Finanzen

Milliarden-Lücke in der gesetzlichen Rentenkasse

Lesezeit: 1 min
27.06.2017 01:29
In der gesetzlichen Rentenversicherung kam es im vergangenen Jahr wie schon 2015 zu einem Fehlbetrag in Milliardenhöhe.
Milliarden-Lücke in der gesetzlichen Rentenkasse

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Rentenkasse hat einem Zeitungsbericht zufolge im vergangenen Jahr ein Minus von 2,2 Milliarden Euro verbucht. Der Fehlbetrag fiel bei der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) damit gegenüber dem Vorjahr um gut 600 Millionen Euro höher aus, berichten die Dortmunder Ruhr Nachrichten am Montag. Sie berufen sich dabei auf die Kabinettsvorlage zum Entwurf für den Bundeshalt 2018, die am Mittwoch beraten werden soll.

Grund für das größere Minus seien höhere Ausgaben als 2015. Diese lagen 2016 bei 282,7 Milliarden Euro, die Einnahmen dagegen nur bei 280,5 Milliarden Euro. 2014 hatte die GRV dem Blatt zufolge noch einen Überschuss von 3,16 Milliarden Euro erzielt, 2015 sei sie dann mit 1,59 Milliarden Euro in die roten Zahlen gerutscht.

Hintergrund sind den Angaben der Rentenversicherung zufolge Gesetzesänderungen der vergangenen Jahre wie die Ausweitung der Mütterrente, aber auch die relativ hohe Rentenerhöhung im vergangenen Jahr. Insofern sei das Defizit „nicht Ausdruck einer schlechten Lage der Rentenversicherung, sondern Folge des gesetzlich vorgegebenen und geplanten Abbaus der Rücklagen“.

Das abermals gestiegene Minus im vergangenen Jahr mache indes keinen Anstieg des Beitragssatzes von derzeit 18,7 Prozent erforderlich, heißt es in dem Papier des Bundesfinanzministeriums. Dieser könne voraussichtlich bis 2021 stabil bleiben. Der Beitragssatz war zu Beginn des Jahres 2015 um 0,2 Prozentpunkte gesenkt worden.

Das deutsche gesetzliche Rentensystem steuert aufgrund des demografischen Defizits auf eine schwere Schieflage zu, die Millionen von Menschen in die Altersarmut führen könnte. Die Bundesregierung versucht indes, das Thema aus dem Wahlkampf zur Bundestagswahl herauszuhalten.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles hatte am Montag nach Veröffentlichung einer neuen Studie zum steigenden Risiko der Altersarmut Bundeskanzlerin Angela Merkel scharf attackiert. „Die Weigerung von Frau Merkel, ein Konzept für eine verlässliche Rente der Zukunft vorzulegen, hat dramatische Konsequenzen für eine wachsende Anzahl von Menschen“, warf die SPD-Politikerin der Kanzlerin und CDU-Chefin am Montag vor.

Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung ist in 20 Jahren jeder fünfte Neu-Rentner von Armut bedroht. Derzeit ist es knapp jeder Sechste. Der Befund der Stiftung lautet zudem: Die meisten der in der Regierung diskutierten Reformvorschläge gehen an den eigentlichen Risikogruppen vorbei.

Ab 2036 sind der Studie zufolge 20 Prozent der Neu-Rentner von Armut bedroht. Die Untersuchung stützt sich auf Berechnungen der Wirtschaftsforschungsinstitute DIW und ZEW. Als armutsgefährdet gilt, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens eines Landes verfügt. In Deutschland sind das derzeit 958 Euro monatlich. Als von Altersarmut besonders bedroht gelten Erwerbsgeminderte, Geringqualifizierte, Langzeitarbeitslose, alleinstehende Frauen und Ostdeutsche.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...