Politik

Deutsche Bank fällt bei Stresstest in den USA durch

Die Deutsche Bank gerät in den USA unter Druck.
28.06.2018 22:52
Lesezeit: 2 min

Die Deutsche Bank ist im zweiten Teil ihres Stresstests durch die US-Notenbank Federal Reserve durchgefallen. In einem am Donnerstag nach Börsenschluss veröffentlichten Bericht bemängelt die Fed, dass die Deutsche Bank in den USA in ihren Planungen und internen Abläufen nicht ausreichend für Krisensituationen gewappnet sei. Es seien "weitverbreitete und bedenkliche Defizite" in allen Bereichen der Kapitalplanung festgestellt worden.

Die Fed konstatierte unter anderem gravierende Mängel in der Datenverarbeitung, den Voraussagen über Einnahmen und Verluste sowie in den internen Kontrollsystemen. Diese Schwächen weckten Besorgnisse hinsichtlich der Fähigkeiten der Deutsche-Bank-Tochter, "ihre Kapitalbedürfnisse auf vorausschauender Basis festzulegen".

Den vor einer Woche veröffentlichten ersten Teil des Tests hatte die Deutsche Bank hingegen bestanden. Darin waren die Kapitalreserven für den Fall einer Rezession bewertet worden. Die US-Notenbank gelangte zu dem Schluss, dass die US-Tochter des Instituts - ebenso wie die übrigen 34 getesteten Banken - selbst bei einem schweren Einbruch der Konjunktur und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit auf zehn Prozent noch immer Geld an Unternehmen oder Privathaushalte verleihen könnten.

Die Deutsche Bank hatte erfreut auf die ersten Ergebnisse des jährlichen Stresstests reagiert. Zu dem negativen Ergebnis des zweiten Testteils stand nun eine Stellungnahme der Bank zunächst noch aus.

Dieser zweite Teil legt seinen Schwerpunkt auf die internen Planungsprozesse, mit denen sich die Banken für Krisen wappnen. Die Deutsche Bank in den USA war in dieser Fed-Analyse bereits in den Jahren 2015 und 2016 durchgefallen.

In diesem Jahr ist die Deutsche Bank die einzige der 35 von der Notenbank geprüften Banken, die bei dem Test versagte. Die praktische Konsequenz für das Institut ist, dass es nun jeden einzelnen seiner Kapitaltransfers an das Mutterhaus in Frankfurt am Main von der Fed genehmigt bekommen muss. Die US-Tochter bekommt von der Notenbank zudem vorgeschrieben, an der Behebung der festgestellten Defizite zu arbeiten.

Die Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse bestanden den zweiten Teil des Stresstests in den USA. Insgesamt mussten sich 34 Institute der zweiteiligen Belastungsprobe unterziehen.

Goldman Sachs Group Inc. und Morgan Stanley sagten zu, die Auszahlungen von Dividenden auf Vorjahresniveau einzufrieren. Beide Banken mussten ihre Dividenden- und Aktienrückkaufpläne eindämmen, nachdem die Fed davor warnte, dass ihre ersten Vorschläge sie mit unzureichenden Kapitalpuffern belassen hätten. JPMorgan Chase, American Express, KeyCorp und die M&T Bank Corporation haben ihre ursprünglichen Pläne für Ausschüttungen an die Aktionäre überdacht, nachdem sie nach der Vorlage von reduzierten Plänen in der vergangenen Woche die Zustimmung der Fed erhalten hatten.

Die Stresstests bei den größten Banken in den USA waren als Reaktion auf die Finanzkrise von 2008 eingeführt worden. Sie sind Teil der sogenannten Dodd-Frank-Reformen, die den US-Finanzsektor gegen weitere Krisen wappnen und damit die US-Steuerzahler vor kostspieligen Bankenrettungen bewahren sollten.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Künftiger Kanzleramtschef: Härterer Migrationskurs ab 6. Mai
30.04.2025

Illegale Migration soll gestoppt, die Grenzen schärfer kontrolliert werden: Der designierte Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) legt vor...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gewinne bei VW und Mercedes brechen um jeweils rund 40 Prozent ein
30.04.2025

Europas Autoriesen spüren den Gegenwind: Bei VW und Mercedes brechen die Gewinne ein – teils dramatisch. Während Sonderkosten und...

DWN
Technologie
Technologie Höflichkeit kostet Millionen: Liefert ChatGPT durch Respekt bessere Antworten?
30.04.2025

Das Rennen um generative künstliche Intelligenz (KI) ist für Technologieunternehmen, die grundlegende Modelle entwickeln, ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kyle Bass: „Europa ist eine Ansammlung gescheiterter Volkswirtschaften“ – Was der US-Investor wirklich meint
30.04.2025

US-Starinvestor Kyle Bass rechnet mit Europa ab – und liefert eine scharfe Analyse, warum der Kontinent für Investoren zur...

DWN
Technologie
Technologie Cyberbedrohungen: Unternehmen stehen vor einer Zeitenwende – Sicherheit wird zur wirtschaftlichen Überlebensfrage
29.04.2025

Die Weltwirtschaft hat einen neuen, unsichtbaren Frontverlauf – und dieser verläuft mitten durch die digitalen Netzwerke globaler...

DWN
Politik
Politik Die Hälfte der Deutschen glaubt: Elektroautos sind ein grüner Bluff – was das für Europa bedeutet
29.04.2025

Trotz Milliardensubventionen verliert die grüne Transformation rasant an Rückhalt. Bürger zweifeln, Experten warnen – Europa droht der...

DWN
Politik
Politik Spionage AfD: Ex-Krah-Mitarbeiter angeklagt
29.04.2025

Ein ehemaliger Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah steht im Verdacht, für einen chinesischen Geheimdienst gearbeitet zu haben...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zölle: Deutsche Unternehmen bleiben erstaunlich gelassen
29.04.2025

Trotz der hitzigen Rhetorik aus Washington und düsteren Prognosen internationaler Organisationen wie dem IWF zeigen deutsche Unternehmen...