Finanzen

Hohe Schulden könnten Abwärts-Spirale am Aktienmarkt auslösen

Die mit Schulden finanzierten Aktienkäufe steigen seit Jahren. Gerät der Kredit-Nachschub ins Stocken, kommt eine Verkaufsspirale in Gang.
28.12.2017 17:03
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Umfang der durch Schulden finanzierten Aktienkäufe („Margin Dept“) steigt seit Jahren deutlich an. Wie der Finanzblog Wolfstreet berichtet, dürfte der auf Krediten basierende Aktienkauf der Haupttreiber der guten Entwicklung an den Aktienmärkten in den vergangenen Jahren sein. Stockt die Schuldenaufnahme oder sinken die Kurse an den Börsen, könnte eine Verkaufswelle entstehen.

Wie die New Yorker Börse berichtet, stieg der Umfang der Schuldenaufnahme für Aktienkäufe allein zwischen Oktober und November um 3,5 Prozent oder 19,5 Milliarden Dollar und steht jetzt insgesamt bei 580,9 Milliarden Dollar – so viel wie nie zuvor. Das Plus seit Jahresbeginn beträgt 16 Prozent.

Investoren müssen bei ihren Brokern einen gewissen Anteil an Eigenmitteln hinterlegen („Margin“), um einen größeren Anteil Kredite bei diesen aufnehmen zu können („Margin Dept“). Mit diesen können sie dann Wertpapiere erwerben. Problematisch wird es dann, wenn die Aktienkurse sinken und das entsprechende Vermögen unter das hinterlegte Eigenkapital sinkt. Die Broker fordern in solchen Fällen einen Nachschuss von Eigenkapital von den Anlegern, ein Tatbestand, der als „Margin Call“ bezeichnet wird. Um diesen Nachschuss zu leisten, müssen häufig weitere Aktien oder andere Wertpapiere verkauft werden, wodurch die Kurse noch weiter unter Druck geraten. Daraus kann sich eine Abwärts-Spirale entwickeln.

Aus einer inflationsbereinigten Grafik von Advisor Persepctives geht deutlich hervor, dass die Entwicklung der Schulden eng mit dem Kursverlauf des breit aufgestellten Aktienindex S&P 500 verknüpft ist. Beispielsweise gipfelten die Schuldenstände im März 2000 – im selben Monat, in dem die sogenannte „Dotcom“-Blase platzte. Auffällig ist außerdem, dass die Schuldenkurve erneut im Juli 2007 einen Höhepunkt erreichte – zur selben Zeit, als die Finanzkrise begann. Im Februar 2009 dagegen lag der Umfang von Margin Dept auf einem Tiefpunkt – wenig später setzte die bis heute anhaltende Erholungsbewegung an den Aktienmärkten ein.

„Margin Dept, welches nur einen Teil der verschiedenen Schuldenhebel am Aktienmarkt abbildet, ist der große Beschleuniger, sowohl auf dem Weg nach oben als auch auf dem Weg nach unten. (…) Verschuldung erzeugt Liquidität. Aber es ist keine Liquidität, die von einer Anlageklasse zur nächsten zieht. Es ist Liquidität, die dazu geschaffen wurde, in Aktien zu fließen und genauso schnell kann sie sich auch wieder auflösen: Wenn Aktien verkauft werden, um Margin Dept zu begleichen, dann fließt dieses Geld nicht in andere Anlageklassen, andere Aktien, Gold oder Kryptowährungen. Es verschwindet einfach“, schreibt Wolfstreet.

Vor kurzem warnte der Präsident der Federal Reserve of Dallas, Robert Kaplan, vor den gestiegenen Schuldenständen im Aktienhandel und dem Umfang der Aktienmärkte, welche mit rund 135 Prozent der Wirtschaftskraft der USA „so hoch liegen wie seit 1999/2000 nicht mehr.“ Kaplan sagte weiter: „Im Falle eines Abverkaufs können die hohen Margin Dept-Stände weitere Verkäufe auslösen welche wiederum die Finanzierungsbedingungen im gesamten Finanzsystem rapide verengen können.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...