Politik

Petro-Dollar: USA wollen Weltmarktführer bei Erdöl werden

Die USA streben die weltweite Dominanz im Erdöl-Markt an. (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich)
03.05.2017 01:25
Lesezeit: 4 min

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Nach Ansicht von US-Innenminister Ryan Zinke können die USA im Energiebereich nicht nur unabhängig, sondern auch dominant werden, berichtet Bloomberg. Die Ölproduktion in den USA könnte bis Ende des kommenden Jahres um 17 Prozent auf einen Rekord von 10,24 Millionen Barrel pro Tag ansteigen, da Unternehmen die Kosten senken und im Öl-Bohren effizienter werden – vor allem in Regionen wie West Texas und North Dakota. Seit dem Jahr 1970 hatte die inländische Produktion das Volumen von 10 Millionen Barrel pro Tag nicht übertroffen. „Im Jahr 1983 wurde mir gesagt, dass wir im Jahr 2003 endgültig aus Öl und fossilen Brennstoffen aussteigen werden. Doch das ist nicht wahr. Und sie wissen, dass Gott einen Sinn für Humor hat und uns das Fracking gab. Und Fracking ist ein Game-Changer – sicherlich ein globaler Game-Changer“, so Zinke auf einer Energiekonferenz in Houston.

US-Präsident Donald Trump hat eine Untersuchung mit dem Ziel angeordnet, einen Teil der Naturschutzgebiete der USA zu verkleinern und das Land damit wirtschaftlich nutzbar zu machen. Bei jenen sogenannten National Monuments, die sich über mehr als 40 000 Hektar erstrecken, soll geprüft werden, ob ein Teil des Landes vom Schutz ausgenommen werden kann.

Trump bezeichnete die Unterschutzstellung großer Gebiete als "Landnahme" des Bundes. Den Menschen vor Ort sei der Einfluss entzogen worden.

National Monuments können im Gegensatz zu Nationalparks vom Präsidenten unter Schutz gestellt werden, ohne die Einwilligung des Senats. Barack Obama hatte unter anderem große Meeresgebiete unter Schutz stellen lassen. Dies hatte Einfluss vor allem auf Fischfang und Ölförderung.

Trump plant, mit einem weiteren Dekret zahlreiche Fracking-Genehmigungen zu erteilen. Dadurch wolle das Weiße Haus nach eigenen Angaben Arbeitsplätze schaffen und die unnötige Belastung der Energieerzeuger verringern. Das sagte ein Vertreter des Weißen Hauses der Nachrichtenagentur Reuters. Die US-Regierung hofft, der Öl- und Gasindustrie neue Förder-Regionen zur Verfügung zu stellen. Geplant sind unter anderem Öl- und Gasprojekte am Golf von Mexiko, im Atlantik und in der Arktis, berichtet Oilprice.com. Die Obama-Regierung hatte zuvor den Atlantik und den Golf von Mexiko als Bohrungsgebiete vollständig ausgeschlossen.

US-Präsident Trump wird es schwer haben, den Weg für Bohrungen im Atlantik und in der Arktis zu bahnen. Jeder Versuch, Genehmigungen für Bohrungen im Atlantik und der Arktis zu erteilen, wird auf harte Rechtsstreitigkeiten stoßen, so Oilprice.com. Die Befugnis des Präsidenten, die Bewegung der Obama-Regierung umzukehren, ist umstritten. Denn die geplanten Öl- und Gasförderprojekte müssen insbesondere für den Atlantik einer genauen Überprüfung nach Umweltschutzkriterien unterworfen werden. Dieser Prozess könnte sich über Jahre hinweg hinausziehen, zumal die USA im Atlantik bisher keinerlei Öl- und Gasförderprojekte umgesetzt hat. Doch auch wenn die Trump-Regierung mit ihrem Vorstoß erfolgreich sein sollte, stellt sich die Frage, wer an den Projekten interessiert sein wird. Die Firma Royal Dutch Shell hatte zuvor etwa acht Milliarden Dollar in ihre Operationen im arktischen Tschuktschensee investiert. Die Operationen liefen über zehn Jahre, ohne ein sonderlich wichtiges Ergebnis zu erzielen. Im Jahr 2015 stellte die Firma ihre Operationen in der Arktis aufgrund des Ölpreis-Verfalls und der schlechten Förderperspektiven ein. Daraufhin stoppte auch US-Präsident Obama die Prüfungsphase für mögliche Energieinvestitionen in der Arktis.

Um Bohrungen in der Arktis doch noch lukrativ zu machen, müsste der Ölpreis die 100-Dollar-Marke knacken, was aus aktueller Sicht unwahrscheinlich erscheint. Deshalb könnten Investitionen in die US-Frackingindustrie weitaus logischer sein.

