Politik

Bürgermeister von Altena bei Messerangriff verletzt

In Altena wurde der Bürgermeister von einem alkoholisierten Mann mit einem Messer attackiert. Bundes- und Landespolitiker sprechen von einem politischen Motiv des Täters.
28.11.2017 10:01
Lesezeit: 2 min

Der Bürgermeister der sauerländischen Stadt Altena, Andreas Hollstein (CDU), ist bei einem Messerangriff verletzt worden. Die Behörden halten ein politisches Motiv für wahrscheinlich, die genauen Hintergründe sind aber noch unklar. Die Staatsanwaltschaft in Hagen kündigte weitere Informationen für den Dienstagmorgen an.

Hollstein war am Montagabend in einem Dönerladen mit einem Messer angegriffen worden. Der Politiker sei mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden, hatte es aber noch am Abend bereits wieder verlassen, schreibt die dpa.

Hollstein sagte am Dienstag in einer Pressekonferenz, er sei leicht verletzt worden. Ein ihm unbekannter Mann habe ihn in einem Dönerladen mehrfach von der Seite angesehen und ihn gefragt, ob er der Bürgermeister sei. Danach habe er ein Messer gezogen und es ihm an den Hals gesetzt. Dabei habe er ihm vorgeworfen, dass Hollstein ihn verdursten lasse, sich aber um Flüchtlinge kümmere.

Hollstein sagte, es sei ihm gelungen, das Messer wegzudrücken, allerdings habe er eine Schnittverletzung erlitten. Danach hätten ihm die Besitzer des Dönerladens geholfen, den Mann niederzuringen. Ein Mitarbeiter des Ladens sei dabei verletzt worden. Nach einigen Minuten sei die Polizei eingetroffen. Der Tatort liegt 50 Meter von einer Polizeiwache entfernt.

Der Mann habe eine "Alkoholfahne" gehabt, sei jedoch einsatzfähig gewesen.

Holstein sagte, der Angriff sei politisch motiviert gewesen: Der Täter sei ein "Werkzeug" von Stimmen gewesen, die in den "sozialen Medien" Hass verbreiten. Hollstein sprach von "Brunnenvergiftern", die Menschen zu Hass und Gewalt anstiften. Hollstein sagte, dass auch Journalisten überlegten müssten, was sie schreiben, um nicht Gründe für Hass und Gewalt zu liefern. Ausdrücklich attackierte der Bürgermeister die AfD. Er sagte außerdem, die gescheiterten Koalitionsverhandlungen in Berlin hätten zur "Politikverdrossenheit" beigetragen.

Von mehreren Politikern war der Angriff bereits vor Hollsteins Auftritt politisch klassifiziert worden: "Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass es einen politischen Hintergrund bei diesem Anschlag gibt", sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Der mutmaßliche Täter, der laut Laschet dingfest gemacht wurde, habe Bemerkungen über die Flüchtlingspolitik gemacht, die diesen Rückschluss zuließen. Die dpa erklärt in diesem Zusammenhang, Altena nehme mehr Flüchtlinge auf, als es nach dem Verteilschlüssel aufnehmen müsste. Ob diese Tatsache der Anlass für den Angriff ist steht zur Stunde nicht fest.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich bestürzt: "Ich bin entsetzt über den Messerangriff auf Bürgermeister Andreas Hollstein - und sehr erleichtert, dass er schon wieder bei seiner Familie sein kann", twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstag im Namen der Kanzlerin. "Dank auch an die, die ihm geholfen haben."

Auch Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) verurteilte den Angriff. "Schreckliche Nachricht aus Altena", schrieb er am Dienstagmorgen auf Twitter und wünschte Hollstein gute Besserung. "Dürfen niemals akzeptieren, dass Menschen attackiert werden, nur weil sie anderen helfen. In unserem Land darf kein Platz sein für Hass und Gewalt."

Der nordrhein-westfälische Familienminister Joachim Stamp (FDP) schrieb bei Twitter: "Alle guten Wünsche an Andreas Hollstein, dem großartigen Bürgermeister Altenas." Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) äußerte sich ebenfalls schockiert: "Entsetzlich. Meine Solidarität gilt Herrn Hollstein & dem ebenfalls verletzten Mann."

"Diese Gewalt in unserem Land gegenüber ehrenamtlich Tätigen, gegen Bürgermeister, die sich um das Wohl ihrer Stadt kümmern, ist verabscheuungswürdig", sagte Ministerpräsident Laschet. "Klar ist: in Nordrhein-Westfalen ist kein Platz für Hass und Gewalt. Die Vielfalt ist Kennzeichen unseres Landes."

Auch die Bezirksregierungen von Arnsberg und Köln wünschten Hollstein via Twitter gute Besserung - und verurteilten den Angriff. "Gewalt kann und darf nie Mittel der Auseinandersetzung sein. Egal welche Differenzen es auch gibt, man muss sie mit Worten klären", hieß es auf dem Account der Bezirksregierung Arnsberg. Die Stadt liegt ebenso wie Altena im Sauerland.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) war im Oktober 2015 einen Tag vor ihrer Wahl von einem Rechtsextremisten mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden. In der vergangenen Woche wollte ursprünglich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei seinem Antrittsbesuch in NRW auch nach Altena kommen - und sich dort mit Flüchtlingsfamilien treffen. Diese Reise musste er wegen der geplatzten Jamaika-Verhandlungen absagen

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