Finanzen

Deutsche Flugsicherung warnt vor Drohnen

Lesezeit: 2 min
16.11.2016 09:54
Weltweit ringen die Flugsicherungen darum, Drohnen vernünftige Grenzen zu setzen. Denn nur dann lässt sich mit der neuen Technologie Geld verdienen.
Deutsche Flugsicherung warnt vor Drohnen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Deutsche Flugsicherung berichtet, dass es im laufenden Jahr allein im deutschen Luftraum 61 gefährliche Annäherungen von Drohnen an bemannte Flugzeuge und Helikopter gegeben hat, fünf Mal so viel wie ein Jahr zuvor, berichtet die dpa. Am Montag ist eine Drohne im Münchener Olympiapark aus 180 Metern Höhe nur knapp neben einer Familie mit zwei Kindern zu Boden gekracht.

Die Drohnen sind jedoch nicht mehr aufzuhalten, da sind sich die Experten beim internationalen Flugsicherheitskongress in der Stadthalle von Langen einig. In wenigen Jahren werden weltweit Millionen der unbemannten Flugobjekte den Himmel bevölkern und den Luftverkehr unsicherer machen - wenn es schief läuft.

„Drohnen sind auf dem Radar nicht sichtbar und damit ein Alptraum für jede Flugsicherung“, sagt DFS-Chef Klaus-Dieter Scheurle. Im Verein mit der europäischen Luftsicherheitsbehörde EASA und der Deutschen Telekom will er daher möglichst allen unbemannten Fluggeräten einen Mobilfunkchip verpassen und deren Positionsdaten umgehend in die Flugsicherungssysteme einspeisen lassen.

Dieses noch im Modellversuch befindliche Verfahren findet ungeteiltes Lob der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Ihr Sprecher Markus Wahl hält wie die DFS gar nichts von dem einfachen, vom Bundesverkehrsministerium vorgeschlagenen Nummernschild, weil das schließlich erst in einem Schadensfall Hinweise auf den möglichen Verursacher geben könne. Die Piloten müssten vorher vor anderen Flugobjekten gewarnt werden. „In dem Moment, in dem ich als Flugzeugführer weiß, dass da Drohnen sind, habe ich ja schon den ersten Schritt in Richtung Sicherheit gemacht.“

Auch die Industrie zeigt hohe Bereitschaft zu technischen Lösungen für mehr Sicherheit. Etliche Firmen haben sich bereits auf die Abwehr von Drohnen beispielsweise rund um Fußballstadien spezialisiert. Der chinesische Drohnen-Weltmarktführer DJI arbeitet eng mit US-Behörden zusammen, um den Geräten per Software das Fliegen beispielsweise über Kraftwerken, Gefängnissen, Flughäfen oder militärischen Anlagen unmöglich zu machen. Auch temporäre Flugverbote könnten über das sogenannte Geo-Fencing einprogrammiert werden, verspricht DJI-Manager Brendan Schulman. Er weiß: Ein einziger spektakulärer Terroranschlag mit einer Drohnenbombe könnte sein Geschäft zerstören.

Trotz aller Bedenken und Kontrollwünsche wollen die Flugaufseher der faszinierenden Technologie möglichst viele kommerzielle Anwendungen öffnen. In den USA sitzen große Konzerne wie Amazon in einem ständigen Beratergremium der Flugaufsicht FAA, die bei den rechtlichen Rahmenbedingungen im teils atemberaubenden Tempo die Standards setzt. Die bürokratischen Europäer kommen kaum hinterher, wie DFS-Chef Scheurle einräumt. Auch der Flugaufsichtsweltverband CANSO macht Druck: Schließlich müsse dieses Rad nicht in jedem Land neu erfunden werden, sagt ihr Vertreter Jeff Poole.

In Europa ist der Logistikriese DHL Vorreiter, seit 2013 werkeln die Postler an verschiedenen Lastdrohnen, die sie erst in Bonn, dann an der Nordsee-Insel Juist und schließlich in den bayerischen Alpen in Verbindung mit zwei vollautomatischen Paketstationen getestet haben. „Wir sind weltweit die ersten, die eine Transportdrohne - bei uns der Paketkopter - für einen Endkundenzugang einsetzen können“, sagt der Konzernvorstand Post, Jürgen Gerdes, stolz. Der nächste Schritt geht in die Ballungsräume - wegen ihrer Verkehrsprobleme der zweite mögliche Einsatzort nach den besonders abgelegenen Paketzielen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

 

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....