Finanzen

Bundesrechnungshof warnt vor Europäischem Währungsfonds

Lesezeit: 2 min
23.02.2019 20:14
Der Bundesrechnungshof ist gegen den Europäischen Währungsfonds, weil durch ihn strenge Auflagen bei Rettungsaktionen von Banken und Staaten wegfallen würden - auf Kosten der deutschen Steuerzahler.
Bundesrechnungshof warnt vor Europäischem Währungsfonds

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der Bundesrechnungshof lehnt den Umbau des Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) in einen Europäischen Währungsfonds (EWF) ab. Dieser Plan der EU-Kommission würde nach Angaben des Bundesrechnungshofs die Wirksamkeit des ESM untergraben, Finanzkrisen in der Euro-Zone nachhaltig zu bewältigen. Der EWF würde im Gegensatz zum ESM als Institution der EU-Kommission agieren.

“Für Europa und Deutschland ist ein stabiler Euro von elementarer Bedeutung. Finanz- und Währungskrisen im Euroraum müssen auch in Zukunft effektiv bewältigt werden können. Dazu brauchen wir einen Rettungsschirm, dessen Hilfen klar ausgerichtet bleiben und gezielt wirken. Er darf nicht mit zweckfremden Aufgaben überfrachtet werden oder Fehlanreize schaffen”, so der Präsident des Bundesrechnungshofes, Kay Scheller.

Die EU-Kommission will im Rahmen des EWF Stabilitätshilfen an EU-Mitglieder künftig früher, breiter und einfacher auszahlen können. Die Reformauflagen für die betroffenen EU-Mitgliedstaaten sollen nicht mehr so streng ausfallen wie bisher.

Der Bundesrechnungshof schreibt in einer Mitteilung: “Der EWF soll auch Teil eines Sicherheitsnetzes für krisengeschüttelte Banken im Euro-Währungsgebiet werden und hierfür bis zu 60 Mrd. Euro bereithalten. Damit sollen Banken notfalls weiterhin mit Steuermitteln gerettet werden.”

Das Ziel der Krisenbewältigung werde durch diesen Ansatz geschwächt. Der EWF würde Fehlanreize für Staaten und Banken schaffen. Eine hohe finanzielle Beanspruchung des EWF würde auch zwangsläufig zu hohen Ausfällen führen.

Die Maßnahmen eines Stabilitätsmechanismus dürfen, so der Bundesrechnungshof, nur ein Letztsicherung sein, um Krisen zu bewältigen. “Sie ist letztes Mittel und kann keine nachhaltige Haushalts- und Finanzpolitik ersetzen. Außerdem sollten Banken – wie andere Branchen – nach marktwirtschaftlichen Prinzipien für ihre Risiken haften”, argumentiert der Bundesrechnungshof.

Die EU-Staaten hatten im Dezember 2018 ein Reformpaket zum Schutz der Euro-Zone vor künftigen Finanzkrisen verabschiedet. Dabei ging es um die Stärkung des ESM, der de facto in einen EWF umgebaut wird.

Die Finanzkrise ab 2008 hatte Europa unvorbereitet getroffen. In der Folge gerieten Unternehmen, Banken und ganze Staaten in eine Abwärtsspirale. Nur in höchster Not - und mit Milliardenkrediten der Europartner und des Internationalen Währungsfonds (IWF) - wurde etwa Griechenland vor der Staatspleite bewahrt, die weitreichende Folgen für die gesamte Eurozone nach sich gezogen hätte.

Im Detail soll der ESM nun künftig nicht erst in äußerster Not, sondern schon früher einschreiten können. Außerdem soll er Hilfsprogramme stärker selbst managen. In der Griechenlandkrise spielte die Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und IWF die zentrale Rolle.

Außerdem soll der ESM auch bei Bankenpleiten zum Einsatz kommen und - frühestens ab 2020 - den Bankenabwicklungsfonds SRF verstärken. In diesen Fonds zahlen die Banken im Moment schrittweise selbst ein. Er soll verhindern, dass in Zukunft Steuergelder für Bankenrettungen gebraucht werden.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
07.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freie Lehrstellen erreichen kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Der Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionsschreck Deutschland: Internationale Investoren meiden deutsche Projekte
07.05.2024

Ausländische Unternehmen haben im vergangenen Jahr immer weniger in Deutschland investiert. Die Anzahl der Projekte ausländischer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten lassen erneut Zinssenkungsfantasie aufkommen
07.05.2024

Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte verbleiben im Spannungsfeld wechselnder Indikatoren hinsichtlich des zukünftigen Zinspfads...

DWN
Politik
Politik Israels Armee nähert sich dem Grenzübergang von Rafah
07.05.2024

Israels Regierung bleibt bei der geplanten umfangreichen Offensive gegen Rafah bestehen, während die Hamas einer Waffenruhe zustimmt -...

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...