Studentenkredite sind in den USA beliebter denn je. Allerdings gelingt es den Absolventen der Universitäten immer seltener, die einstmals in Anspruch genommenen Darlehen zurückzuzahlen. Möglich ist, dass eine Zunahme von Kreditausfällen zum Ausbruch einer neuen Finanzkrise beiträgt.
Wie aus einer Studie der US-amerikanischen Denkfabrik Brookings Institution hervorgeht, ist die Krise bei den US-Studentenkrediten größer als erwartet. In der Analyse gehen die Autoren davon aus, dass die Schuldner bis zum Jahr 2023 40 Prozent ihrer Darlehen nicht zurückzahlen werden. Nach einer Vorschau der TBAC (Treasury Borrowing Advisory Committee), einer Behörde des US-Schatzamtes, gebe es bis zum Jahr 2020 eine erschreckend hohe Zahl von 2,5 Billionen US-Dollar an ausstehenden Studentenkrediten. Man müsse davon ausgehen, dass nicht weniger als eine Billion US-Dollar an Studentenkrediten im Verlauf der kommenden zwei Jahre nicht bedient werden können.
Die Entwicklung könnte ein indirektes – aber von den Steuerzahlern finanziertes – Rettungspaket vom US-Finanzministerium erforderlich machen. Und zwar, weil die überwiegende Mehrzahl der studentischen Darlehen von der US-Regierung herausgegeben wird. Als sich vor etwa drei Jahren das vollständige Ausmaß der Krise im Bereich der Studentenkredite abzeichnete, startete die TBAC eine Analyse und Langzeitbeobachtung, um vor allem zwei Dinge aufzuzeigen: Erstens, dass etwa 50 Prozent der Studentenkredite nicht zurückgezahlt werden können, und zweitens, dass die gesamte Summe der Studentenkredite, die sich derzeit bei etwa 1,48 Billionen US-Dollar liegt (etwa 50 Prozent mehr als die sämtliche Kreditkartenschulden in den USA) auf über 3,3 Billionen US-Dollar im Jahr 2024 ansteigen könnte.
Die Studie von Brookings Institution fand ebenfalls heraus, dass sich die Situation besonders an gewinnorientierten Universitäten verschlechtert hat: Von einhundert Studenten, die je eine Universität besucht haben, konnten 23 ab 1996 innerhalb von 12 Jahren nach dem College ihre Darlehen nicht zurückzahlen, ab 2004 waren es bereits 43. Dies bildet nach dem Bericht einen Kontrast zu Studenten, die an öffentlichen Universitäten lernen, mit einem Anstieg von acht auf elf von 100.
Aber das wichtigste Ergebnis, dass in der Studie veröffentlicht wurde, ist die erstaunliche Differenz im Hinblick auf die ethnische Zuordnung. Dabei wird belegt, dass schwarze Studenten doppelt so oft als alle anderen und fünf Mal mehr als weiße College-Absolventen ihre Studentenkredite nicht zurückzahlen können.
Neueste Daten unterstreichen, dass die Ausfallquoten mehr von den studentischen und institutionellen Faktoren als von den durchschnittlichen Schuldenhöhen abhängen. Beispielsweise konnten nur vier Prozent der weißen Absolventen, die nie eine gewinnorientierte Universität besucht haben, ihre Kredite innerhalb von 12 Jahren nicht zurückzahlen, während etwa 67 Prozent aller schwarzen Studenten von gewinnorientierten Colleges ihre Darlehen nicht bedienen konnten. Und da die durchschnittliche Höhe der Kredite pro Student im Lauf der Zeit geklettert ist, ist auch die Summe der Ausfälle gestiegen.
So lautet die Schlussfolgerung der Studie der TBAC: „Die Ergebnisse legen nahe, dass diffuse Befürchtungen um steigende Levels bei Studentenkrediten fehl am Platze sind. Allerdings liefern die Resultate Anreize für eine stärkere Regulierung des gewinnorientierten Sektors. Dies sollte zur Verbesserung der Graduierung und zur Förderung der einkommensorientierten Rückzahlung der Schulden für alle Studenten führen. Schließlich sollte es ganz gezielt auf die besonderen Herausforderungen von College-Studenten jeder Hautfarbe eingehen.“