Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist bereit, Großbritannien beim Brexit mehr Zeit zuzugestehen. "Wenn Großbritannien mehr Zeit braucht, dann werden wir uns dem natürlich nicht verweigern", sagte Merkel am Mittwoch bei einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris. "Wir streben einen geordneten Austritt der Briten aus der EU an." Zwar bedaure sie den britischen Austritt, aber nun müssten beide Seiten "eine gute Lösung" finden.
Macron zeigte sich offen für einen möglichen britischen Antrag auf Verschiebung des Brexit. "Wenn die Briten mehr Zeit brauchen, dann können wir eine Bitte um Aufschub prüfen", sagte er.
Der Präsident wies zugleich darauf hin, dass die Probleme rund um den Brexit durch einen Aufschub nicht gelöst würden. In diesem Zusammenhang gab Macron eine Äußerung von EU-Chefunterhändler Michel Barnier wider: "Wir brauchen nicht mehr Zeit. Was wir brauchen, ist eine Lösung." Die Briten müssten nun zu einer Lösung beitragen: "Die Zeit ist reif, dass die Briten eine Entscheidung treffen."
Die britische Premierministerin Theresa May hatte am Vortag angesichts der verfahrenen Lage erstmals eine Verschiebung des für den 29. März geplanten EU-Austritts ihres Landes als einen möglichen Ausweg ins Gespräch gebracht. Diese Option soll greifen, falls das Unterhaus in London erneut den Brexit-Vertrag mit Brüssel ablehnt und zudem mehrheitlich gegen einen "harten" Brexit ohne Austrittsvertrag stimmt. May will aber allenfalls eine Verschiebung des Austritts bis Ende Juni dulden.