Finanzen

Negativzinsen belasten Banken in Europa

Lesezeit: 1 min
04.01.2017 00:36
Die von der Europäischen Zentralbank veranschlagten Negativzinsen werden für die Banken zu einem ernsten Problem. Die Belastungen sind im vergangenen Jahr stark gestiegen.
Negativzinsen belasten Banken in Europa

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) veranschlagten Negativzinsen auf Einlagen der Geschäftsbanken belastet die Ertragskraft der europäischen Banken. Im vergangenen Jahr mussten deutsche Kreditinstitute bereits etwa 1,1 Milliarden Euro an die EZB abführen. Die Basis für diese Strafzahlung bilden jene rund 380 Milliarden Euro, welche deutsche Banken auf Konten der Bundesbank hielten. Im Jahr 2015 hingegen lag der Umfang der Strafzinsen mit etwa 300 Millionen Euro deutlich niedriger, berichtet das Magazin Finance unter Verweis auf Berechnung des Analysehauses Barkow Consulting.

Insgesamt überwiesen die Banken der Eurozone der EZB im vergangenen Jahr 3,6 Milliarden Euro Strafzinsen. Diese Zahlungen belasten die Ertragskraft der Institute. Die Strafzinsen von rund 1,1 Milliarden Euro repräsentieren beispielsweise 4,3 Prozent der Vorsteuergewinne deutscher Banken im Jahr 2015, berichtet Finance.

Problematisch ist, dass die Einlagen der Geschäftsbanken bei den Zentralbanken seit Monaten beständig zunehmen, was die durch die Negativzinsen hervorgerufene Sonderbelastung weiter erhöht.  Würden etwa die Zahlen des Dezembers auf das Jahr hochgerechnet, hätten die deutschen Banken im vergangenen Jahr etwa 1,5 Milliarden Euro bezahlen müssen, was fast 6 Prozent der Vorsteuergewinne des Vorjahres repräsentiert. Die Entwicklung ist gerade für europäische Banken problematisch, deren Gewinnkraft ohnehin schwächer ist als jene der amerikanischen Rivalen.

Europas Großbanken waren im ersten Halbjahr 2016 beim Gewinn weiter hinter ihre US-Konkurrenz zurückgefallen. Einer Studie des Beratungshauses EY zufolge sank der Nettogewinn der zehn nach der Bilanzsumme größten europäischen Banken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Viertel auf 22,1 Milliarden Euro, während der Gewinn der amerikanischen Großbanken um 20 Prozent auf umgerechnet 47 Milliarden Euro zurückging.

Einen Teil der Strafzinsen geben die meisten Banken inzwischen in Form höherer Gebühren an die Kunden weiter. Die meisten scheuen sich derzeit noch, die Strafzinsen offen weiterzugeben. Bei einer Beibehaltung oder sogar Ausweitung der Strafgebühren könnte sich dies jedoch ändern. Erste Großkonzerne wie der Versicherer Allianz haben inzwischen damit begonnen, Bargeld und Gold in eigenen Tresoren zu halten, um ihre Eigenmittel vor den negativen Auswirkungen der Geldpolitik der EZB zu schützen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...