Finanzen

China beschränkt private Goldimporte, Zentralbank erhöht ihre Bestände

Lesezeit: 3 min
15.08.2019 14:27
Chinas Zentralbank hat die Goldimporte im laufenden Jahr stark eingeschränkt, während sie selbst ihre Goldreserven erhöht.
China beschränkt private Goldimporte, Zentralbank erhöht ihre Bestände
Chinas private Goldimporte kommen zum Großteil aus der Schweiz, Australien und Südafrika. Abgebildet sind Ein-Kilogramm Goldbarren der schweizerischen Firma Argor-Heraeus. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

China hat die privaten Goldimporte seit Mai stark eingeschränkt. Dies sagten nicht namentlich genannte Insider dem englischsprachigen Dienst von Reuters. Ein möglicher Grund sei das Bestreben der chinesischen Behörden, die Kapitalflucht aus dem Yuan aufzuhalten, welcher gemessen am US-Dollar aktuell auf dem niedrigsten Stand seit 2008 steht.

China ist der größte Gold-Importeur der Welt. Im vergangenen Jahr hat das Land rund 1.500 Tonnen Metall importiert. Das war ein Drittel der weltweiten Gesamtproduktion. Die chinesische Nachfrage nach Goldschmuck, Anlagebarren und Münzen hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten verdreifacht.

China senkt die Quoten für private Goldimporte

Doch laut Daten des Zolls hat China in der ersten Hälfte des laufenden Jahres nur 575 Tonnen Gold importiert, gegenüber 883 Tonnen im Vorjahr. Im Mai importierte China 71 Tonnen gegenüber 157 Tonnen im Vorjahr. Im Juni, dem letzten Monat, für den Daten vorliegen, importierte China sogar nur 57 Tonnen gegenüber 199 Tonnen im Vorjahr.

Der Großteil der chinesischen Goldimporte kommt aus der Schweiz, Australien und Südafrika. Die Importe werden in der Regel in Dollar bezahlt und von einer Gruppe chinesischer und internationaler Banken abgewickelt, denen die Zentralbank des Landes monatliche Importquoten erteilt.

Doch laut sieben Insidern in der Edelmetallindustrie in London, Hongkong, Singapur und China sollen die Behörden diese Importquoten in den letzten Monaten stark abgesenkt oder gar auf null gesetzt haben. Im Juni und Juli hätten die Banken so gut wie überhaupt kein Gold mehr nach China importiert, sagten sie zu Reuters. Chinas private Goldimporte sind möglicherweise nur deshalb nicht ganz auf null gefallen, weil einige Banken noch Quoten erhalten und weil andere Importkanäle weiterhin offen sind, darunter Raffinerien, die teilreines gefördertes Gold erhalten, sagten vier der Insider.

Mit der Absenkung der Goldimportquoten will die chinesische Regierung wahrscheinlich die Kapitalflucht begrenzen, die das Land vor dem Hintergrund der starken Abwertung des Yuan erfasst hat.

Zuletzt hatte China die Goldimporte im Jahr 2016 eingeschränkt, nachdem der Yuan unter Druck stand. Aber die Absenkung der Importquoten erreichte damals nicht das Ausmaß wie heute. Die heutigen Beschränkungen seien "beispiellos", sagte ein Insider in Asien.

"Gold, das hereinkommt, ist Geld, das herausgeht", sagte ein Insider und fügte hinzu, dass chinesische Käufer dazu neigen, Dollar zu kaufen, um für Metall zu bezahlen. "Es ist alles mit dem verbunden, was in Bezug darauf, wie die Zentralbank mit der Währung umgeht, geschieht", sagte die Person.

Der Außenwert des Yuan ist seit Anfang vergangenen Jahres um mehr als 10 Prozent gegenüber dem Dollar gesunken. Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt fiel die chinesische Währung unter die Schlüsselschwelle von 7 Yuan pro Dollar.

Zwar gibt es keine offiziellen Daten zur Messung der Kapitalabflüsse aus China. Doch Aufschluss gibt ein Bestandteil der Zahlungsbilanz, die als Fehler und Auslassungen bezeichnet wird. Die Zahlen legen für die ersten drei Monaten dieses Jahres Abflüsse in Höhe von 88 Milliarden Dollar nahe - das wären so viel wie nie zuvor.

