Politik

Guter US-Arbeitsmarkt ebnet Weg zu höheren Zinsen

Lesezeit: 1 min
01.06.2018 18:12
Die US-Konjunktur läuft laut Regierungszahlen gut. Damit dürfte die nächste Zins-Erhöhung kommen.
Guter US-Arbeitsmarkt ebnet Weg zu höheren Zinsen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die US-Regierung verkündet sehr gute Beschäftigungszahlen. Die Regierung in Washington meldete am Freitag in ihrem Arbeitsmarktbericht für Mai 223.000 neue Stellen. Experten hatten lediglich mit 188.000 gerechnet. Einer Faustregel zufolge reichen bereits rund 100.000 neue Jobs monatlich, um mit dem Bevölkerungswachstum Schritt zu halten. Die getrennt ermittelte Erwerbslosenquote sank um einen Tick auf 3,8 Prozent - das niedrigste Niveau seit 18 Jahren. Damit ist die US-Notenbank (Fed) ihrem Ziel der Vollbeschäftigung ganz nahe. Sie entscheidet Mitte Juni wieder über den Leitzins. "Der Jobaufbau gibt der Fed grünes Licht für eine Erhöhung", meint Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe der Nachrichtenagentur Reuters.

Er erwartet, dass die Währungshüter den Schlüsselsatz auf die Spanne von 1,75 bis 2,00 Prozent anheben werden. Dies gilt auch als Vorsichtsmaßnahme, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern. US-Präsident Donald Trump will das Wachstum mit seiner Steuerreform auf mindestens drei Prozent hochtreiben. Trump tweetete kurz vor der Bekanntgabe der Zahlen: "Freue mich auf die Beschäftigungszahlen". Er befeuerte damit zugleich Marktspekulationen, dass die Zahlen besser als erwartet ausfallen dürften.

Auch die für die Preisentwicklung wichtigen Stundenlöhne legten im Mai mit 0,3 Prozent stärker zu als erwartet. Die Notenbank strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an und ist diesem Ziel in jüngster Zeit näher gekommen, was ebenfalls für eine weitere Straffung der Geldpolitik spricht. Fed-Führungsmitglied Neel Kashkari betonte jedoch, angesichts einer Arbeitslosenquote von 3,8 Prozent sei das Lohnwachstum "noch niedrig". Der Chef der Fed von Minneapolis gilt als Vertreter einer eher vorsichtigen Linie, der vor weiteren Zinserhöhungen Anzeichen für ein stärkeres Anziehen der Inflation abwarten möchte.

An den Märkten werden dennoch nach der Straffung im März weitere Anhebungen im Juni und im September für wahrscheinlich gehalten. Auch ein vierter Schritt in diesem Jahr gilt als durchaus möglich: Händler taxieren die Chancen für eine weitere Straffung im Dezember mittlerweile auf 36 Prozent. Für Ökonom Bernd Krampen von der NordLB wird die konjunkturelle Großwetterlage letztlich den Ausschlag geben, ob es zwei Zinsschritte nach oben im zweiten Halbjahr geben wird: "Die derzeitige globale Verunsicherung könnte ein Abwarten der Fed bewirken."

Die US-Industrie hat im Mai allerdings unerwartet viel Fahrt aufgenommen. Der Einkaufsmanager-Index stieg auf 58,7 Zähler, nach 57,3 im April, wie aus einer Firmen-Umfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorgeht. Die US-Konjunktur hatte in den Wintermonaten noch an Schwung eingebüßt. Zwischen Januar und März stieg das Bruttoinlandsprodukt nur noch mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 2,2 Prozent nach einem Plus von 2,9 Prozent Ende 2017.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...