte Strategie der Banken hin. Diese behalten ihre sicheren Staatstitel offensichtlich lieber, als sie mit Gewinn zu verkaufen. „Was diesen fehlgeschlagenen Versuch besonders interessant - und besorgniserregend – macht, ist die Tatsache, dass eine Zentralbank theoretisch immer ihre Kaufziele erreichen sollte, weil sie prinzipiell in der Lage ist, jeden Preis zu zahlen. Trotzdem haben einigen Marktteilnehmer Anleihen im Gesamtwert von 52 Millionen Pfund nicht zu jedem möglichen Preis an die Bank of England verkaufen wollen“, schreibt der Finanzblog Zerohedge dazu.

Die britische Notenbank will nach dem Ausrutscher zum Start ihrer Anleihekäufe verlorenen Boden erst in einigen Monaten gutmachen. Ab November sollen die ausgefallenen Käufe über mehrere Monate nachgeholt werden, kündigte die Bank von England am Mittwoch an.

Die Renditen britischer Staatsbonds (Gilts) reagierten auch am Mittwoch noch heftig. Zehnjährige Gilts markierten ein neues Rekordtief von 0,531 Prozent. Die Verzinsung fünfjähriger Titel fiel auf ein neues Allzeittief von 0,122 Prozent. „Die Verkäufer streikten“, kommentierten die Marktexperten der National-Bank in Essen. Für die BoE werde es nun teuer, das geplante Volumen bei ihrem Staatsanleihen-Kaufprogramm zu schaffen oder sie müsse bald auf andere Anleihen ausweichen.

Mit ihren aufgestockten Anleihekäufen stemmt sich die Bank von England nach dem Brexit-Votum gegen eine drohende Rezession im Land. Sie hatte vergangene Woche angekündigt, in den nächsten sechs Monaten britische Staatsbonds im Umfang von weiteren 60 Milliarden Pfund zu erwerben. Die Auktion vom Dienstag war der erste Versuch, Staatspapiere mit langen Laufzeiten im Rahmen des aufgestockten Programms zu kaufen. Zudem war es das erste Mal, dass die Notenbank seit dem Beginn der Anleihekäufe im Jahr 2009 bei einer Rückkauf-Auktion nicht genügend verkaufswillige Investoren fand.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Zinssenkung: Drückt Fed-Chef Powell den Notrufknopf?
21.04.2025

Das Risiko, dass im Finanzsystem etwas ausbrennt, wächst zunehmend. Sollte dies eintreten, könnte die US-Notenbank gezwungen sein, eine...

DWN
Panorama
Panorama Vererbter Reichtum: Der jüngste Milliardär der Welt ist ein 19-jähriger Deutscher
21.04.2025

In der Regel dauert es viele Jahre, oft Jahrzehnte, bis Menschen ein Milliardenvermögen aufbauen – meist durch harte Arbeit,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalbeschaffung: So erkennen Sie Lügen im Vorstellungsgespräch
21.04.2025

Fast jeder vierte Bewerber schummelt im Lebenslauf oder beim Vorstellungsgespräch – die Dunkelziffer könnte noch höher sein....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU investiert Milliarden in eigene KI-Gigafabriken: Brüssel will Abhängigkeit von US-Datenmonopolen beenden
21.04.2025

Die Europäische Kommission plant eine industriepolitische Offensive von historischer Dimension: Mit bis zu 20 Milliarden Euro sollen...

DWN
Politik
Politik Tech-Milliardäre planen libertäre Parallelstadt – und haben Grönland im Visier
21.04.2025

US-Tech-Milliardäre planen eine eigene Stadt – mit Grönland als möglichem Standort. Hinter dem Projekt stehen Namen wie Peter Thiel...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lohntransparenz: geheimes Gehalt - das letzte große Tabu?
21.04.2025

Ein dänischer Berater teilt sein Gehalt auf LinkedIn – und löst eine Welle an Reaktionen aus. Warum bleibt das Thema Gehalt in Europa...

DWN
Panorama
Panorama Die bestbezahlten Bank-CEOs in Europa: Auf der Liste steht ein Deutscher
21.04.2025

Im Jahr 2024 war Sergio Ermotti, CEO von UBS, der bestbezahlte Bank-CEO Europas mit einem Gesamteinkommen von 15,6 Millionen Euro. Auf der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine-Krieg: Frieden zwischen Ukraine und Russland kann neue Aktienrallye in Europa auslösen
20.04.2025

Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas leidet in besonderem Maße unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Hohe...