Zwar hat China mit Devisenreserven in Höhe von 3,1 Billionen Dollar - den größten der Welt - die Möglichkeit, seine Währung zu stützen. Doch die Beschränkung der Goldimporte ist ein einfacherer Weg, Kapitalabflüsse zu begrenzen, ohne das Leben der Menschen zu beeinträchtigen, sagten Goldbanker.

Tatsächlich sind die Auswirkungen auf den breiteren Goldmarkt bisher gedämpft. Denn der starke Preisanstieg hat viele in China dazu veranlasst, ihr Gold mit Gewinn zu verkaufen, was das Angebot angekurbelt hat. Die Goldpreise in China könnten jedoch steigen, sobald dieses Angebot aus Gewinnverkäufen nachlässt. Die Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums drängt mehr institutionelle Anleger, insbesondere in Europa und Nordamerika, in Richtung Gold, das traditionell als sicherer Anlagemöglichkeit gilt. Zentralbanken auf der ganzen Welt hatten zuletzt so viel Gold gekauft wie nie zuvor.

Chinas Zentralbank kauft weiter massiv Gold

Während die chinesische Zentralbank private Goldimporte stark einschränkt, deckt sie sich selbst mit dem Edelmetall ein. Seit Dezember vergangenen Jahres hat sie ihre Goldreserven jeden Monat erhöht. Im Juli kaufte sie erneut 10 Tonnen, nachdem sie in den sieben Monaten zuvor insgesamt 84 Tonnen gekauft hatte. Die offiziellen Goldreserven des Landes betragen jetzt fast 2.000 Tonnen.

"Es ist wichtig, dass sich das Land vom US-Dollar abwendet", zitiert Bloomberg Philip Klapwijk, Geschäftsführer von Precious Metals Insights. "Auf lange Sicht summieren sich selbst relativ kleine Goldkäufe und helfen, dieses Ziel zu erreichen. Sie müssen bedenken, dass China der größte Goldproduzent der Welt ist", so Klapwijk weiter. Die chinesische Regierung könne daher jederzeit die heimische Minenproduktion mit der Landeswährung aufkaufen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Umweltbewusst und günstig: Hondas Leasing-Modell für die elektrifizierten Fahrzeuge von Honda

Der Managing Director der Honda Bank Volker Boehme spricht mit den DWN über die neuesten Entwicklungen im Leasinggeschäft für die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europas Petrochemie steht mit dem Rücken zur Wand
01.12.2023

Die petrochemische Industrie in Europa gerät in schweres Fahrwasser. Wenn von Seiten der Politik nicht rasch und grundlegend...

DWN
Finanzen
Finanzen Anleger ignorieren Warnungen der EZB, wetten auf Zinssenkung
01.12.2023

Entgegen allen Warnungen der EZB wetten die Märkte auf baldige Zinssenkungen. Damit stellen die Geldpolitik auf eine harte Probe. Gibt...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Banken fordern ein Comeback der Verbriefungen
01.12.2023

Nachdem schon Commerzbank-Chef Knof ein Ende ihrer Stigmatisierung gefordert hat, macht sich nun auch Deutsche-Bank-Chef Sewing für...

DWN
Finanzen
Finanzen Dax nähert sich Allzeithoch - „Zinssenkungseuphorie“
01.12.2023

Der Dax hat die Marke von 16.300 Punkten geknackt und nähert sich einem neuen Allzeithoch erreicht. Denn Anleger spekulieren auf baldige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Grüne Ideologie bedroht deutschen Weinbau
01.12.2023

Brüssel verabschiedet Verordnungen, die den europäischen Weinbau beeinträchtigen werden. Für viele deutsche Winzer gleicht dies einem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutlicher Anstieg der Firmenpleiten - Droht eine Insolvenzwelle?
01.12.2023

Gestiegene Energiekosten, Zinsen und Produktionskosten sowie geopolitische Konflikte belasten Unternehmen in Deutschland. Nicht alle Firmen...

DWN
Politik
Politik Haushaltskrise: Lindner will sparen statt neue Schulden zu machen
01.12.2023

Finanzminister Lindner will für den Haushalt 2024 keine neuen Schulden aufnehmen, sondern sparen. Aber noch ist das Aussetzen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ausstieg aus dem Ausstieg: Schweden baut Kernkraftwerke
30.11.2023

Eigentlich hatten die Schweden per Referendum für das Ende der Kernenergie gestimmt. Doch nun hat das Parlament den Bau weiterer...