Finanzen

Trump droht EU mit Verschärfung des Handelskriegs bei Stahl

US-Präsident Donald Trump hat europäischen Stahlherstellern mit der Einführung neuer Zölle und Quoten gedroht.
14.07.2017 11:38
Lesezeit: 2 min

Im Stahlstreit mit Europa und China droht US-Präsident Donald Trump mit der Einführung von Handelshemmnissen, berichtet Reuters. „Sie bieten Stahl zu Dumpingpreisen an, und sie zerstören unsere Stahlindustrie, sie tun es seit Jahrzehnten und ich werde es stoppen“, sagte Trump am Donnerstag an Bord der Air Force One auf dem Flug von den USA nach Frankreich.

Trump wirft der Europäischen Union in einer Umkehr gängiger Sichtweisen Protektionismus gegenüber Einfuhren aus den USA vor. „Wir haben Dinge, die wir kaum in die EU verkaufen können“, sagte Trump. „Sie sind sehr protektionistisch. Und wir sind es nicht.“

Es gebe zwei Optionen: Quoten oder Zölle. „Vielleicht mache ich beides“, fügte Trump hinzu. Die Aktien von US-Stahlkonzernen legten daraufhin zu. Trump will die heimische Stahlbranche stärken und geht mit Strafzöllen unter anderem bereits gegen die deutschen Stahlhersteller Salzgitter und die Dillinger Hütte vor. Die Bundesregierung reagierte empört auf die Handelshemmnisse und kündigte die Prüfung von Gegenmaßnahmen an.

US-Handelsminister Wilbur Ross traf sich am Donnerstag mit Mitgliedern des Finanzausschusses des Senats. Nach Auskunft von Teilnehmern will er Trump Möglichkeiten aufzeigen, wie sich Stahlimporte aus Gründen der nationalen Sicherheit einschränken lassen. Ross werde diese Optionen wohl kommende Woche bekanntmachen. Hintergrund ist ein Gesetz aus dem Jahr 1962. Derzeit läuft eine Prüfung des Handelsministeriums, wie sich dieses auf Stahleinfuhren anwenden lässt. Ross selbst wollte sich nicht dazu äußern, wann das Ergebnis präsentiert wird.

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries hält das Vorgehen der Vereinigten Staaten für ungerechtfertigt. Sie warnte kürzlich davor, dass die Aktionen der US-Regierung einen Handelskrieg auf internationaler Ebene auslösen könnten: „Es gibt nach hiesiger Einschätzung keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass europäische oder deutsche Stahlimporte die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten bedrohen oder beeinträchtigen könnten.“ Das Vorgehen der USA könnten andere Staaten als „Einladung“ verstehen. „Protektionistischen Maßnahmen wäre damit Tür und Tor geöffnet“, zitiert die FAZ aus dem Schreiben, das auch EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström zugeschickt worden war.

Auch in anderen Branchen drängen die USA auf Sanktionen. Nach Holz aus Kanada und Zucker aus Mexiko nimmt die US-Regierung jetzt spanische Oliven ins Visier, berichtet AFP. Das Handelsministerium in Washington teilte am Donnerstag mit, es habe eine Untersuchung gestartet, ob Olivenimporte aus Spanien „unfair subventioniert“ sind. Das Ministerium gehe damit einer Klage von zwei US-Olivenproduzenten nach. Sie behaupten, dass spanische Oliven in den USA bis zu 200 Prozent unter Marktwert verkauft werden.

Handelsminister Wilbur Ross erklärte, die Regierung werde „rasch handeln, um jeglichen unfairen Handel zu stoppen“. Bis zum 7. August will das Ministerium entscheiden, ob Unternehmen und Beschäftigte in den USA tatsächlich geschädigt werden. Ab September könnte die Regierung vorläufige Strafzölle gegen spanische Oliven verhängen, im November dann endgültige.

Spanien exportierte im vergangenen Jahr Oliven im Wert von knapp 71 Millionen Dollar (62 Millionen Euro) in die USA, wie das Ministerium mitteilte. Es handelte sich um „alle Farben, alle Formen, alle Größen“ von reifen, verpackten Oliven. „Spezial-Oliven“ etwa für den Martini gehören nicht dazu, auch mit Knoblauch oder Käse gefüllte Oliven nicht. Die USA streiten sich bereits mit Kanada um den Import von Nadelbaumhölzern und den Export von US-Milchprodukten dorthin. Der Zuckerstreit mit Mexiko ist mittlerweile beigelegt – der Preis für Zucker aus Mexiko, der in die USA geliefert wird, wurde leicht angehoben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
USA
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die Pleitewelle rollt: Rekordstand bei Firmeninsolvenzen
26.06.2025

Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland steigt auf ein Zehnjahreshoch – trotz abgeflauter Dynamik. Besonders betroffen sind der...

DWN
Finanzen
Finanzen Verbraucher sparen lieber, als ihr Geld auszugeben
26.06.2025

Die Deutschen halten ihr Geld zusammen – trotz besserer Konjunkturaussichten. Eine neue Studie zeigt: Aus Angst vor wirtschaftlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Leica mit Rekordumsatz: Kamera-Pionier setzt auf Smartphone-Erfolg
26.06.2025

Leica wächst weiter: Mit einem Rekordumsatz im Rücken und einer traditionsreichen Geschichte treibt der Kamera-Hersteller seine Expansion...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse: Bundestag beschließt Verlängerung bis Ende 2029
26.06.2025

Die Mietpreisbremse soll weitere vier Jahre gelten – doch sie ist umstritten wie eh und je. Während der Eigentümerverband sie für...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis im Höhenflug: Anleger in der Falle?
26.06.2025

Der Goldpreis eilt von Rekord zu Rekord, doch Experten warnen: Wer jetzt einsteigt, könnte in eine gefährliche Falle tappen. Was Anleger...

DWN
Immobilien
Immobilien Erbschaftsteuer Kinder - mit diesen Tipps lässt sich bei Immobilien viel sparen
26.06.2025

Geht es ans Erben, haben Kinder hohe Freibeträge, die jedoch bei Immobilienbesitz oder anderen hohen Vermögen schnell aufgebraucht sind....

DWN
Panorama
Panorama Iranische Atomanlagen: Wie stark die US-Angriffe wirklich trafen
26.06.2025

Nach dem massiven Luftangriff der USA auf Irans Atomanlagen überschlagen sich die Einschätzungen. Präsident Trump spricht von völliger...

DWN
Politik
Politik Bundestag beschließt Anreize für Firmeninvestitionen
26.06.2025

Investitionen gelten als Schlüssel zur wirtschaftlichen Erholung. Mit neuen Abschreibungsregeln und geplanten Steuersenkungen will die...