Politik

Banker mit vielen Facetten: Ein Deutscher an der Spitze von Goldman Sachs

Lesezeit: 2 min
10.05.2017 00:07
Er ist ein Banker mit vielen Facetten: Marc Nachmann schafft es an die Spitze von Goldman Sachs. (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich)
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Die US-Großbank Goldman Sachs baut ihre Führungsstruktur im Bereich Investmentbanking um. Nach dem Abgang des früheren Präsidenten Gary Cohn steigt mit Marc Nachmann ein Deutscher zu einem von zwei Stellvertretern von Investmentbanking-Co-Chef John Waldron auf. Das Trio steht einem Bereich vor, welcher im vergangenen Jahr Einnahmen von 6,27 Milliarden US-Dollar generierte, schreibt Bloomberg. Der andere Stellvertreter an der Seite Waldrons ist Gregg Lemkau, Vize-Chef des globalen Übernahmegeschäfts. Lemkau hat bei Goldman unter anderem den Energiedeal zwischen Duke und Piedmont Natural Gas begleitet. Dies deutet darauf hin, dass sich Goldman auf eine stark auf die Energiepolitik ausgerichtete US-Strategie einzustellen scheint, bei der es auf erfolgreiche Dealmaker ankommt.

Cohn verließ Goldman, um einer der wichtigsten Wirtschafts- und Finanzberater von US-Präsident Donald Trump zu werden. Mit ihm gemeinsam dienen sechs weitere Goldman-Banker im Weißen Haus, unter anderem Finanzminister Steve Mnuchin.

Marc Nachmann stieß 1994 zu Goldman Sachs, wurde im Jahr 2002 Managing Director und im Jahr 2004 Partner. Seitdem leitet er unter anderem das Südamerika-Geschäft der Bank. Zudem war er Co-Vorsitzender des Geschäftsbereichs natürliche Ressourcen.

Nachmann hat unter anderem Mathematik und Physik studiert sowie die Harvard Business School absolviert. Nachmann absolvierte sein Studium an der kleinen Privatuniversität Wesleyan University im US-Bundesstaat Connecticut.

Mit dieser Qualifikation dürfte Nachmann vor allem eine besondere Aufgabe der Neupositionierung der Investmentbank im Umfeld von FinTechs zukommen. Das Wall Street Journal berichtete vor einiger Zeit, dass Goldman die Expansion in neue Bereiche des Bankgeschäfts, einschließlich der Handelsfinanzierung und von  Kredite gegen Villen und Kunstsammlungen, einsteigen wolle.

Im Jahr 2014 wurde er Co-Leiter der Finanzierungsabteilung und war für „Geschäftsabschlüsse mit komplexen Finanzierungspaketen für große Kunden, insbesondere aus dem Energiesektor, zuständig“, berichtet die Financial Times. Im vergangenen Februar wurde er zum alleinigen Leiter der Abteilung befördert, nachdem der andere Co-Leiter Jim Esposito in die Handelsabteilung von Goldman Sachs gewechselt war.

In seine Zeit als Chef der Finanzierung fiel auch ein veritabler Flop: Goldman hatte in die portugiesische Pleitebank Espirito Santo investiert und musste das Investment nach der Pleite abschreiben, wie der Guardian damals berichtete.

Nachmann wurde 2015 in das Management Committee der Großbank berufen, was in der Regel als Vorbereitung weiterer Karriereschritte gedeutet wird. Zudem hat er noch weitere Ämter inne. „Herr Nachmann ist Mitglied des Management-Komitees, des Risiko-Komitees, des Kapital-Komitees, des Investment Policy-Komitees und des Vorstandskomitees des Investmentbankings“, heißt es auf der Homepage der Großbank.

„Gregg und Marc haben mit vielen unserer Kunden weltweit an ihren wichtigsten Transaktionen gearbeitet. Ihr tiefes und fortschreitendes Verständnis von Industrien und Märkten haben dabei geholfen, unsere Stellung als führender Berater und Finanzier zu begründen und weiter zu definieren“, schreibt Goldman-Chef Lloyd Blankfein in der Bekanntmachung zu den personellen Änderungen.

Nachmanns Zeit in Lateinamerika war offenkundig entscheidend für seinen Aufstieg: Er sagte im des Business Times im Jahr 2016, dass es gelungen sei, den Umsatz in Lateinamerika innerhalb eines Jahres um 50 Prozent zu steigern. Nachmann hat diesen Erfolg mit Hedging, Währungs-Swaps und einigen Infrastruktur-Projekten bewerkstelligt, wie Bloomberg berichtet. Interessant: Nachmann sagte Bloomberg, dass Goldman auch in fünf Private Equity-Transaktionen erfolgreich gewesen sei. Er vertrat die Auffassung, dass viele Unternehmen wegen der Schwierigkeiten mit Bankkrediten auf Private Equity-Modelle zurückgreifen wollen – eine Erkenntnis, die die Erfolge der Private Equity-Branche weltweit belegen. Es ist denkbar, dass Goldman mit Nachmann an der Spitze seine Private Equity-Aktivitäten ausweiten könnte.

Interessantes Detail: Nachmanns Name findet sich in einer Liste, mit der Goldman im Oktober 2016 eine Anfrage an die EU gerichtet hatte: Die Investmentbank wollte Einsicht in alle Dokumente nehmen, die mit Goldman-Bankern im Zusammenhang mit der „griechischen Schuldenkrise“ in den Jahren 2010 bis 2014 zu tun haben. Goldman wollte alle Protokolle, Emails, Briefe und Telefon-Logs, die die Kommunikation von Goldman-Bankern mit „dem früheren Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso und Mitgliedern seines Kabinetts“ betreffen. Die EU überprüfte die Anfrage und teilte der Bank mit, dass keinerlei Dokumente vorliegen, die aufgrund der Regulierung 1049/2001 transparenzpflichtig wären. Die Ära Barroso werde im übrigen als „historisch“ eingestuft, weshalb eine komplexere Eingabe an die EU vonnöten sei. Auf diese Mitteilung der EU hat Goldman schließlich nicht mehr reagiert. Der frühere EU-Präsident Barroso ist heute Berater bei Goldman in London.


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