Politik

Kommunen: Zu wenig Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt

Die Kommunen sehen ein Problem mit der Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt.
25.12.2017 23:27
Lesezeit: 2 min

Die Kommunen haben vor einem Scheitern der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt gewarnt. In Deutschland seien Mitte 2017 fast 600.000 Flüchtlinge als erwerbsfähige Leistungsberechtigte in der Grundsicherung Hartz IV gewesen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das sei gegenüber 2016 ein Anstieg von mehr als 250.000 Menschen. Dagegen seien weniger als 200.000 Flüchtlinge zur Jahresmitte einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgegangen.

"Diese Zahlen zeigen, dass wir noch gewaltige Anstrengungen unternehmen müssen, bis die Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge gelungen ist", sagte Landsberg und kritisierte, dass in Deutschland an zu "starren Integrationsmustern" festgehalten werde. Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes forderte mehr Flexibilität und nannte als Vorbild Dänemark: Dort würden Flüchtlinge so schnell wie möglich an den Arbeitsmarkt herangeführt, der Spracherwerb erfolge parallel dazu.

Landsberg rief auch große Unternehmen zu mehr Engagement bei der Beschäftigung von Flüchtlingen auf. Die Qualifikation und Ausbildung der neu nach Deutschland gekommenen Menschen sei auch im ureigenen Interesse der Wirtschaft. So könnten sich etwa lokale Bündnisse für Arbeit bilden, in denen Kommunen, Handelskammern, Unternehmen, regionale Wirtschaft und Ausbildungseinrichtungen zusammengeschlossen seien.

Vor den Sondierungsgesprächen mit der SPD hat die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) eine konsequente Linie in der Flüchtlingspolitik gefordert. "Es geht bei der Zuwanderung und bei der Integration vor allen Dingen um konsequentes staatliches Handeln, etwa wenn es um Abschiebungen geht", sagte Kramp-Karrenbauer der "Welt". CDU und CSU müssten daher ihre Position zur Zuwanderung "verteidigen und in den Koalitionsgesprächen mit der SPD möglichst durchsetzen".

CDU und CSU hatten sich nach der Bundestagswahl auf eine gemeinsame Linie in der Flüchtlingspolitik verständigt, die bereits ihre Grundlage für die gescheiterten Verhandlungen mit FDP und Grünen über eine Jamaika-Koalition war. Sie sprechen sich dafür aus, dass im Jahr nicht mehr als 200.000 Menschen in Deutschland aufgenommen werden sollen. Zudem soll die Liste der sicheren Herkunftsstaaten zumindest um die Maghreb-Staaten erweitert, die Kontrollen an den deutschen Grenzen sollen verlängert werden.

Der Familiennachzug für Flüchtlinge mit dem eingeschränkten subsidiären Schutzstatus soll ausgesetzt bleiben. Zudem will die Union Asylverfahren für alle neu Ankommenden in "Entscheidungs- und Rückführungszentren" bündeln. Dort sollen Asylsuchende bleiben müssen, bis über ihren Antrag entschieden wurde.

Am 7. Januar beginnen Union und SPD ihre Sondierungen über eine Regierungsbildung. Die Flüchtlingspolitik dürfte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Eine Neuauflage der großen Koalition ist in den Reihen der Sozialdemokraten höchst umstritten.

Eine neue große Koalition müsse in der Zuwanderungspolitik zu "echten Verbesserungen kommen", forderte Kramp-Karrenbauer, die für ihre Partei an den Gesprächen mit der SPD teilnimmt. "Jemand, der seine Identität verschleiert oder Papiere vernichtet hat, muss mit harten Konsequenzen rechnen", verlangte die CDU-Politikerin. "Bei unbegleiteten Minderjährigen sollte eine verbindliche Altersprüfung eingeführt werden."

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