Der Atlantik könnte sich im Gegensatz zur Arktis als weitaus attraktiver erweisen. Das Ausmaß der Ressourcenbasis ist unbekannt, da es bisher keine Forschungsergebnisse gegeben hat. An der Ostküste der USA könnte es hohe – oder auch gar keine – Vorkommen geben. Die einzige Einschätzung dazu gab das Bureau of Ocean Energy Management (BOEM) im Jahr 2011, das im US-Innenministerium angesiedelt ist. Der Abteilung zufolge könnten sich vor der Ost-Küste der USA drei Milliarden Barrel an Öl befinden. Im Vergleich zum Golf von Mexiko, wo sich 48 Milliarden Barrel, und zur Küste von Alaska, wo sich 26 Milliarden Barrel befinden sollen, macht die Schätzung für die Ost-Küste einen Bruchteil davon aus.

Neue Bohrungsvorhaben sind mit hohen Kosten verbunden. Bei einem Ölpreis, der sich um die 50-Dollar-Marke bewegt, ist es fragwürdig, ob sich Bohrungen im Atlantik lohnen würden.

Vor der Küste von Alaska befinden sich 15 potenzielle Becken, die für Bohrungen in Frage kommen könnten. Das geht aus einer Karte des BOEM hervor. Im Atlantik befinden sich vier große Becken und im Golf von Mexiko werden die rohstoffreichen Bereiche in den westlichen, zentralen und östlichen Golf von Mexiko eingeteilt. An der Pazifikküste befinden sich wiederum vier Becken, die für die Öl- und Gasförderung in Frage kommen. Der Großteil der Becken wurde noch nicht vermietet. Im Rahmen des Fünfjahresprogramms des BOEM sollen die Planungsgebiete (Öl- und Gasbecken) im Rahmen von Leasingverträgen an US-Energiefirmen vergeben werden. Das Programm spezifiziert die Größe, die zeitliche Dauer und den Standort der Leasing-Aktivitäten. Diese werden vom US-Innenministerium festgelegt. Dabei muss das Innenministerium die geografischen, geologischen und ökologischen Eigenschaften der Planungsgebiete berücksichtigen. Das Ministerium muss die Vorteile und Nachteile der Öl- und Gasförderung gegenüber Umweltschutzrisiken abwägen. Zudem müssen die rechtlichen Vorgaben und Interessen der betroffenen US-Bundesstaaten berücksichtigt werden.

Am vergangenen Freitag bestellte Trump Innenminister Zinke ein, um mit dem Fünfjahresprogramm fortzufahren. Zinke unterzeichnete daraufhin zwei Verordnungen, wonach zwei Beraterstellen in der Abteilung für Energiepolitik und im BOEM geschaffen werden sollen. Trump hat Zinke aufgetragen, das Fünfjahresprogramm zu erweitern, um weitere potenzielle Bohrgebiete, die vom ehemaligen US-Präsidenten Obama ausgelassen wurden, in das Programm zu integrieren. Dabei geht es um die Arktis und den Atlantik, berichtet The Houston Chronicle. Zinke soll auch das Innenministerium umgestalten, da in fünf Jahren 40 Prozent der Mitarbeiter in den Ruhestand versetzt werden sollen.

Innenminister Zinke schreibt in einem Gastbeitrag des Blatts Washington Examiner, der am 1. Mai 2017 veröffentlicht wurde, dass die US-Energiepolitik der Zukunft sich nach dem Prinzip „America First“ orientieren werde. Dies habe drei Vorteile. Erstens würde sich die Erhöhung der Ölproduktion in den USA vorteilhafter auf die Umwelt auswirken. Denn die einheimische Ölproduktion würde Regulierungen und Vorschriften unterworfen sein. Wenn die USA jedoch im Ausland Öl produzieren, gebe es dort keinerlei Regulierungen, die den Umweltschutz betreffen würden. „Ich habe lange als Navy SEAL im Mittleren Osten gedient und ich kann Ihnen mit 100 Prozent Sicherheit sagen, dass es besser ist, unsere Energie hier unter vernünftigen Vorschriften zu entwickeln, anstatt sie im Ausland unter kleinen oder gar keinen Vorschriften zu produzieren“, schreibt Zinke.

Zweitens sei die Energieproduktion ein „Segen für die Wirtschaft“, weil dadurch Millionen von Arbeitsplätzen gesichert und geschaffen werden und Häuser, Krankenhäuser, Fertigung und Transport diese Energie zu erschwinglichen Preisen erhalten.

Drittens werde die Erreichung der US-amerikanischen Energieunabhängigkeit die nationale Sicherheit der USA stärken, indem die USA ihre Abhängigkeit von ausländischem Öl verringern. „Als Militärkommandeur habe ich beobachtet, wie die Macht der amerikanischen Wirtschaft und der amerikanischen Energie unsere weltweiten Gegner besiegte. Unter der Führung von Präsident Trump werden wir unsere Ressourcen erneut entwickeln und sie als diplomatische Kraft nutzen, um die Preise niedrig zu halten und die Amerikaner zu schützen“, so Zinke.

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